„Irene“ ist kein Hurrikan mehr. Das Nationale Hurrikanzentrum stufte das System am Sonntagmorgen (Ortszeit) wegen schwächerer Winde zu einem Tropensturm herab. „Die Auswirkungen ändern sich damit aber nicht“, warnte der Chef des Zentrums, Bill Read, im US-Sender CNN. Der Wind sei nach wie vor stark, es regne noch immer und der Sturm drücke weiter Wasser an die Küste. In der Stadt New York gab es erste Überschwemmungen, Hunderttausende Menschen waren ohne Strom. Dennoch war die Situation vorerst unter Kontrolle, größere Schäden oder gar Tote wurden zunächst nicht gemeldet. Heftiger Regen peitschte aber schon seit Stunden über Manhattan.
Der gewaltige Hurrikan „Irene“ hat in den USA bereits mindestens zehn Menschen das Leben gekostet. Die meisten von ihnen wurden von Bäumen, Ästen oder herumfliegenden Trümmern erschlagen. Mehr als eine Million Haushalte waren ohne Strom. Der Monster-Wirbelsturm, der nach Angaben des US-Senders CNN insgesamt etwa so groß wie Europa ist, war am Samstag auf die Ostküste getroffen und in Richtung New York gezogen.
Allein fünf Menschen starben in North Carolina, drei in Virginia. In Queenstown im Bundesstaat Maryland kam eine Frau in ihrem Haus ums Leben, als ein umstürzender Baum den Schornstein durch das Dach drückte. Auch der Tod eines 55 Jahre alten Surfers in dem aufgewühlten Meer vor Florida wurde „Irene“ zugeschrieben.
„Bleiben Sie, wo Sie sind“
Bürgermeister Michael Bloomberg rief die New Yorker am späten Samstagabend (Ortszeit) eindringlich auf, zu Hause zu bleiben. „Der Sturm hat New York erreicht. … Die Zeit für Evakuierungen ist vorbei. Bleiben Sie, wo Sie sind und versuchen Sie, sich so gut wie möglich zu schützen“, warnte Bloomberg. „Wenn Sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind, kann dieser Sturm tödlich sein.“
„Es ist dunkel und windig, es regnet und keine U-Bahn und kein Bus fährt“, schilderte Bloomberg. „Bleiben Sie drinnen, draußen fliegt zu viel herum.“ Er appellierte an die Einwohner auch auf Spanisch.
Evakuierungen
Auf der Insel Long Island waren 400.000 Menschen von den Evakuierungen betroffen, im Bundesstaat New Jersey mehr als eine Million. In der Stadt New York selbst waren es 340.000 Menschen – es gab aber in den 91 Notunterkünften nur Platz für ein Fünftel davon. Einige sind in Hotels, viele auch bei Freunden untergeschlüpft.
„Irene“ bewegte sich am Sonntag nach Angaben des Hurrikanzentrums (Miami) mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometern in nord-nordöstlicher Richtung. Die Winde im Zentrum des Sturms der Kategorie 1 erreichten Werte von rund 120 Stundenkilometern.
Stärkster Sturm seit 25 Jahren
„Irene“ ist an der nördlichen US-Ostküste, die nur sehr selten von den tropischen Wirbelstürmen heimgesucht werden, der stärkste Sturm seit mehr als 25 Jahren. Zuletzt hatte „Gloria“ 1985 schwere Verwüstungen angerichtet. „Irene“ gilt auch deshalb als extrem gefährlich, weil der Hurrikan Berechnungen zufolge schwere Überschwemmungen verursachen wird. Außerdem dürften viele aus Holz gebaute Einfamilienhäuser seiner Kraft nicht gewachsen sein.
Der gesamte öffentliche Verkehr stand in New York seit Samstag still – erstmals in der Geschichte der Stadt. U-Bahnen und Busse fuhren nicht, die Flughäfen waren geschlossen. Die Behörden hatten viele Straßen und Brücken gesperrt. Auch in der Stadt Boston fuhren die U-Bahnen nicht, viele Brücken waren geschlossen.
Am Samstagmorgen Festland erreicht
„Irene“ war am Samstagmorgen (Ortszeit) in North Carolina zum ersten Mal auf Festland in den USA getroffen. Allein im Bundesstaat Virginia seien mehr als 610.000 Haushalte und Geschäfte ohne Elektrizität, sagte Gouverneur Bob McDonnell dem US-Sender CNN. „Und wir erwarten, dass es noch sehr viel mehr werden.“
In North Carolina hatten laut CNN seit Samstag mindestens 516.000 Haushalte und Geschäfte keinen Strom, in Maryland waren es laut Gouverneur Martin O’Malley zunächst 40.000. Weil viele Leitungen über der Erde liegen, ist das US-Stromnetz besonders verwundbar.
Trotz eindringlicher Warnungen gab es einige Unverbesserliche: So musste die New Yorker Polizei zwei Kajak-Fahrer vor Staten Island aus der aufgewühlten See retten. „Das ist eine von diesen rücksichtslosen Aktionen, mit der die Kräfte unserer Polizei verschwendet werden“, schimpfte Bloomberg.
De Maart
































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