HandballTermindilemma: Red Boys stehen vor einem Mammutprogramm bis Jahresende

Handball / Termindilemma: Red Boys stehen vor einem Mammutprogramm bis Jahresende
Auf die Red Boys wartet ein Mammutprogramm bis Jahresende Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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In den kommenden Wochen geht es Schlag auf Schlag in der AXA League. Bis zur Weihnachtspause, die am 23. Dezember beginnt, soll die zweite Meisterschaftsphase (R2) abgeschlossen werden. Auf die Vereine warten viele Spiele innerhalb weniger Tage. Besonders hart trifft es die Red Boys, die aufgrund des European Cup vor einem Mammutprogramm stehen.

„Die Begegnungen reihen sich aneinander. Wir spielen mittwochs, samstags, mittwochs, samstags und so weiter“, sagt Red-Boys-Trainer Sandor Rac. Die Zeit zur Regeneration ist zu kurz, die Belastung zu groß. Rac betont, dass nicht alle Spieler Profis sind: „Verschiedene Spieler stehen morgens um 5 Uhr auf, arbeiten bis 18 Uhr und gehen dann zum Training – oder zum Spiel. Wir können jetzt nicht normal trainieren und der physische Wiederaufbau fällt weg. Wir sind in einer Situation, in der wir wirklich anfangen, müde zu werden.“

Auch Berchems Coach Marko Stupar blickte letzte Woche im Gespräch mit dem Tageblatt kritisch auf die Aneinanderreihung der Spiele: „Für unseren Kader, der praktisch ohne professionellen Spieler ist, sondern aus Studenten und Arbeitenden besteht, ist das viel. Sie nach so schwierigen Spielen schnell wieder fit zu bekommen, ist eine große Herausforderung.“

Durch die Müdigkeit und die hohe Belastung steige auch die Verletzungsgefahr. Um die Situation zu veranschaulichen, nennt Rac die vielen Spieler, die bei der Fußball-WM verletzt wegen Überbelastung zuschauen müssen. Die großen Namen auf dieser Liste tummeln sich: Kanté, Benzéma, Mané, Werner usw. „Sie sind Vollprofis, bei uns ist es noch etwas anderes“, sagt der Trainer, der am Sonntag im European-Cup-Spiel in Zypern mit Roman Becvar den nächsten Verletzten zu beklagen hatte. Bereits zuvor waren Guillaume Ballet und Ognjen Jokic angeschlagen.

Akkumulation von Spielen

Beim Handball-Verband ist man sich des Problems bewusst – eine Lösung, die alle zufrieden stimmt, ist allerdings schwierig zu finden. Die Begegnungen der Red Boys mit Käerjeng und Berchem, die eigentlich für einen Samstag vorgesehen waren, müssen aufgrund des European Cup verschoben werden. So akkumulieren sich die Spiele innerhalb der Woche – ein Vorschlag der Red Boys, die Meisterschaft bis in den Monat Juni zu verlängern, um so genügend Zeit für Matches und Regeneration zu haben, wird aber von der FLH nicht unterstützt. „Wir müssen auch die anderen Vereine berücksichtigen, deren Spieler vielleicht schon ihren Urlaub gebucht haben. Wir können jetzt nicht unseren ganzen Kalender ändern“, erklärt „Directeur administratif“ Christian Schmitt. Entgegen kommen will man den Red Boys mit der Verschiebung der Partie gegen Käerjeng in den Januar 2023. Diese darf bis zum 28. nachgeholt werden, „wenn der Gegner einverstanden ist“. Im Januar gibt es aber auch noch einen Lehrgang der Nationalmannschaft.

Zwischen dem 2. und 22. Dezember würden so trotzdem noch sechs Begegnungen in 20 Tagen auf die Differdinger warten. Das ist immer noch viel und eine hohe Belastung. Die Red Boys müssen also quasi jeden dritten Tag spielen. Mit so vielen Begegnungen in kurzer Zeit, „beeinflusst man die Meisterschaft in einer Phase, in der eine Vorentscheidung fallen könnte“, sagt Rac. Schmitt dagegen weist darauf hin, dass auch in den vergangenen Jahren die Teams, die im European Cup vertreten waren, einen ähnlich vollen Kalender hatten.

Spielen die Red Boys nun im Januar gegen Käerjeng, wartet ein weiteres Problem. Elledy Semedo ist in den Kader des Kap Verde für die Weltmeisterschaft (11.1.2023 bis 29.1.2023) berufen worden. Der Red-Boys-Akteur wird demnach für die Vorbereitung und die WM selbst von Ende Dezember bis Anfang Januar fehlen. In diesem Zeitraum würden das Käerjeng-Spiel und der Auftakt der Titelgruppe anstehen. „Das Play-off beginnt am 28. Januar. Diesen Termin können wir auch nicht mehr ändern. Auch, weil alle Klubs schon mit ihren Planungen angefangen haben“, erklärt Schmitt. Die R2 müsse also vor diesem Stichdatum komplett abgeschlossen sein. „Wenn man danach im Play-off ein Spiel aufgrund des Fehlens eines WM-Spielers verschieben will, ist das kein Problem“, so Schmitt. 

Semedo wird also wohl definitiv gegen Käerjeng fehlen. „Darauf können wir aber nun keine Rücksicht nehmen. Irgendwann müssen wir die Partien spielen“, sagt Schmitt. Ein ähnliches Szenario wie 2021, als das Pokal-Final-Four verlegt wurde, weil der damalige Escher Torhüter Petros Boukovinas mit der griechischen Nationalmannschaft spielte, kommt diesmal nicht infrage, auch weil die Situation eine andere sei, so Schmitt. Rac sagt auf der Gegenseite: „Wenn wir ohne ihn spielen müssen, sind die sportlichen Bedingungen nicht fair.“ Die Red Boys wollen trotzdem versuchen ihr Mammutprogramm mit Siegen zu bewältigen.

Red Boys legen Protest ein

Die Red Boys wollen die Einschüchterungsversuche der Ultras von Sabbianco Anorthosis Famagusta nicht auf sich sitzen lassen. Nach den Ausschreitungen beim European-Cup-Spiel in Nikosia haben die Differdinger Protest bei der EHF eingelegt, da die Sicherheit der Spieler und Vereinsdelegation nicht gewährleistet gewesen sei. Der europäische Handball-Verband holt nun Stellungnahmen der beteiligten Vereine ein und prüft, ob und welche Maßnahmen ergriffen werden.