„Elo heescht et, zesummenzehalen“

„Elo heescht et, zesummenzehalen“

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Am Samstag bot sich in Cruchten, Fels, Ermsdorf und Umgebung ein Bild der Verwüstung. „Es ist eine dramatische Situation“, so Premierminister Xavier Bettel, der sich am Samstagnachmittag, zusammen mit Innenminister Dan Kersch und Umweltministerin Carole Dieschbourg, in Ermsdorf umsah.

„Wir haben alles verloren und wissen nicht, wie und wo wir morgen leben werden“, so ein am Boden zerstörter Vater zweier Kinder. „Wir haben Geld geliehen, um ein älteres Haus instand zu setzen, jetzt waren wir soweit fertig und dann das …“ In Tränen aufgelöst zeigt uns die Frau das, was noch von ihrem Hab und Gut übriggeblieben ist: ein nicht mehr bewohnbares Haus und ein Berg zerstörter Möbel, Haushaltsgeräte, Kleider, Bücher, Fotoalben, Bilder usw. „Unser Leben liegt da, fertig zum Abtransport in Richtung Müllverbrennungsanlage …“

„Ich habe nur noch meine zwei Kinder auf den Arm genommen und ging mit ihnen hoch auf den Speicher unseres Hauses“, so ein weiterer Einwohner aus Ermsdorf. „Es ging alles sehr, sehr schnell. In wenigen Minuten stand das Wasser 1,75 m hoch in unserer Wohnung.“

Etwa 20 Fahrzeuge wurden von den Fluten mitgerissen, glücklicherweise alle ohne Insassen. „Glücklicherweise haben wir keine Opfer zu beklagen“, so Innenminister Dan Kersch. „Ein Wunder, wenn man die Zerstörung hier vor Ort sieht.“ Auf die Frage, welche Hilfe den Betroffenen zukommt, gab Kersch zu verstehen, dass den ganzen Samstag über rund 250 Mitglieder des Zivilschutzes und er Feuerwehren sowie 30 Armeeangehörige mit allen möglichen Mitteln im Einsatz waren. Ein Teil von ihnen werde wohl auch noch in den nächsten Tagen vor Ort sein. Ebenfalls im Einsatz waren am Samstag auch Mitarbeiter des „Groupe psychologique“ des Zivilschutzes.

Große Solidarität

Premierminister Xavier Bettel machte sich gleich nach seinem Eintreffen in Ermsdorf auf einen Rundgang durch den Kern der Ortschaft, in dem etwa 30 Häuser vom Hochwasser heimgesucht wurden. „Es ist eine sehr dramatische Situation“, so Bettel, und weiter: „Hei sinn déi Momenter, wou mer all mussen zesummenhalen.“ Wir werden die Betroffenen nicht im Stich lassen und alles tun, was in unseren Möglichkeiten steht. Ich hoffe, dass die Versicherungen dies auch tun.“

Er bedankte sich bei allen Helfern, auch bei den vielen Privatleuten, die sich sofort solidarisch mit den Betroffenen gezeigt und bei den Räumungsarbeiten mitgearbeitet haben.

Umweltministerin Carole Dieschbourg gab zu bedenken, dass es auch rund um Ermsdorf landwirtschaftliche Betriebe gibt, die enormen Schaden zu beklagen hätten. Ein Gehöft am Ort genannt „Bakesmillen“ hätte es besonders schlimm getroffen. „Dort wurde alles zerstört, von Maschinen über Stallungen bis zu landwirtschaftlichen Geräten. Der Landwirt selbst habe am Samstagmorgen unter Tränen gesagt, dass er mit seinem Betrieb aufhören wird, da er weder moralisch noch finanziell Möglichkeiten hätte, alles wieder aufzubauen.

Was denNiederschlag über Ermsdorf und Umgebung anbelangt, meinte die Ministerin, dass in etwa einer halben Stunde hier ein Zehntel der Regenmenge eines ganzen Jahres über Luxemburg gefallen sei.
Dieschbourg warnte zudem davor, dass es in den Ortschaften Fels, Cruchten, Nommern, Savelborn, Ermsdorf und auch Reisdorf Probleme mit dem Trinkwasser gäbe. Hier sollte man das Leitungswasser zuerst 10 Minuten lang abkochen, bevor man es trinkt.

Der Bürgermeister der Ernztalgemeinde, André Kirschten, stellte alle erdenkliche Hilfe für die Betroffenen in Aussicht. Das Gemeindepersonal werde den Bewohnern auch bei administrativen Problemen zur Seite stehen, so z.B. beim Ausfüllen der notwendigen Formulare zum Erhalt einer finanziellen Hilfe, die auf der Internetseite des Familienministeriums abrufbar sind. „Für die Leute, die keinen Strom, kein Internetanschluss, keinen Computer mehr haben, werden wir die Formulare im Rathaus auslegen bzw. an die Betroffenen direkt austeilen.“