Zahl der Arbeitslosen liegt bei 191.000

Zahl der Arbeitslosen liegt bei 191.000

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In Lothringen hat die Zahl der Arbeitslosen im Monat November erneut zugenommen. Sie stieg um 0,9 Prozent oder um 1.010 Arbeitssuchende an. Insgesamt sind in Lothringen offiziell jetzt 191.000 Menschen ohne Arbeit.

Die französische Arbeitslosenstatistik listet diejenigen auf, die arbeitslos sind und sich mit Hilfe der Arbeitsverwaltung aktiv um Arbeit bemühen. Vergleichbar mit dem Standard des internationalen Büros für Arbeit (BIT) sind diese Kategorien nicht. So sind in Frankreich einige Kategorien von Arbeitslosen nicht als arbeitslos eingestuft, andere Kategorien von Arbeitslosen nach internationalem Standard sind in Frankreich in der Arbeitsverwaltung überhaupt nicht bekannt. So fallen Sozialhilfe-Bezieher (In Deutschland: Hartz IV Empfänger) aus der Statistik heraus, auch wenn sie sich aktiv um Arbeit bemühen, schreibt die Präfektur in Metz als Erläuterung zu ihrer monatlichen Arbeitslosen-Statistik.

Der für Lothringen genannte Zuwachs von 1.010 Arbeitslosen ist der Zuwachs, der sich nur aus neu bei der Arbeitsverwaltung registrierten Bewerbern um Arbeit ergibt. Nimmt man die Kategorien zusammen, die sich bei der Arbeitsverwaltung um einen Arbeitsplatz bemühen, dann weist Lothringen 156.940 Bewerber um einen Arbeitsplatz im November 2012 aus. Zu dieser Zahl kommen noch die 24.060 Bewerber um einen Arbeitsplatz, die sich in Ausbildungs- oder Fortbildungsmaßnahmen befinden.

Mit dieser Zahl suchen in Lothringen insgesamt 191.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Die Zahl liegt aber vermutlich noch höher, wenn man die Bezieher von Sozialhilfe mit einbezieht, die sich außerhalb der Arbeitsverwaltung um einen Job bemühen. Ihre Zahl ist unbekannt. Bezogen auf die Einwohnerzahl Lothringens von zwei Millionen Menschen sucht fast jeder zehnte Lothringer einen Arbeitsplatz.

Situation der Grenzgänger

Die Situation in Lothringen wird noch schwieriger, wenn man die Grenzgänger berücksichtigt. Lothringen entsendet 101.000 Menschen als Grenzgänger nach Deutschland, Belgien und Luxemburg, davon fahren täglich 76.000 nach Luxemburg. Zählt man diese Grenzgänger als exportierte Arbeitslosigkeit hinzu, würden ohne die Arbeitsplätze in Luxemburg, Frankreich und Deutschland fast 300.000 Menschen in Lothringen einen Arbeitsplatz suchen. Lothringen ist in starkem Maße abhängig von seinen Nachbarn, realisiert das in seiner Politik aber nicht.

Die interregionale Politik Lothringens bleibt im Verbalen stecken. Der Präsident der Region äußert Zweifel am Chinapark Projekt, an der luxemburgischen Grenze oder fragt, ob der Ausbau der Autobahn von Thionville nach Luxemburg sinnvoll sei. Stattdessen legt er Wert auf einen lothringischen Interconnexionsbahnhof zwischen Regionalzügen und dem Hochgeschwindigkeitszug mit dem TGV oder auf einen Metallurgiepol. Einen Bahnhof würde es auch in 75 Jahren noch geben, ob es Grenzgänger mit der ausgebauten Autobahn nach Luxemburg aber in 75 Jahren noch gäbe sei nicht sicher. Präsident Masseret hat auch zu den Befürwortern der Verstaatlichung des ArcelorMittal Stahlwerkes von Florange gehört.

Massive Kritik

Masseret musste sich bei der Aussprache über den Haushalt 2013 massive Kritik anhören, weil in diesem Budget ein Sammelsurium von Ideen steckt, es aber keine Schwerpunkte gibt. Masseret verteidigte sich damit, dass er kein Diktator sei, der einfach sagen könne, wo es lang gehe. Die Staatsreform, die der französische Präsident Fracois Hollande beabsichtigt, soll aber den Regionen größere Bedeutung auf Kosten der Départements geben. Dazu brauchen die Regionen starke Führungspersönlichkeiten. Lothringen verfügt nicht über solche Persönlichkeiten.

Präsident Masseret muss überdies lavieren, weil er mit einer Koalition aus Sozialisten, Kommunisten, und Grünen regiert. Die wiederum haben im Regionalhaushalt 2013 alles das untergebracht, was sie als eigene Priorität betrachten. Dazu gehört nicht die Interregion, kritisierte die Abgeordnete Anne Grommerch aus Thionville, obwohl sie 101.000 Lothringern Arbeit verschafft. Auch der Wirtschafts- und Sozialrat als beratende Fach-Versammlung aus Wirtschaft und Gewerkschaften hatte das Budget als unstrukturiert bezeichnet.

Die Multikulti-Mehrheitsfraktion im lothringischen Regionalrat verwies im Arbeitsmarktbereich unter anderem darauf, dass keine Region Frankreichs mehr Geld gegen die Jugendarbeitslosigkeit ausgäbe als Lothringen. Nur: Die Zahlen der Präfektur zur Jugend-Arbeitslosigkeit im November 2012 weisen im Jahresvergleich einen Anstieg von zehn Prozent aus. Das lässt nicht vermuten, dass die Finanzmittel mit viel Erfolg eingesetzt wurden. Im Saarland bemüht sich die Handwerkskammer seit über einem Jahr, lothringische Jugendliche für eine Ausbildung im Saarland zu finden, weil dort 800 Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzt werden können. Präsident Masseret hat dieses Thema nun auch entdeckt. Er habe einen Brief an die saarländische Ministerpräsidentin geschrieben, verkündete er im Regionalrat. Die aber arbeitet mit der Handwerksammer längst an der Verwirklichung der grenzüberschreitenden Ausbildung von Jugendlichen.

Männer häufiger als Frauen

Die Arbeitslosigkeit in Lothringen trifft Männer häufiger als Frauen. Im Jahresvergleich 2012 zu 2011 stieg sie bei den Männern um 12,5 Prozent an, bei den Frauen um 8,2 Prozent. Am stärksten betroffen sind die über 50-Jähringen. Bei ihnen stieg die Arbeitslosenrate um 17,3 Prozent im Jahresvergleich an.

Es gibt wenig Aussichten, dass sich die Situation in Lothringen ändert. Die Job-Angebote stiegen in den vergangenen drei Monaten zwar um 0,5 Prozent an, liegen aber um zwölf Prozent unter denen des vergleichbaren Vorjahreszeitraumes. Arbeitsplatzangebote mit einer Dauer von mehr als sechs Monaten gingen um 1,8 Prozent zurück. Angebote mit einer Dauer von unter sechs Monaten stiegen dagegen um 2,1 Prozent an. Eine regelrechte Explosion gab es bei den Gelegenheitsjobs (unter einem Monat) in Lothringen. Sie stiegen im Jahresverlauf um 31 Prozent an. Im Klartext heißt das: Soziale Sicherheit durch gesicherte, dauerhafte Arbeit gibt es in Lothringen immer weniger.