EM 2020Torjäger, Stütze, Hoffnungsträger: England baut auf Harry Kane

EM 2020 / Torjäger, Stütze, Hoffnungsträger: England baut auf Harry Kane
Englands Torjäger Harry Kane bejubelt das 1:0 im Viertelfinale gegen die Ukraine im Olympiastadion in Rom Foto: POOL/AFP/Alessandro Garofalo

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Ein Treffer gegen Deutschland, zwei gegen die Ukraine: Englands Torjäger Harry Kane kommt zur heißen Phase der EM ins Rollen.

Die New York Times hat eine bemerkenswerte Überschrift für ihr Porträt über Englands großen Hoffnungsträger gewählt. „Wir wissen nichts über Harry Kane“, steht dort geschrieben, und tatsächlich ist über diesen Harry Edward Kane wenig bekannt, das Stoff für Schlagzeilen abseits des Sports liefern würde. Der 27-Jährige ist ein Musterprofi, liiert mit seiner Jugendliebe – und in diesen Tagen DAS Gesicht des englischen Fußballs.

Sein Auftrag ist ebenso klar wie schwierig: Kane soll die Three Lions als Kapitän und Torjäger endlich zum ersehnten großen Titel führen. Die Last einer ganzen Nation, die den Fußball so sehr verehrt, lastet auf seinen Schultern – doch Kane scheint das nur anzustacheln. Je mehr der Druck steigt, desto besser spielt er.

Ein Treffer gelang ihm im Achtelfinale gegen den alten Rivalen Deutschland, sogar zwei im Viertelfinale gegen die Ukraine. Was folgt im Halbfinale im Wembley-Stadion am Mittwoch gegen den tapferen Außenseiter Dänemark? „Man will doch immer der Beste sein, der man sein kann und versuchen, der Beste überhaupt zu werden“, sagt Kane: „Es sind immer noch mehr Tore möglich.“

Und die braucht England, damit das lange und zähe Warten seit dem WM-Titel 1966 endlich vorbei ist. Am Sonntag, so träumen es die Engländer, soll der Kapitän den EM-Pokal in Wembley in die Höhe hieven unter dem frenetischen Jubel der Fans.

Neun Treffer hat Kane in großen Turnieren für seine Nationalmannschaft erzielt und damit nur einen weniger als der große Gary Lineker, der noch immer Englands erfolgreichster Torschütze bei Welt- und Europameisterschaften ist.

Doch Kane ist nicht nur wegen seiner Tore wertvoll, er ist Stütze, Passgeber, Anspielstation und erster Verteidiger. Oder kurzum: „Unser wichtigster und bester Spieler“, wie Teammanager Gareth Southgate in diesen Wochen bei der EM schon mehrfach betonte. Und das auch in der Vorrunde, als Kane nicht traf und von der gnadenlosen englischen Presse bereits angezählt wurde.

Doch bei Spielern und Fachleuten ist Kanes Klasse unbestritten, Dänemarks Innenverteidiger Andreas Christensen nannte den 27-Jährigen einen „der besten Torjäger der Welt“, der „in allem“ gut sei.

„Noch nichts erreicht“

Christensen, Profi von Champions-League-Sieger FC Chelsea, weiß aus Liga-Duellen mit Kanes Tottenham Hotspur, wovon er spricht. Sein Rat ist daher einleuchtend: „Wir sollten nicht zu oft in eine Eins-gegen-Eins-Situation mit Kane geraten.“

Kane zieht die Aufmerksamkeit der Verteidigung auf sich und schafft damit Räume, die die pfeilschnellen englischen Flügelstürmer brauchen, um ihre Stärken auszuspielen. Er ist ein „klassischer Neuner“, also ein Angreifer mit Präsenz im Strafraum.

Kane ist aber längst noch nicht zufrieden. Bei der WM 2018 spielte England groß auf – und verlor dann jäh in der Runde der letzten Vier. „Wir haben noch nichts erreicht. Es wartet ein schweres Halbfinale auf uns“, sagte er nach dem überzeugenden 4:0 (1:0) gegen die Ukraine jüngst.

Gegen Dänemark geht England erneut als Favorit ins Spiel, im Finale warten Spanien oder Italien. Und wenn alles klappt, ist über diesen Harry Edward Kane noch eine weitere Sache bekannt. Der Mann schießt nicht nur gerne und viele Tore, er wäre zudem nach Bobby Moore 1966 der zweite Kapitän, der England zu einem großen Titel führt. (SID)