Das wohl erfahrenste Team Luxemburgs

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Es gibt einige Sportarten, die man bis ins hohe Alter ausüben kann. Wie zum Beispiel Tischtennis. Der Altersdurchschnitt der 5. Mannschaft der Union Luxemburg lag am vergangenen Samstag bei beachtlichen 76,25 Jahren. Den Spaß am Spiel haben Nico, Ed, Rich und Gust aber auch mit weit über 70 nicht verloren und wirken dabei fitter als so manch jüngeres Semester.

Die schönsten Geschichten schreibt der Sport oftmals abseits der höchsten Spielklassen. Eines dieser doch etwas besonderen Ereignisse spielte sich am Samstag in der Bonneweger Sporthalle ab. Hier tragen die 4. und die 5. Mannschaft des Tischtennisvereins Union Luxemburg ihre Heimspiele aus.

Union 5 traf in der 3. Division 5. Bezirk auf Düdelingen 5. Eine Tischtennis-Partie wie hunderte andere, die Samstag für Samstag um 19.30 Uhr in Luxemburg starten. Wären da nicht Edouard Kohner, Gust Thill, Nico Lamesch und Richard Klensch, die für Union 5 antraten und gemeinsam auf stolze 305 Jahre kommen. Der Altersdurchschnitt des Quartetts liegt also bei 76,25 Jahren. Ob es nun die älteste Mannschaft ist, die jemals zu einem Meisterschaftsspiel antrat, darauf wollte man sich beim Verband nicht festlegen. Tischtennis ist zwar eine der wenigen Sportarten, die man bis ins hohe Alter betreiben kann und wo es sogar noch eine Weltmeisterschaft für die über 85-Jährigen gibt; dass es dennoch nicht alltäglich ist, eine solch erfahrene Mannschaft beisammen zu haben, steht außer Frage.

Nicht nur eine Frage der Motivation

„Es hängt nicht so sehr von der Motivation ab als vielmehr davon, ob der Körper noch mitmacht“, erklärt Gust, mit 78 Jahren der „Doyen“ des Quartetts. Seine erste Lizenz bekam er mit 17 Jahren, im Oktober 1956, beim DT Bouneweg. Ein Jahr später stieß auch der zwei Jahre jüngere Nico zum Verein. Ed, mit 75 Jahren der Jüngste des Teams, folgte 1965. Im gleichen Jahr begann Rich (76) beim DT Hollerich. Im Jahr 2006 fusionierten Bonneweg und Hollerich. „Da hatten wir ja keine andere Wahl, als den da aufzunehmen“, zeigt Ed auf seinen Teamkollegen mit Hollericher Vergangenheit. Auch gut elf Jahre nach der Fusion ist die alte Rivalität immer noch ein beliebtes Thema, um sich gegenseitig aufzuziehen.

Dabei müssen Ed, Gust und Nico in Zukunft ohne Rich auskommen. Er hat am vergangenen Samstag sein letztes Meisterschaftsspiel bestritten. „Ich müsste wieder zum Arzt, um meine Lizenz zu verlängern, doch so langsam werden mir die Arztrechnungen etwas zu hoch.“ Es wird viel gelacht vor dem Spiel – was das angeht, könnte man ebenso 15-jährigen Jugendlichen gegenüberstehen.

Doch wenn die vier erst mal an der Platte stehen, dann packt sie der Ehrgeiz. „Natürlich will man dann immer noch gewinnen. Es klappt zwar nicht mehr so oft, aber der Ehrgeiz ist immer noch vorhanden“, gibt Gust zu. „Nach einem Satz hat es sich dann aber auch wieder mit dem Ehrgeiz“, wirft Nico ein und erneut bricht allgemeines Gelächter aus.

„Das, was wir hier spielen, ist Pingpong, kein Tischtennis“

Auf die Frage, wie sich der Tischtennissport in all den Jahren verändert hat, antwortet Rich erst mal mit einer Klarstellung: „Das, was wir hier spielen, ist Pingpong, kein Tischtennis.“ Die Veränderungen über die Jahrzehnte seien dennoch enorm. „Das Spiel ist wesentlich athletischer geworden, was uns natürlich nicht gerade entgegenkommt. Auch das Material hat sich stark verändert. Wir haben damals noch mit kleineren Bällen gespielt, wodurch das Spiel wesentlich schneller wurde. Auch die Beläge der Schläger seien nicht mit denen vor 50 Jahren zu vergleichen. Außerdem dauerten die Spiele wesentlich länger, da die Sätze bis mindestens 21 Punkte gespielt wurden. Spiele bis 23 Uhr oder sogar Mitternacht waren keine Seltenheit“, erinnert sich das Quartett. „Der Unterschied zwischen damals und heute ist, dass wir früher erst morgens um 4 nach Hause kamen und heute bereits um Mitternacht“, fügt Rich hinzu.

Das gesellige Beisammensein nach dem Spiel ist ohnehin mindestens ebenso wichtig wie das Spiel an sich. Aber auch hier hat sich im Gegensatz zu früher einiges verändert. „Früher gingen wir gemeinsam mit den Gegnern noch etwas essen und einen trinken. Heute bleibt man eher unter sich“, bedauert Ed ein wenig.

„Früher haben wir auch noch jeden Gegner persönlich gekannt, das ist heute nicht mehr der Fall“, fügt Gust noch hinzu. Sie selbst halten allerdings an alten Gewohnheiten fest. „Das gemeinsame Essen nach dem Spiel oder Training ist Pflicht und ein wichtiger Grund, wieso wir überhaupt noch spielen.“ Auch nach dem Training wird sich in der Regel anschließend noch in der Pizzeria getroffen. „Deswegen werde ich auch weiterhin noch trainieren“, stellt Rich mit Nachdruck klar.

Dann war es auch an der Zeit, sich aufs Spiel vorzubereiten. „Das Resultat kannst du bereits aufschreiben: Wir werden 10:0 verlieren“, meinte Rich noch. Am Ende unterlagen sie 9:1. Doch viel wichtiger als das Resultat ist der Spaß, den die vier auch noch im etwas fortgeschritteneren Alter haben. Sport soll bekanntlich Körper und Geist fit halten. Gust, Rich, Ed und Nico bestätigen diese Weisheit.

Jean Krier
12. Dezember 2017 - 13.11

A Virbild vun Ausdauer un eis Jugend

Ander LESSEL
12. Dezember 2017 - 7.59

Ech wënschen mengen Frënn vum Training all daat Bescht fir hier Zukunft,an datt sie och nach mat 80 Joer esou fit bleiwen.