Magischer MaestroModric lässt Kroatien träumen

Magischer Maestro / Modric lässt Kroatien träumen
Marcelo Brozovic (l.) kann sich auf die Künste seines Kapitäns verlassen Foto: AFP/Paul Ellis

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Von wegen alt und rostig: Der magische Luka Modric lässt Vizeweltmeister Kroatien wieder träumen.

Dem magischen EM-Abend von Luka Modric folgte eine kurze Nacht, doch die Erinnerungen an den Zauber von Russland sind wieder wach. Bis zur Rückkehr ins Basislager in Istrien am frühen Mittwochmorgen durfte das Team um den „kroatischen Harry Potter“ ein wenig feiern. Geht es nach Modric, hat das Turnier für den Vizeweltmeister jetzt erst so richtig begonnen.

„Wenn wir so spielen, sind wir für jeden gefährlich“, befand der gefeierte Maestro der Vatreni nach dem Einzug ins Achtelfinale gegen den Zweiten der Gruppe E am Montag in Kopenhagen. Die Brust ist wieder breit, denn beim 3:1 (1:1) in Schottland brachte der alternde Weltstar von Real Madrid die Zweifler und Nörgler mit seiner Extraklasse zum Schweigen.

„Ihr habt euren Ruf verteidigt, nun soll sich Russland wiederholen“, jubelte die Zeitung Vecernij list in Anspielung an das wundersame WM-Märchen vor drei Jahren. Vor allem Kapitän Modric und sein Zaubertor machten die schwachen Auftritte beim 0:1 gegen England und dem 1:1 gegen Tschechien vergessen.

Der fast 36-Jährige mit seiner aus der Zeit gefallenen Frisur trotzt dem Alter, im 140. Länderspiel verblüffte er mit seiner Genialität und Übersicht selbst seinen Trainer. „Niemand weiß, wie Luka es schafft, weiterhin so zu spielen. Man würde erwarten, dass er nachlässt, dass er an Energie verliert, aber er ist immer noch die Kraft, die das ganze Team antreibt“, schwärmte Zlatko Dalic.

Die nächsten Einträge in den Fußball-Geschichtsbüchern sind dem 1,72 Meter kleinen Spielmacher ebenfalls sicher. Mit seinem zwölften Einsatz bei einer EM-Endrunde stellte der ewige Modric den Rekord von Darijo Srna ein.

Und durch sein so wichtiges 2:1 per Außenrist (62.) im Hampden Park von Glasgow ist er nun sowohl der älteste (35 Jahre, 286 Tage) als auch der jüngste EM-Torschütze Kroatiens. 2008 hatte Modric die Feurigen im Alter von 22 Jahren und 273 Tagen zum 1:0 gegen Österreich geschossen.

Wie lange aber der kroatische Dirigent noch den Taktstock schwingt, das ließ der Weltfußballer von 2018 vor dem Turnier offen. Sein Vertrag in Madrid läuft im Sommer 2022 aus, die kommende WM in Katar findet bekanntlich erst im Winter statt.

Womöglich ist das laufende Turnier also der letzte Tanz für einen der besten Fußballer der Geschichte. „Glücklich schätzen dürfen sich all diejenigen, die Luka Modric haben spielen sehen“, schrieb die spanische AS.

Also kann diese EM-Reise ruhig noch eine Weile andauern, nach 1996 und 2008 soll zum dritten Mal der Sprung ins EM-Viertelfinale gelingen. Spielerisch können und müssen die Kroaten, für die auch Nikola Vlasic (17.) und Ivan Perisic (77.) trafen, sicher noch zulegen.

Für die erste K.o.-Runde hatte Dalic nach der kurzen Nachtruhe nur einen Wunsch: „Ich würde gerne Spanien aus dem Weg gehen, das wäre meiner Meinung nach der schwierigste Gegner.“

Doch nach nur wenigen Fans bei den drei Spielen in Großbritannien setzen die Kroaten nun auf frischen Rückenwind durch ihre leidenschaftlichen Anhänger. „Ihr seid unsere Stärke, und wir werden euer Stolz sein“, versprach Dalic voller Pathos: „Wo auch immer wir nun sind, es werden 20.000 unserer Fans da sein.“ (SID)