Eine für diesen Freitag geplante Veröffentlichung eines weiteren Zwischenberichts der Unfallermittlungsstelle BEA setze deren «Salami-Taktik» bei der Veröffentlichung von Information fort, heißt es in einer am Donnerstagabend verbreiteten Erklärung der Opfervereinigung HIOP AF447. Zudem lasse sie Zweifel an den Zielen der französischen Behörde zur Aufklärung der Katastrophe aufkommen. Sie fordern daher die sofortige Offenlegung der aufgezeichneten Daten, damit die französische Justiz eine unabhängige Untersuchung einleiten könne.
Wörtlich betonen die Verfasser der Erklärung: „Vielmehr wird die Öffentlichkeit in zunehmendem Umfang auf einen Pilotenfehler als ursächlich vorbereitet (…). Diese von der BEA verfolgte Theorie wird bereits bisher mit willkürlich ausgewählten Sprachaufzeichnungen unterlegt. Die Hinterbliebenen halten dieses Vorgehen für empörend.“ Ein eventuelles Fehlverhalten der Piloten könne zudem nur beurteilt werden „unter Würdigung ihres vorausgegangenen und dokumentierten Trainings sowie der zum Unfallzeitpunkt veröffentlichten Handlungsanweisungen für den Fall eines manifestierten Strömungsabrisses des Flugzeugs“.
Air France schuldet Nachweise
Bisher jedoch sei die Fluggesellschaft Air France den Nachweis schuldig geblieben, dass ein Systemausfall in großen Höhen im Trainingsprogramm ihrer Piloten enthalten war. Auch sei die Möglichkeit eines Softwarefehlers im elektronischen Steuerungssystem des Airbusses nicht berücksichtigt worden. Nach bisheriger BEA-Darstellung zogen die Piloten das Flugzeug nach dem Ausfall der Geschwindigkeitsmesser in fataler Weise nach oben.
Noch am Donnerstag hatte ein Airbus-Testpilot die Cockpit-Crew der Unfallmaschine kritisiert. „Die Besatzung hat nicht das vom Flughandbuch vorgeschriebene Verfahren angewandt“, betonte Fernando Alonso. Die Piloten hätten die Maschine nach einem Warnsignal doppelt so steil wie vorgeschrieben nach oben gezogen, erklärte der Leiter der Airbus-Testflüge dem französischen Magazin „Le Point“.
Am Freitag erste Analyse
Die französischen Ermittler wollen sich am Freitag mit einer ersten Analyse des Unfallhergangs äußern. Sie stützen sich dabei auf Erkenntnisse aus der Auswertung der Flugdatenschreiber des Unglücksflugzeugs. Nach ihrer Bergung aus 4000 Metern Meerestiefe waren die letzten Minuten des Fluges rekonstruiert worden. Demnach war der Airbus am 1. Juni 2009 auf dem Nachtflug Rio-Paris in rund vier Minuten aus 11 500 Metern Höhe ins Meer gestürzt. Alle 228 Menschen an Bord starben, darunter 28 Deutsche. Die BEA hat bisher die Umstände des Unfalls nachgezeichnet, sich mit einer Antwort zur Frage nach der Verantwortung für das Unglück aber zurückgehalten.
Airbus und Air France wurden mehrfach einer Mitschuld an dem Unglück verdächtigt. Gegen sie laufen Ermittlungen der französischen Justiz.
De Maart

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