Szene am späten Abend bei einer zur Superette ausgebauten Tankstelle im Landessüden. Ein Anrainer übt sich als Mülltaucher. Er öffnet die Mülltonne des Tankstellenbetreibers und entnimmt ihr sauber in Plastikfolie verpackte Kartonplatten mit Backwaren. Die Verkäuferin hatte soeben Croissants, Apfeltaschen und anderes Gebäck sowie Feinkostware entsorgt. Diese durfte am nächsten Tag nicht mehr in die Auslage. Täglich wandert so eine kaum quantifizierbare Menge durchaus noch genießbarer Lebensmittel in den Abfall. Doch wie steht es mit den großen Supermärkten?
Mülltaucher
Die Mülltaucher holen ihr Essen aus Abfalltonnen, aber nicht weil sie arm sind. Mülltauchen ist eine Lebenseinstellung gegen Kapitalismus und Wegwerfgesellschaft und für bewussteren Umgang mit Lebensmitteln.
„Verdorbene Fleisch- und Fischwaren werden sofort entsorgt. Andere Lebensmittel die noch zwei Tage haltbar sind, werden aus den Regalen genommen und an karitative Läden wie die „Cent Buttecker gespendet“, erklärt Karin Pütz, Cactus-Sprecherin, gegenüber Tageblatt.lu. „Gemüse und Obst erhält der Bettemburger Tierpark. Milch und Gebäck verteilen wir an die „Cent Buttecker“. Fleisch und Fischwaren landen in der Biogasanlage.
Wie die Spendeaktion abläuft, erklärt Thill Adely vom „Cent Butteck“ Beggen. „Wir arbeiten von montags bis samstags. Um neun Uhr morgens machen wir uns mit dem Lieferwagen auf den Weg und fahren zu allen hauptstädtischen Cactus-Supermärkten. Die Menge an gespendeten Lebensmitteln ist von Tag zu Tag unterschiedlich.“
„Cent-Buttecker“ für Notdürftige
„Notdürftige, die sich mit einer Karte vom Sozialamt ausweisen können, kommen dann zu uns. Für zwei Euro können sie vom Gemüse bis hin zum Waschpulver alles einkaufen. Wir achten aber darauf, was sie benötigen und wie viel sie mitnehmen, um jeglichen Missbrauch zu verhindern.“ In den zwei „Cent Buttecker“ in Beggen und Bettemburg arbeiten 85 Freiwillige. Der erste Laden wurde 2009 geöffnet, der zweite ein Jahr später.“
Bei Cora-Bartringen erfuhren wir, dass nichts gespendet wird. Waren, die noch zwei Tage haltbar sind, werden zu einem günstigeren Preis verkauft. Ist das Datum überschritten, werden sie einfach entsorgt.
Auchan wirft nichts weg
„Bei uns wird nichts weggeworfen“, so Sophie Morlé, Direktionsassistentin bei Auchan Luxemburg. So werden beispielsweise Jogurt und verpackte Wurstwaren bereits eine Woche vor Ende des Haltbarkeitsdatums aus den Regalen geholt. Für jede Lebensmittelart gibt es eine bei Auchan festgelegte Frist, ab welcher die Waren nicht mehr verkauft werden. Diese liegt, je nach Art, zwischen einem Monat und drei Tagen. Preisinachlässe sind in der Regel nicht vorgesehen. Insgesamt wird ein Prozent der Ware aus dem Verkehr gezogen, bevor sie verkauft wird. Was passiert aber mit den Esswaren, die noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden?
Seit Februar 2009 werden u.a. Brot, Obst, Gemüse, Reis, Nudeln sowie Milch- und Wurstwaren an die Organisation „Stëmm vun der Strooss“ gespendet. 2009 waren es 11.000, 2010 15.000 Kilo. Täglich kommen diese Lebensmittel etwa 120 Menschen zugute. Weitere 61 Tonnen an Obst, Gemüse sowie Fleisch der Kategorie III, die nicht zum menschlichen Verzehr geeignet ist, wird an die Tiere des Bettemburger Zoos verfüttert.
Biogas aus faulen Esswaren
Seit 2008 werden organische Abfälle wie Brot, Feingebäck, Obst, Gemüse, Reis, Nudeln, Blumen und Pflanzen an die jeweils nächst gelegene Luxemburger Firma, die Biogas herstellt, verkauft. Es handelt sich dabei um einen biologischen Prozess zur Herstellung von Biogas, ohne Zugabe von Sauerstoff. Auf diese Weise werden jährlich etwa 320 Tonnen Abfall der Auchan-Filiale Kirchberg zu Biogas umgewandelt.
De Maart

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