Romain Schneider: „Fair Play zählt auch neben dem Platz“

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Eigentlich sollte der luxemburgische Fechtverband FLE die Europameisterschaft 2019 austragen. Dazu wird es aber nicht kommen. Das hat der Verband erst dem Minister mitgeteilt, dann mit einem anderen Schreiben auch der Presse. Sportminister Romain Schneider reagierte mit Unverständnis auf diese zweite Mitteilung, die an die Presse ging.

Ob Zufall oder nicht, sei dahingestellt. Jedenfalls saßen Sportminister, Vertreter von Verbänden und Athleten gerade gemeinsam in der Coque und wurden über die Fortschritte beim geplanten „High Performance Training and Recovery Center“ informiert, als eine Mitteilung des Fechtverbandes FLE bei der Presse einging.

Der Titel des fünfseitigen Schreibens lautete: „5 parkings et 2.000 euros pour les championnats d’Europe: la Coque se moque“. Ein Schreiben, das bei den Beteiligten vor allem für Unverständnis sorgte. „Ich bin überrascht und finde es nicht in Ordnung, dass jetzt so nachgetreten wird. Fair Play gilt auch außerhalb des Platzes“, so Sportminister Romain Schneider gegenüber dem Tageblatt.

Doch erst einmal ein kleiner Rückblick: Im Juni 2016, im Rahmen der Fecht-Europameisterschaft im polnischen Torun, erhielt Luxemburg den Zuschlag für die Ausrichtung der EM 2019, die in der Coque stattfinden sollte. Sämtliche Verbände stimmten damals für das Großherzogtum, das zugleich einziger Bewerber war.

Somit hätte nach der Cyclocross-Weltmeisterschaft und der Tischtennis-Europameisterschaft das nächste große Sportevent ins Haus gestanden. Dem wird nun nicht so sein, doch wenn man den Erklärungen der Verantwortlichen der Coque und dem Sportminister folgt, dann hat der Grund des Scheiterns nichts mit fünf Parkplätzen oder 2.000 Euro zu tun, sondern wohl eher mit ungedeckten Kosten in Höhe von 600.000 Euro und einem Minus von 300.000 Euro.

Prinzipielle Fragen

Fakt ist, dass bei der Ausrichtung einer Veranstaltung in dieser Größenordnung zusätzliche Kosten für die Coque anfallen, die dem Organisator dann verrechnet werden. Das hatte auch der Tischtennisverband nach der Mannschafts-EM bemängelt. Das Sportministerium hatte der FLE eine finanzielle Unterstützung von 25.000 Euro angeboten, um die zusätzlichen Kosten zu stemmen.

Würde man von diesen die Übernachtungskosten abziehen, blieben noch 2.000 Euro übrig, wobei alleine für das Catering 105.000 Euro fällig gewesen wären, argumentierte das Organisationskomitee der EM. Was die Übernachtungen in der Coque angeht, bemängelte die FLE in ihrem Schreiben, dass sie die Zimmer im Hotel der Coque zum vollen Tarif hätte bezahlen müssen.

Außerdem wären die von der Coque zur Verfügung gestellten Parkplätze nicht ausreichend. Kritikpunkte, die der „directeur opérationnel“ der Coque, Christian Jung, so nicht gelten lassen kann: „Was die Hotelzimmer betrifft, so bieten wir den Sportverbänden ein Doppelzimmer für 62 Euro an, inklusive Frühstück.“ Der normale Preis für ein Doppelzimmer liegt bei rund 120 bis 150 Euro. Was die Parkplätze betrifft, so erklärte Jung, dass man der FLE 120 weitere Parkplätze in unmittelbarer Nähe bei der „Chambre de commerce“ und Eurocontrol angeboten habe.

Auch Schneider stützt die Darstellung des Coque-Direktors. „Die FLE hat sehr viele kostenlose Übernachtungen beantragt. Auch wenn wir als Ministerium gerne finanzielle Hilfe leisten bei der Ausrichtung von internationalen Wettkämpfen, so können wir aber nicht alle Forderungen übernehmen.“

Schneider stellt sich aber auch prinzipielle Fragen in Zusammenhang mit der Fecht-Europameisterschaft. Pro Jahr werden über 400 Welt- und Europameisterschaften (Jugend- und Seniorenbereich) in den unterschiedlichsten Sportarten ausgetragen. „Wenn auf einmal Luxemburg regelmäßig den Zuschlag für diese Events erhält und auch noch der einzige Bewerber ist, dann kann man sich schon einige Fragen stellen.“

EM scheitert nicht wegen 2.000 Euro

Schneider hat bei Treffen der europäischen Sportminister bereits mehrmals auf die Gefahren solcher Veranstaltungen hingewiesen. „Wir müssen darauf achten, dass die Kosten für die Austragung von internationalen Wettkämpfen nicht ins Unermessliche steigen.“ Bewerbungen für Olympische Spiele scheitern auch immer wieder am Kostenpunkt. Die Tendenz scheint bei kleineren Veranstaltungen in die gleiche Richtung zu gehen. Jedenfalls wird im kommenden Jahr keine Fecht-Europameisterschaft in Luxemburg stattfinden.

„Die FLE hat mitgeteilt, dass sie die Organisation nicht stemmen kann, damit ist die Sache für mich erledigt“, sagte Schneider. Am 15. Juni findet der Kongress des Europäischen Fechtverbandes in Novi Sad statt. Da wird die FLE dann wohl mitteilen müssen, dass sie die Europameisterschaft nicht organisieren kann.

Welches Land einspringen wird, steht momentan noch in den Sternen. Die FLE-Verantwortlichen waren für eine weitere Stellungnahme zu diesem Zeitpunkt nicht bereit, da der FLE-Präsident zurzeit im Rahmen seiner Funktion im internationalen Fechtverband im Ausland weilt. Schneider meinte abschließend noch: „Die Ausrichtung einer Europameisterschaft in Luxemburg wird auch in Zukunft nicht an fünf Parkplätzen und 2.000 Euro scheitern.“