„Sandy“ wirbelt US-Wahl durcheinander

„Sandy“ wirbelt US-Wahl durcheinander

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In den USA droht mit Hurrikan "Sandy" ein Monstersturm. Die Ostküste mit Städten wie New York und Washington richtet sich auf ein Jahrhundertunwetter ein. In New York wird sogar das gesamte Verkehrssystem stillgelegt.

Horrorsturm kurz vor Halloween: Hurrikan „Sandy“ hat das Leben von Millionen Menschen an der US-Ostküste durcheinandergewirbelt und bremst den US-Präsidentschaftswahlkampf aus. In New York sollte am Sonntagabend (Ortszeit 19 Uhr) vorsorglich das gesamte öffentliche Verkehrssystem gestoppt werden. Auch Flüge wurden gestrichen. Sowohl Präsident Barack Obama als auch Herausforderer Mitt Romney sagten Termine ab, um den Sturm zu umgehen. Unabhängig von „Sandy“ löste ein schweres Erdbeben vor der Küste Kanadas am Samstagabend (Ortszeit) einen Tsunami-Alarm auf Hawaii und an Teilen der Westküste aus. Die befürchteten Riesenwellen blieben aus.

Meteorologen erwarten, dass „Sandy“ an diesem Montagabend (Ortszeit) irgendwo zwischen Washington und Boston auf Land trifft. „Ich denke, Montag und Dienstag werden schwierige Tage“, sagte der Chef der New Yorker Verkehrsbehörde MTA, Joseph Lhota. Dass Busse und Züge wie U-Bahnen wegen schlechten Wetters gestoppt werden, gab es bislang erst einmal: Als Hurrikan „Irene“ 2011 über New York hinwegzog. Der Sturm könne jedoch so viel Wasser auf das Land drücken, dass die Tunnel volllaufen könnten. Für schmale Inseln vor New York gab es am Sonntag Evakuierungsbefehle. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg forderte am Sonntag 375.000 Bewohner auf, wegen des drohenden Hurrikans ihre Häuser zu verlassen. Betroffen von den Zwangsevakuierungen sind vor allem die niedriger gelegenen Stadtteile im Süden Manhattans, darunter auch das beliebte Tribeca. „Dies ist ein ernstzunehmender und gefährlicher Sturm“, warnte Bloomberg. Auch für schmale Inseln vor New York gab es am Sonntag Evakuierungsbefehle.

Hunderte Flüge werden ausfallen

Airlines rechneten damit, dass in den kommenden Tagen Hunderte Flüge über den Atlantik und an der Ostküste der USA ausfallen. Die Lufthansa hat 15 Flüge an die US-Ostküste abgesagt. Für Montag wurden Verbindungen nach New York, Washington und Boston annulliert, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Sonntagabend. Betroffen sind Flüge aus Frankfurt, München und Düsseldorf. Die beiden Flughäfen in New York würden auch am Dienstag nicht angeflogen.

Den ganzen Sonntag über warnten Radio- und Fernsehsender die Bevölkerung an der Ostküste vor einem drohenden „Frankenstorm“ – in Anlehnung an das von der Filmfigur Frankenstein geschaffene Monster. „Sandy“ hatte in den Vortagen in der Karibik mindestens 57 Todesopfer gefordert, wie die Behörden bestätigten.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum ortete den Sturm am Sonntag noch einige hundert Kilometer vor North Carolina. Obama hielt am Wochenende eine Telefon-Konferenz mit den Leitern der Notfallbehörden in den betroffenen Regionen ab, wie das Weiße Haus mitteilte.

Notstand ausgerufen

Für die Bewohner der Hauptstadt Washington und mehrerer Bundesstaaten, darunter New York und Maryland, riefen die Behörden den Notstand aus. Wetterexperten warnten vor einem Jahrhundertsturm.

Befürchtet wird, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stößt. Diese Kombination könne zum schwersten Unwetter seit August 1991 führen. Damals tötete Hurrikan „Bob“ an der Ostküste vier Menschen und führte von South Carolina im Süden bis Maine im Norden zu hohen Schäden.

Große Schäden erwartet

Der Sturm könnte demnach von Montag bis Dienstag mit Starkregen, Hochwasser, Schnee und heftigem Wind große Schäden zwischen Washington und Boston anrichten. Dieser Streifen der Ostküste gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen der USA.

Die Schiffe der Navy, die im wichtigen Hafen Norfolk im Bundesstaat Virginia liegen, müssen verlegt werden. 61.000 Mitglieder der Nationalgarde waren in Katastrophen-Bereitschaft. Vielerorts sicherten Menschen ihre Häuser mit Brettern und Sandsäcken.

Hamsterkäufe leeren Supermärkte aus

Hamsterkäufe führten zu ersten Engpässen. Viele Supermärkte von Washington bis New York waren am Sonntag ohne Wasser. Auch Batterien und Lebensmittel in Dosen wurden knapp.

Experten fürchten, dass sich der Schaden allein durch den Wind auf über drei Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro) belaufen könne.

Nach dem Erdbeben vor Kanada riefen die Behörden an der US-Küste in Nord-Kalifornien und Süd-Oregon Tsunami-Alarm aus. Auf der Inselgruppe Haida Gwaii vor Kanada, unter der das Zentrum des Bebens in 17 Kilometer Tiefe lag, wurden einige Gebiete evakuiert. Die Gegend ist vor allem von Ureinwohnern besiedelt. Berichte über Opfer oder auch größere Sachschäden gab es nicht. „Es sieht so aus, als seien sowohl die Auswirkungen als auch die Gefahren sehr gering geblieben“, sagte Shirley Bond, die für den Notstand in der kanadischen Provinz British Columbia zuständige Ministerin.