Der luxemburgische Doping-K(r)ampf

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Der „Conseil supérieur de discipline contre le dopage“ (CSDD) hat die Berufung im Falle des Fußballspielers Emmanuel Françoise (siehe unten) als unzulässig abgewiesen. Grund hierfür ist ein Formfehler. Das Berufungsschreiben der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur (ALAD) war nur von einer Person unterschrieben worden, den Statuten zufolge werden allerdings zwei Unterschriften benötigt. Der CSDD hatte also keine andere Wahl, als den Fall zu den Akten zu legen, so dass Françoise keine weiteren Konsequenzen zu befürchten hat und an seinem Freispruch aus erster Instanz nicht mehr zu rütteln ist.

Als ob diese Affäre nicht bereits peinlich genug ist, waren auch in der Vergangenheit sämtliche Anträge der ALAD vor dem CDD („Conseil de discipline contre le dopage“) und CSDD lediglich mit einer Unterschrift versehen. Theoretisch hätten somit einige andere Sportler einer Sperre entgehen können. Zum Glück können diese Urteile nicht rückwirkend gekippt werden, was einem sportlichen Super-GAU gleichgekommen wäre.

Die Zusammensetzung der ALAD

Die ALAD muss in erster Linie für diesen folgenschweren Fehler geradestehen und berechtigte Kritik hinnehmen. Die ganze Schuld allerdings alleine auf die ALAD zu schieben, wäre zu einfach und würde lediglich für die Bekämpfung der Symptome sorgen, das Problem an sich allerdings nicht lösen.

Erst einmal muss man analysieren, wie sich die ALAD zusammensetzt. Der Verwaltungsrat besteht aus 15 Mitgliedern (5 Vertretern des nationalen Olympischen Komitees, 3 des Sportministeriums, 3 von der „Société luxembourgeoise de médecine du sport“, 2 vom Gesundheitsministerium, einem Vertreter der „Association des professeurs d’éducation physique de l’enseignement public“ und einem Vertreter der „Société luxembourgeoise de kinésithérapie du sport“). Für den täglichen Ablauf sind zwei Halbtagskräfte verantwortlich,  die sich um das Sekretariat kümmern; hinzu kommt noch Dr. Anik Sax, die eigentlich als Ärztin arbeitet und zusätzlich einen Expertenvertrag bei der ALAD hat.

Ohne die Kompetenz und Integrität dieser Personen auch nur annähernd anzuzweifeln – an Idealismus und Einsatzwillen mangelt es sicherlich nicht, zudem wird Anik Sax weltweit für ihre Verdienste im Anti-Doping-Kampf anerkannt – muss man einfach anerkennen, dass die Möglichkeiten einer so kleinen Mannschaft einfach begrenzt sind. Eine Tatsache, die in Zukunft noch deutlicher werden wird, wenn sich der Sport weiter professionalisieren wird. Wenn eine 2CV ein Rennen gegen einen Ferrari verliert, kann man auch nicht dem Fahrer die Schuld in die Schuhe schieben. Guter Wille allein reicht halt nicht aus.

Erheblicher Aufwand

Zudem wird der Anti-Doping-Kampf immer vielfältiger und besteht schon lange nicht mehr nur daraus, einen Athleten in einen Becher pinkeln zu lassen. Die ALAD ist aber mit der Durchführung von Tests und dem damit einhergehenden administrativen Aufwand bereits stark ausgelastet. Wird ein Sportler dann erwischt und kommt vor den CDD, müssen die Juristen aus dem Aufsichtsrat der ALAD – neben ihrer beruflichen Tätigkeit – das Dossier vorbereiten. Der Athlet lässt sich hingegen von einem oder gar mehreren Anwälten vertreten.

Der Aufwand um den Kampf für einen sauberen Sport ist also erheblich – und dabei wurde ein wichtiger Aspekt noch nicht angesprochen, nämlich die Präventionsarbeit. Diese findet in Luxemburg vor allem bei der Trainerausbildung statt. Ob die Übungsleiter die gewonnenen Erkenntnisse anschließend an ihre Schützlinge weitervermitteln, steht auf einem anderen Blatt.

Dabei könnte die Doping-Prävention eine wichtige erzieherische Bereicherung für den Jugendsport darstellen. Doping ist nämlich nicht nur ein sportspezifisches, sondern ein gesellschaftliches Problem. Wie viele Menschen nehmen Mittel zur Förderung der Konzentration oder einfach nur um fit zu bleiben ein? Auch das ist nichts weiter als künstliche Leistungssteigerung.

Die Peinlichkeiten um den Fall Emmanuel Françoise müssten eine Grundsatzdiskussion um den Anti-Doping-Kampf in Luxemburg auslösen. Diese kann nicht von der ALAD geführt werden, sondern von den höheren Instanzen, allen voran dem Sportministerium und dem COSL. Dass der Wille für einen effizienten Anti-Doping-Kampf auf internationaler Ebene fehlt, haben sowohl das IOC wie auch die Politik immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Luxemburg muss sich hieran kein Beispiel nehmen.


Der Fall Emmanuel Françoise

Emmanuel Françoise wurde am 14. Mai 2017 im Anschluss an die Partie F91 gegen Fola positiv getestet. Der Franzose, der letzte Saison noch für die Fola auflief, leidet unter Asthma und ist auf das Medikament Ventolin angewiesen. Infolge einer Asthma-Krise riet sein Arzt ihm, Terbutalin zu nehmen, das allerdings seit dem 1. Januar 2017 auf der Doping-Liste steht. Françoise bestritt die Einnahme nicht, erklärte allerdings, dass er das Medikament aus gesundheitlichen Gründen und nicht zur Leistungssteigerung eingenommen hatte. Vor dem CDD wurde Françoise – der mittlerweile in Niederkorn spielt – am 24. Juli freigesprochen. Das Gremium sah es als erwiesen an, dass er das Mittel aufgrund eines medizinischen Notfalls und erst nach Anraten eines Arztes eingenommen hatte, und rügte den Sportler lediglich wegen seiner Nachlässigkeit. Die ALAD wollte dieses Urteil nicht akzeptieren und legte Berufung vor dem CSDD ein.

Und hier fiel der Formfehler auf. Das Schreiben der ALAD, in dem sie den CDD oder den CSDD mit einem Dopingfall beauftragt, muss über zwei Unterschriften verfügen. Allerdings befand sich auf dem Antrag für die Berufung lediglich eine Unterschrift.