„Seine Entscheidung hat mich überrascht“

„Seine Entscheidung hat mich überrascht“
(AFP/luk Benies)

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Der Quick-Step-Manager über Bob Jungels

Patrick Lefevere ist am Freitag im Giro d’Italia zu seiner Mannschaft gestoßen. Der Manager von Quick-Step Floors war also pünktlich vor Ort, um den 4. Etappensieg seines Sprinters Fernando Gaviria zu feiern. Der Belgier ist sehr zufrieden mit der Ausbeute seines Teams. Auch mit seinem Leader Bob Jungels, der ihn das ein oder andere Mal in diesem Jahr bereits überrascht hat.

Tageblatt: Wussten Sie, dass Fernando Gaviria so stark sein würde?

Patrick Lefevere: Wir wissen seit Jahren, dass er ein großes Talent ist und haben ihn bereits beobachtet, bevor er Cavendish bei der Tour de San Luis (2015, d.Red.) zweimal im Sprint besiegt hat. Diese Saison wollte er unbedingt die Klassiker in Belgien bestreiten. Wir haben aber gesehen, dass es hierfür nicht ausreichte und haben ihn nach Gent-Wevelgem nach Hause geschickt. Er hat schließlich erst 22 Jahre und noch viel Zeit. Somit hat er eine Woche mehr im Höhentrainingslager verbracht, um den Giro vorzubereiten. Ein paar Tage davor hatte er einen Magen-Darm Virus und war ein wenig geschwächt, aber er fand immer besser ins Rennen.

Als Team-Manager können Sie eigentlich nur zufrieden sein mit dem Verlauf dieser Rundfahrt.

Ich bin sehr glücklich, ja. Wir haben vier Etappen gewonnen, hatten das Rosa Trikot und haben immer noch das Weiße und das des Punktbesten. Ich denke, viele andere Team-Manager wären froh, auf eine solche Bilanz blicken zu können.

Kommen wir zu Bob Jungels. Hat er Sie überrascht?

Wo er mich überrascht hat, war auf der 3. Etappe, als wir Windkante gefahren sind. Denn, um ehrlich zu sein, sind Fahrer wie Capecchi und De Plus nicht gerade Spezialisten für eine solche Aktion. Aber irgendwie hat es sich in die Köpfe eingebrannt, dass wir das Team sind, das sich den Wind zunutze macht. Bob war an diesem Tag einfach phänomenal und hätte seine Teamkollegen fast verbrannt und abgehängt. Diese Aktion hat ihm das Leadertrikot beschert.

Was ist für Jungels bei diesem Giro noch möglich?

Am Blockhaus hatte er keinen guten Tag, das ist aber eine Situation, die er vom letzten Jahr kennt und stellt kein größeres Problem da. Der Giro ist noch lang, und wenn Bob gesund bleibt, kann er noch ein paar Plätze gutmachen.

Haben Sie das Gefühl, dass er sich im Vergleich zum letzten Jahr noch verbessert hat?

Ja, aber was mich am meisten an ihm fasziniert, ist seine Einstellung. Ich war recht überrascht von seiner Entscheidung, den Giro fahren zu wollen, denn vergessen wir nicht, dass die Tour durch seine Heimat fährt. Und, das wissen Sie besser als ich, Luxemburg ist wie ein Dorf, jeder kennt jeden und der Druck auf Bob ist sicherlich sehr groß. Trotzdem sagte er zu mir, nein, ich werde den Giro fahren. Das sei sein Programm, das er durchziehen wolle und was seiner Entwicklung am meisten entgegenkommen würde. So eine Entscheidung mit 24 zu treffen, Chapeau!

Wenn man die Entwicklung des Teams sieht, kann man sagen, dass die Zeiten von Quick-Step als reines Klassiker-Team vorbei sind?

Diesen Stempel haben wir bereits etwas länger abgelegt. Letztes Jahr wurden wir 6. im Giro, wir sind präsent von Februar bis Oktober. Mein Ziel ist es, ein Team zu formen, das so breit aufgestellt ist, dass es bei allen Rennen konkurrenzfähig ist. Und das tue ich mit vielen jungen Fahrern.