Versorgungslage wird immer dramatischer

Versorgungslage wird immer dramatischer
(dpa)

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Die Versorgungslage in Tripolis spitzt sich zu. Der Machtkampf scheint indes entschieden. Doch noch geben sich Gaddafi und seine Getreuen nicht geschlagen. Die UN sehen enorme Herausforderungen in Libyen. Vom Ex-Diktator fehlt weiter jede Spur.

In der libyschen Hauptstadt Tripolis ist am Freitagabend der Strom ausgefallen. „Die ganze Stadt ist schwarz“, berichtete eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur dpa vor Ort. In der Millionenmetropole gebe es auch kein Wasser mehr. In Tripolis machten Gerüchte die Runde, die Versorgung sei aus Furcht vor vergiftetem Wasser unterbrochen worden.

Auch die Versorgungslage mit Lebensmitteln wird in der Hauptstadt immer dramatischer. Vor den wenigen Geschäften, die noch frische Waren verkauften, bildeten sich lange Schlangen. In anderen Läden sind die Vorräte bereits völlig ausgegangen.

Auf Journalisten geschossen

Am Freitagabend schossen Scharfschützen auf Journalisten, die auf dem Dach eines Hotels in Tripolis standen. Nach Angaben von Augenzeugen gab es keine Verletzten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sieht enorme Herausforderungen in Libyen. Ban sagte nach einer Videokonferenz mit Vertretern der EU, der Afrikanischen Union, der Arabischen Liga und der Organisation der Islamischen Konferenz laut Angaben der Vereinten Nationen vom Freitag in New York, alle seien sich einig, dass die Krise in Libyen eine neue und entscheidende Phase erreicht habe. Man stimme überein, dass ein reibungsloser Übergang wichtig sei. Es sei dringend erforderlich, den Konflikt zu beenden sowie Ordnung und Stabilität wiederherzustellen. Die Teilnehmer hätten darin überein gestimmt, dass die internationale Gemeinschaft ein effektives und gut koordiniertes Aktionsprogramm brauche. Von den Vereinten Nationen werde eine entscheidende Koordinierungsrolle erwartet.

Letzte Bastionen vor dem Fall

Nach der Eroberung von Tripolis durch libysche Rebellen stehen jetzt auch Muammar al-Gaddafis letzte Machtbastionen im Land vor dem Fall. Die Kämpfe zwischen Aufständischen und Gaddafi-treuen Truppen konzentrierten sich am Freitag auf die beiden verbliebenen Hochburgen des alten Regimes, Gaddafis Heimatstadt Sirte sowie die Wüstenstadt Sebha im Zentrum des Landes. Dagegen flauten die Kämpfe in Tripolis nach Fernsehberichten deutlich ab. Weiter unklar ist, wo der langjährige Diktator untergetaucht ist.

Der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, erklärte, die Aufständischen hätten inzwischen fast im ganzen Land die Oberhand. Nur Sebha, Sirte sowie das südöstlich von Tripolis gelegene Bani Walid seien noch nicht unter Kontrolle, sagte er nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara. Ziel sei es, die Städte ohne Blutvergießen einzunehmen.

Gräueltaten auf beiden Seiten

Unterdessen kommen immer mehr Grausamkeiten der vergangenen Tage ans Licht. Reporter der Fernsehsender Al-Dschasira und BBC berichteten von Gräueltaten auf beiden Seiten. Al-Dschasira zeigte Bilder von Leichen in Grünanalagen in dem noch am Donnerstag besonders heftig umkämpften Stadtteil von Tripolis Abu Salim. Ein Reporter beschrieb die Lage in einem nahe gelegenen Krankenhaus als katastrophal. Dort stapelten sich die Leichen.

Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International haben Gaddafi-Anhänger womöglich mehr als 100 Gefangene in Militärcamps nahe Tripolis brutal getötet. Die Gaddafi-treuen Truppen hätten Granaten geworfen und mit Schusswaffen auf die Gefangenen gefeuert.