Basketball„Überrascht, wie schnell alles ging“: Magaly Meynadier über ihre Saison in Saarlouis und ihren Wechsel nach Hostert

Basketball / „Überrascht, wie schnell alles ging“: Magaly Meynadier über ihre Saison in Saarlouis und ihren Wechsel nach Hostert
Nach einer chaotischen Saison in Saarlouis ist Nationalspielerin Magaly Meynadier (in Weiß) wieder in der luxemburgischen LBBL zu sehen Foto: Gerry Schmit

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Nach dem Play-off ist vor dem Play-off: Zwei Tage, nachdem Magaly Meynadier mit den Saarlouis Royals in der deutschen Bundesliga im Viertelfinale gegen den Tabellenführer der regulären Saison, die Rheinland Lions, ausgeschieden ist, stand sie bereits in der LBBL auf dem Parkett. Wie im letzten Jahr wird sie die Schlussphase der Saison mit dem Gréngewald Hostert bestreiten. Mit dem Tageblatt spricht die 30-jährige Nationalspielerin über diesen Wechsel, die Reaktionen in Luxemburg und ihre Saison in Deutschland.

Tageblatt: Am Donnerstag noch in Saarlouis auf dem Parkett, 48 Stunden später schon beim Gréngewald. Hatten Sie überhaupt Zeit, das Aus in der Bundesliga zu verarbeiten?

Magaly Meynadier: Nicht wirklich, es ging alles wirklich enorm schnell. Als wir am Donnerstag auch das zweite Viertelfinalspiel gegen die Lions verloren hatten, dachte ich schon, die Saison wäre vorbei. Optionen hatte ich bis dahin nicht. Doch dann kam direkt die Anfrage vom Gréngewald und quasi über Nacht war alles erledigt.

Wie haben Sie das denn so schnell hinbekommen?

Ich war selbst überrascht, wie schnell die Freigabe von Saarlouis kam und das Ganze schließlich abgewickelt war. Das habe ich meiner Agentin zu verdanken, sie hat sich um alles gekümmert. Nach dem Aus im Play-off ging das Team noch gemeinsam essen, hat die Saison zusammen ausklingen lassen. Als ich am nächsten Morgen wach geworden bin, hatte ich eine Menge Nachrichten auf meinem Handy, die Freigabe war schon da, alles war erledigt. Ich muss aber auch betonen, dass meine Agentin in den USA lebt (lacht). Wir waren zuvor bereits die Option durchgegangen, dass ich nach der Saison eventuell in Australien spielen könnte. Das hätte mich schon interessiert, doch es stehen noch Sachen in Luxemburg, etwa ein Trainingscamp mit der Nationalmannschaft, an. Deshalb vielleicht eher nächstes Jahr. Da meine Agentin wusste, dass ich aber gerne weiterspielen wollte, ich in der letzten Saison auch schon beim Gréngewald gespielt habe und erst Anfang April ist, konnte sie sehr schnell reagieren.

War das Ganze für Sie selbst nicht zu stressig?

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nicht der Typ bin, der gerne lange Pausen macht. Eine sechsmonatige Unterbrechung zwischen zwei Spielzeiten wäre gar nichts für mich. Anfang April ist für ein Saisonende schon ziemlich früh. Die Beine waren am Samstag zwar schon schwer, ich selbst auch noch müde, doch wer mich kennt, weiß, dass ich das gerne mache. Ich hoffe nur, dass dieses Mal beim Gréngewald alles besser geht, ich mir nicht wieder gleich, wie beim letzten Mal, die Nase breche (lacht).

Die Integration dürfte leichtgefallen sein, da Sie das Team ja noch kennen?

Bis auf eine Profispielerin kenne ich das gesamte Team. Jetzt müssen wir nur wieder lernen, zusammenzuspielen. Vor der Partie am Samstag hatte ich eine Trainingseinheit freitags mit der Mannschaft, im Spiel kannte ich zwei Systeme so halb. Das war alles noch ziemlich Freestyle.

Sie haben bestimmt auch mitbekommen, dass die Reaktionen über Ihren Wechsel zum Gréngewald nicht überall positiv sind?

Natürlich habe ich mit diesen Reaktionen gerechnet. Ich kann auch verstehen, dass nicht jeder das fair findet, da gerade jetzt die Play-offs in Luxemburg angefangen haben. Doch es ist ja nicht so, dass ich eine Ausländerin bin, sondern ich bin Luxemburgerin und spiele nun wieder in meinem Heimatland. Im letzten Jahr ist ja auch Mandy Geniets nach ihrer Bundesliga-Saison nach Düdelingen gewechselt. Zudem möchte ich betonen, dass sonst kein anderes Team bei mir angefragt hat. Klar, ich bin Profispielerin. Es ist aber auch nicht einfach, so spät in der Saison zu einer Mannschaft hinzuzustoßen. Sechs Monate Pause wären wie gesagt nicht ideal gewesen, deshalb ist es für mich persönlich optimal, jetzt hier in Luxemburg spielen zu können.

Vielleicht sind die Reaktionen derzeit so extrem, da gleichzeitig in Hostert auch ein Ami-Tausch vorgenommen wurde? Ich bin sowieso der Meinung, dass auch der luxemburgische Basketball offener hinsichtlich ausländischer Spieler werden und aus seinem Kokon herauskommen muss. Dadurch wird die Liga konkurrenzfähiger, die jungen Spieler können sich besser weiterentwickeln und das tut der Nationalmannschaft dann auch gut. Aber das ist ein anderes Thema.

Um auf Ihre Saison in der Bundesliga zurückzukommen: Kann man sagen, dass Corona diese schon enorm geprägt hat?

Absolut, denn eine solch chaotische Saison habe ich bisher noch nicht erlebt. Am schlimmsten war es zu Beginn des Kalenderjahres. Zuerst wurde eine Spielerin positiv getestet, dann eine andere, waren diese wieder da, dann mussten andere in Quarantäne. Mit der neuen Variante gab es einen Zeitpunkt, da mussten sich sogar alle isolieren, auch wenn man selbst nicht positiv war. Es war wirklich schwer, so überhaupt einen Rhythmus zu finden. Wir hatten einen Moment, da haben wir sensationell gegen Keltern gewonnen, da dachte ich mir, jetzt starten wir so richtig, aber dann schlug Corona wieder zu. Zudem mussten wir viele neue Spielerinnen integrieren, was in einer solchen Situation kaum möglich ist. Mit den vielen Quarantänen hatte man zudem das Gefühl, dass sich die Saison wirklich sehr hingezogen hat. 

Das klingt wirklich chaotisch …

Das zeigt auch das Beispiel unserer belgischen Spielerin, die im Laufe der Saison nach Saarlouis kam. Sie hat eine andere Teamkollegin wegen der ganzen Corona-Situation einen ganzen Monat gar nicht gesehen. Das muss man sich vorstellen, wenn man eine Mitspielerin während mehrerer Wochen gar nicht kennenlernen kann.

Mit dem Erreichen der Play-offs dürften Sie und das Team somit wohl schon ganz zufrieden sein?

Vor der Saison habe ich als Ziel die Play-offs angegeben, das haben wir erreicht. Man muss bedenken, dass wir die Saison sehr schlecht angefangen, zu Beginn alles verloren haben. Da habe ich mir schon die Frage gestellt, was das eigentlich werden soll. Dann folgten einige Wechsel, auch der Trainer ging und es lief besser. Vom ursprünglichen Kader sind zum Ende der Saison übrigens nur drei Spielerinnen übrig geblieben, das ist schon krass, das hatte ich bisher auch noch nicht. Dafür war die Saison dann auch ganz in Ordnung. Wenn man sieht, dass wir den Einzug in die Play-offs lange in der eigenen Hand hatten, dann aber dreimal verloren haben, davon sogar zweimal in der Verlängerung. Da dachten wir schon, die Saison wäre noch früher zu Ende, schließlich kam dann der Überraschungssieg gegen Hannover und wir waren wieder drin. 

Und die Viertelfinalserie gegen die Rheinland Lions war auch ziemlich umkämpft.

Vor allem das zweite Spiel, da hätten wir es verdient gehabt, zu gewinnen, besonders mit unserer kleinen Rotation. Kurz vor Schluss lagen wir auch mit zwei Punkten in Führung, doch dann kam es auf dem Feld zu einem Missverständnis und dem Gegner gelang ein einfacher Korbleger. Zudem war unsere Topscorerin mit fünf Fouls raus. Doch wir haben gekämpft, das Publikum zog mit und ich glaube, wir brauchen wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Jetzt geht der Fokus aber Richtung Gréngewald, mit dem ich weiter kommen möchte als im letzten Jahr.