VerbraucherInflation im Euro-Raum steigt auf Rekordwert – EZB unter Druck

Verbraucher / Inflation im Euro-Raum steigt auf Rekordwert – EZB unter Druck
Die Inflationsrate im Euro-Raum ist zu Jahresbeginn auf einen neuen Höchststand gestiegen Foto: dpa/Axel Heimken

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Die Inflation im Euro-Raum ist zum Jahresstart auf einen Rekordwert geklettert und bringt damit die EZB kurz vor ihrer nächsten Zinssitzung in Erklärungsnot.

Explodierende Energiepreise sorgten dafür, dass die Teuerung im Januar binnen Jahresfrist auf 5,1 Prozent hochschnellte, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 1997. Experten hatten dagegen mit einem Rückgang der Inflation auf 4,4 von 5,0 Prozent im Dezember gerechnet. Damit entfernt sich die Inflation immer weiter vom Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die eine Rate von 2,0 Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt.

Für die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung wieder den geldpolitischen Kurs abstecken, dürfte die weiter anziehende Inflation eine negative Überraschung sein. Denn nach ihrem bisherigen Szenario sollte sich die Teuerung 2022 stabilisieren und es schrittweise zu einem Rückgang der Teuerungsrate kommen. Mit den Januarzahlen dürften zudem die Stimmen in Deutschland noch lauter werden, die eine zügige Abkehr von der seit Jahren andauernden ultralockeren Geldpolitik fordern.

Volkswirten zufolge nimmt mit dem neuen Rekordhoch der Druck auf die EZB zu. „Die unerwartet hohe Teuerungsrate ist ein Nackenschlag für die EZB“, meinte etwa Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Sie liege damit meilenweit über den 4,1 Prozent, die die EZB für das erste Quartal prognostiziere. Die Notenbank solle die massiv gestiegenen Inflationsrisiken endlich anerkennen und geldpolitisch den Fuß vom Gas nehmen. Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf wendet den Blick auf die anstehende EZB-Zinssitzung: „Spannend ist, ob die EZB-Präsidentin morgen auf der Pressekonferenz erneut betont, dass Zinserhöhungen in diesem Jahr sehr unwahrscheinlich seien.“ Volkswirt Jörg Angele vom Schweizer Bankhaus Bantleon erwartet, dass die Inflationsrate sogar bis zur Jahresmitte über 5,0 Prozent liegen wird: „Der von der EZB viel zitierte Inflationsbuckel wird immer höher und breiter.“

Haupttreiber waren die Preise für Energie

Haupttreiber der Teuerung im Januar waren die stark gestiegenen Preise für Energie. Dafür mussten Konsumenten im Januar 28,6 Prozent mehr bezahlen als vor Jahresfrist. Im Dezember lag das Plus bei 25,9 Prozent. Ohne Energie hätten die Verbraucherpreise im Januar nur um 2,6 Prozent zugelegt, nach 2,8 Prozent im Dezember. Aus Sicht des Präsidenten des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, könnten die Preise für Öl und Gas noch mehr in die Höhe springen. „Der Ukraine-Konflikt hat das Potenzial die Energiepreise noch weiter ansteigen zu lassen“, sagte er auf einer Online-Veranstaltung führender Ökonomen.

Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich im Januar um 5,2 Prozent und damit ebenfalls stärker als im Dezember mit damals plus 4,7 Prozent. Dienstleistungen kosteten im Januar 2,4 Prozent mehr, auch im Dezember hatte der Zuwachs in dieser Höhe gelegen. Allein der Preisanstieg für Industriegüter ohne Energie ließ etwas nach. Das Preisplus lag im Januar bei 2,3 Prozent nach 2,9 Prozent im Dezember.

Anders als im Euro-Raum war in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Währungsgemeinschaft, die Inflation zu Jahresbeginn leicht gesunken. Die Verbraucherpreise lagen im Januar noch 4,9 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist. Im Dezember hatte die ebenfalls von teurer Energie angetriebene Inflationsrate noch bei 5,3 Prozent gelegen – das höchste Niveau seit 1992.

In Luxemburg lag die Inflationsrate im Januar, laut den Eurostat-Berechnungen, bei geschätzten 4,6 Prozent. Im Dezember hatte die Teuerungsrate, Statec-Berechnungen zufolge, bei 4,14 Prozent gelegen. Im November ist die Inflationsrate in Luxemburg, auch Statec zufolge, auf 4,52 Prozent gesprungen. Der höchste Stand seit Juli 2008.