Gesundheitsministerium1.000 Stichproben im Jahr: So arbeitet die  Strahlenschutzabteilung

Gesundheitsministerium / 1.000 Stichproben im Jahr: So arbeitet die  Strahlenschutzabteilung
Auch in einem hochmodernen Labor gibt es noch „Handarbeit“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am 12. Oktober fand der nationale Aktionstag „Radon“ statt, an dem das Gesundheitsministerium auf die Risiken hoher Radonkonzentrationen in den Häusern informierte. Für die praktischen Ratschläge war dabei die Strahlenschutzabteilung des Ministeriums zuständig. Dessen Aufgabengebiet reicht allerdings weit über das Thema Radon hinaus.

Die Radioaktivitätswerte unserer Umgebung werden ständig überwacht. „Als im Sommer 2019 ein Tornado den Südwesten des Landes verwüstete, bemerkten wir dank unserer Messtationen ungefähr eine Stunde davor extrem hohe Radonwerte in der Region“, erzählt Patrick Majerus, Leiter der Strahlenschutzabteilung des Gesundheitsministeriums. „Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns keinen Reim darauf machen.“ Vor einem Gewitter herrscht in dem betroffenen Gebiet Unterdruck, der das natürlich im Boden vorkommende Radon „heraussaugt“ und so die hohen Werte erzeugt hat.

Patrick Majerus, Leiter der Strahlenschutzabteilung
Patrick Majerus, Leiter der Strahlenschutzabteilung Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Radon ist ein natürlich vorkommendes Gas, dessen Konzentration besonders im Norden des Landes im Alltag problematisch sein könnte. Ist man über einen langen Zeitraum einer hohen Konzentration des Gases ausgesetzt, erhöht sich das Lungenkrebsrisiko. Privatpersonen erhalten bei der Strahlenschutzabteilung kostenlos sogenannte Exposimeter, um die Radonkonzentration in ihrem Haus zu messen.

Radon ist aber nur eine Quelle radioaktiver Strahlung. Jeden Tag ist unser Körper Strahlung von der Erde und aus dem Universum ausgesetzt. Neben der natürlichen gibt es auch die künstliche Radioaktivität, die vom Menschen erzeugt wird. Diese kommt zum Beispiel in der Atomindustrie oder bei medizinischen Anwendungen vor. In den Krankenhäusern kontrollieren speziell hierfür ausgebildete Fachleute die Strahlenschutzmaßnahmen bei Anwendungsgebieten wie der Strahlentherapie oder Röntgenaufnahmen.  Belastungen in der Umwelt werden einerseits durch ein Netzwerk an Messtationen im Land, andererseits durch Analysen von Proben überwacht.

Seit Juli vorigen Jahres befindet sich die Strahlenschutzabteilung in einem Gebäude hinter dem „Centre hospitalier“. An den Wänden der Korridore sieht man Poster, die von den Einsätzen der Einheit zeugen. Auf einem Foto sieht man Mitarbeiter, die in freier Natur Wasser- und Bodenproben einsammeln. „Eine sehr beliebte Arbeit“, sagt Majerus. „Sie bietet eine willkommene Abwechslung vom Alltag im Laboratorium.“

Prüfen, messen, analysieren

Vieles, was die Mitarbeiter in der Abteilung leisten, sei administrativer Natur. Männer und Frauen, die mit Geräten hantieren, sieht man dort sehr wenige. Stattdessen erledigen spezialisierte Geräte einen Großteil der Arbeit im Labor. „Die eingesammelten Proben werden in Detektoren (kastenähnliche Apparate) gesetzt, welche die Analysen durchführen“, erklärt Majerus. Doch es braucht Spezialisten, die die Ergebnisse interpretieren können. „Das Gerät untersucht das gesamte Spektrum an strahlenbiologisch relevanten Elementen.“ Majerus zeigt ein Resultat am Computerschirm. Dass der Laie dabei nichts versteht, leuchtet wohl ein.

Eine Probe wird in einen Detektor gestellt
Eine Probe wird in einen Detektor gestellt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Untersucht werden Luft-, Wasser und Bodenproben. Luftfilterstationen befinden sich unter anderem auf Findel und in der Nähe des Laboratoriums; die Filter werden zwei- bis viermal im Monat ausgewechselt. Oberflächenwasserproben entnehmen Mitarbeiter der Abteilung aus der Mosel und aus den Remerscher Baggerweihern. Außerdem werden rund 25 Regenwasserproben pro Jahr analysiert. Insgesamt untersucht die Strahlenschutzabteilung pro Jahr rund 1.000 Umweltproben auf radioaktive Spuren.

Moselwasser

Das Wasser aus der Mosel wird getestet, weil man dort am unmittelbarsten radioaktive Konzentrationen messen kann, die aus Cattenom stammen, erklärt Majerus. Diesbezüglich sind für die Gesundheit besonders die Konzentrationen von Cäsium-137 von Bedeutung. Dass im Laboratorium allerdings ein radioaktiver Unfall „entdeckt“ würde, von dem noch niemand vorher etwas wusste, sei unwahrscheinlich. Nicht, dass die hochsensiblen Geräte nicht in der Lage wären, kleinste radioaktive Spuren zu entdecken. Doch passiert im Ausland ein Unfall, wird die Abteilung schon vorher auf offiziellem Weg in Kenntnis gesetzt, was in der Regel schon lange vor einer möglichen Messung in der Umwelt der Fall sei.

Wir werden sehr schnell über jeden kleinsten Vorfall (in Cattenom, Anm. d. Red.) informiert. Es ist gar nicht in deren Interesse, etwas zu vertuschen.

Patrick Majerus, Leiter der Strahlenschutzabteilung

Was nun Cattenom im Speziellen betreffe, so funktioniere die Zusammenarbeit mit den französischen Behörden sehr gut. „Wir werden sehr schnell über jeden kleinsten Vorfall informiert. Es ist gar nicht in deren Interesse, etwas zu vertuschen.“ Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Gleich hinter der Grenze zu Frankreich in Roussy-le-Village betreibt die Abteilung ebenfalls eine Messtation.

In Notfällen alarmieren die Mitarbeiter das Hochkommissariat für nationale Sicherheit, das dann über die Folgeschritte entscheidet, zum Beispiel wann die Bevölkerung Jod-Tabletten nehmen soll. Solche können übrigens unbegrenzt aufbewahrt werden. Wer noch keine besitzt, könne diese im Prinzip bei seiner Gemeinde bekommen, sagt Majerus.

Neben der Radioaktivität in der Umwelt kontrolliert die „Division de la radioprotection“ (DRP), wie die Abteilung offiziell heißt, auch Lebensmittel wie Milch und Eier von einem Bauernhof. „Da es in Luxemburg keine Industrie gibt, die radioaktive Stoffe produziert, würde eine diesbezüglich hohe radioaktive Belastung notgedrungen aus dem Ausland stammen. Eine hohe Konzentration in den Lebensmitteln wäre überall im Land gleich hoch, falls eine festgestellt würde, und deshalb genügt es, die Produkte eines einzigen Bauernhofs zu überwachen.“

Fertig ist die Analyse
Fertig ist die Analyse Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante