FußballnationalmannschaftViel Klasse, aber wenig Effizienz

Fußballnationalmannschaft / Viel Klasse, aber wenig Effizienz
Zwei Klasseleistungen innerhalb von vier Tagen: Innenverteidiger Vahid Selimovic Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Die luxemburgische Nationalmannschaft hat ein nie dagewesenes Niveau erreicht. In den Nations-League-Partien gegen Aserbaidschan (2:1) und Montenegro (0:1) dominierten die „Roten Löwen“ ihre Gegner nach Strich und Faden. Mit etwas mehr Effizienz wären zwei deutliche Siege drin gewesen. Aber es fehlte ein „Killer“ vor dem Tor, um die herausragende Vorarbeit abzuschließen.

61 und 62 Prozent. Das ist der Ballbesitzanteil der Luxemburger in den Duellen gegen Aserbaidschan und Montenegro. 89 Prozent. Das ist die Passgenauigkeit der FLF-Auswahl. Besser war in ganz Europa an den ersten beiden Spieltagen der Nations League nur Spanien (91 Prozent). 40 Torschüsse. Mehr gab nur Portugal ab (47). Der Unterschied zwischen diesen Topmannschaften und Luxemburg ist die Effizienz vor dem gegnerischen Kasten. Weder gegen Aserbaidschan noch gegen Montenegro war Luxemburg in der Lage, seine deutliche Überlegenheit in Zählbares umzuwandeln.

Nationaltrainer Luc Holtz versuchte es mit zwei taktischen Angriffsvarianten. Gegen Aserbaidschan wurde Maurice Deville als Mittelstürmer eingesetzt. Der Profi des 1. FC Saarbrücken hat zwar Gardemaß und ein gutes Kopfballspiel, fühlt sich aber auf dem Flügel wohler. Danel Sinani durfte gegen Montenegro als „falscher Neuner“ ran, überzeugte, traf aber auch nicht. Die FLF-Auswahl verfügt derzeit über ein homogenes Gebilde und technisch starke Spieler. Holtz hat jedoch keinen „Finisher“ in der Hinterhand. Auch in den Jugendkategorien ist kein Spieler in Aussicht, der diese Fähigkeiten mitbringt. Das temporäre Problem könnte zu einem langfristigen Dilemma werden.

Thill und Selimovic im Blickpunkt

Hoffnung macht die Tatsache, dass alle FLF-Offensivspieler noch sehr jung sind und das beste Fußballeralter erst kommt. Einigen Spielern wie Vincent Thill fehlte es an Konstanz im Verein, um in der Nationalmannschaft das Beste aus sich herauszuholen. Zu welchen Leistungen der kleine Techniker in der Lage ist, zeigte er jedoch in diesem Doppelvergleich. Der 20-Jährige hat in den vergangenen Monaten an sich gearbeitet und körperlich zugelegt. Diese zusätzliche „Masse“ (er wiegt 65 kg bei einer Größe von 1,70 m) konnte er gegen Montenegro bereits einsetzen. „Körperliche Voraussetzungen hin oder her, es ist ein Genuss, ihm zuzuschauen. Ich kann nicht verstehen, wie ein Trainer nichts mit ihm anfangen kann. In vielen Teams wäre Vincent das Salz in der Suppe. In einigen Jahren werden sich noch einige ärgern, dass sie ihm keine Chance gegeben haben“, sagt Holtz und spielt damit auf seine aussichtslosen Jahre beim FC Metz an. Thill wird in der kommenden Saison für den portugiesischen Erstligisten Nacional Madeira auflaufen und hofft, dort den Durchbruch auf Klubebene zu schaffen.

Ein weiterer Gewinner der vergangenen zehn Tage ist Vahid Selimovic. Der Verteidiger von OFI Kreta war zweimal einer der besten Spieler auf dem Platz. „Wenn er so weitermacht, ist er schwer aus der Anfangself wegzudenken“, sagte Holtz nach dem Sieg in Baku. Drei Tage später legte Selimovic gegen Montenegro nach und verlor fast keinen Zweikampf. Dass Abwehrchef Maxime Chanot nicht angereist war, fiel aufgrund der Klasseleistung des 23-Jährigen nicht auf. Geht Selimovic weiter diesen Weg, wird er wohl nicht lange auf der griechischen Insel bleiben. Und einen neuen Status hat er sich in Luxemburg jetzt schon erarbeitet.

Genau so wie die FLF-Auswahl. Die Mannschaft von Luc Holtz hat gezeigt, dass sie spielerisch das beste Team in der Gruppe 1 der Division C der Nations League ist und dass sie eigentlich in die Division 2 gehört, wo sich Mannschaften tummeln, die regelmäßig um die Europa- und Weltmeisterschaftstickets mitspielen . Mit ein wenig Effizienz ist dieser Sprung nur noch eine Frage der Zeit.

Visser: „Hoyzer pour les intimes“

Im Stadion und in den sozialen Netzwerken bekam der belgische Schiedsrichter Lawrence Visser gestern und heute sein Fett weg. Vorangegangen war eine sehr schwache Leistung im Spiel zwischen Luxemburg und Montenegro. Besonders angeprangert wurde er für die Gelb-Rote Karte für Christopher Martins wegen einer angeblichen Schwalbe. Die TV-Bilder zeigten, dass es sich um eine klare Fehlentscheidung handelte. Die Anhänger der „Roten Löwen“ nahmen daraufhin Revanche, editierten den Wikipedia-Eintrag des 31-Jährigen und verglichen ihn mit einem ehemaligen deutschen Schiedsrichter, der Spiele an die Wettmafia verkauft hatte. Bei der Online-Enzyklopädie war bis gestern Mittag folgendes zu lesen. „Lawrence Visser (’Robert Hoyzer’ pour les intimes) est un très très mauvais arbitre international belge … Depuis le 8 septembre 2020, il est porté disparu dans les vestiaries du Stade Josy Barthel.“ Kurz darauf wurde der Eintrag von Wikipedia gelöscht.