FußballFusionen in Luxemburg: Zurück in die Zukunft

Fußball / Fusionen in Luxemburg: Zurück in die Zukunft
Bis Mitternacht hatten die Mitglieder des RM Hamm Benfica Zeit, ihre Stimmzettel abzugeben Foto: Tageblatt-Archiv/Gerry Schmit

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Ein näherer Blick auf die Entwicklung der Vereinszahl der ersten Mannschaften ergibt einen unverkennbaren Rückgang seit 1980. Zwei Auflösungen (Simmern und Flaxweiler/Beyren) sowie die Zusammenschlüsse etlicher Vereine haben zur Folge, dass die Zahl der Clubs (104) im Wandel der Zeit arg geschrumpft ist – und nach 70 Jahren fast wieder auf den gleichen Wert wie einst 1950 gesunken ist.

Der FC Wiltz, der 1971 aus den Vereinen Niederwiltz und Gold a Roud Wiltz entsprang, ist der älteste bestehende Fusionsverein. Diese Maßnahme erwies sich auf Anhieb als goldrichtig sowie nachhaltig: Die Wiltzer pendeln seither zwischen der Ehrenpromotion und der BGL Ligue. Im Moment bereiten sich die Öslinger auf ihre 25. Saison im Oberhaus vor.

Konstanter sportlicher Erfolg krönt die Fusion von Serienmeister F91 Düdelingen, der sich 1991 aus Stade, Alliance und der USD zusammensetzte. Bewährt haben sich auch die Fusionen in Differdingen (Red Boys und ASD) sowie Käerjeng (Hautcharage und Bascharage). Die letzte zustande gekommene Fusion geht auf das Jahr 2015 zurück, als die UT Petingen aus dem Zusammenschluss des CSP und Lamadelaine enstand: Im Sommer wird der Verein erstmals am Europapokal teilnehmen, während man in der Hauptstadt beim RFCU Lëtzebuerg seit 2005 – trotz des Gewinns des Landespokals 2018 – noch auf den großen Durchbruch warten muss.

Der RM Hamm Benfica, dessen Ursprung auf der Fusion des RM 86 mit dem FC Hamm beruht, hat sich trotz des zweiten Abstiegs ins Unterhaus gefestigt, mehr aber auch nicht. Ob die nächste Fusion mit den Blue Boys Mühlenbach Realität wird, hängt von der Abstimmung und der FLF ab (siehe Kasten).

Nicht so erfolgreich

Höhen, aber auch Tiefen durchlebten Rodange (Chiers und Racing), Schifflingen (The National und ASS) sowie Kayl/Tetingen. Die Gründung des FF Norden 02 (Weiswampach und Hüpperdingen) verlief recht zufriedenstellend, etwas bescheidener die Bilanz der Union Remich/Bous, Äischdall Hobscheid/Eischen und Pfaffenthal/Weimerskirch. In Esch, genau wie andernorts, gab es mehrmals Kontakte zwecks einer Fusion, doch die Verhandlungen brachten die betroffenen Vereine auf keinen grünen Zweig.

Fünf Fusionsklubs spielten 2019/20 in der höchsten Liga, vier im Unterhaus, sieben in der 1. Division, einer in der 2. Division und zwei in der untersten Spielklasse. Regional gesehen stellt der Süden (7) die meisten Fusionsvereine, es folgen der Norden (4), Zentrum und Osten (je 3) und schließlich der Westen (2).

Ein eindeutiges Signal

Die FLF hatte RM Hamm Benfica und den Blue Boys Mühlenbach aufgrund der Corona-Krise bei ihren Fusionsplänen einen kleinen Aufschub gewährt. Bis Montag hatten beide Klubs Zeit, die nötigen Dokumente beim Verband einzureichen. Bei den Mühlenbachern stand bereits am Samstag früh fest, in welche Richtung es gehen sollte. Wie Sekretärin Mersija Dragulovcanin berichtete, hatte sich nur eines der rund 70 Vereinsmitglieder bei der Abstimmung gegen eine Fusion ausgesprochen. Am Sonntagnachmittag wartete der Klub deswegen auf Nachrichten aus Hamm. „Wir wissen noch nichts …“, sagte Dragulovcanin.
Alexandre Lopes, Sohn von Präsident Paulo Lopes, erklärte gestern, dass die rund 150 Mitglieder des RMHB drei Optionen bei der Abgabe ihres Stimmzettels hatten: „Wir haben ihnen Briefe zukommen lassen und diese sogar selbst übergeben. Entweder konnten die Leute dann gleich an der Haustür abstimmen oder uns die Zettel heute (am Sonntag) ins Stadion zurückbringen. Wenn nötig, holen wir das Papier sogar selbst ab“, sagte Lopes. Das Minimum für eine Fortsetzung der Fusionspläne ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Wird diese erreicht, müssen alle notwendigen Dokumente heute in Monnerich eingereicht werden. „Und dann warten wir auf die Zustimmung der FLF“, blickte Lopes voraus und fügte hinzu: „Da die Abstimmung noch bis Mitternacht läuft, werden wir keine Aussagen in Bezug auf das Resultat machen. Am Montagmorgen wissen wir, in welche Richtung es geht.“ Zumindest auf Seiten der BBM überwiegt der Optimismus. Geklärt sind ebenfalls erste wichtige Punkte: Der aktuelle Hamm-Coach Pedro Resende soll das Team übernehmen.
Nicht offiziell geklärt ist allerdings, wer den dann frei gewordenen Platz in der Ehrenpromotion übernehmen würde. Laut FLF-Statuten steht lediglich fest, dass im besagten Fall aus den unteren Divisionen aufgestockt werden muss. Auf Platz zwei landeten die Erstdivisionäre Bissen (1. Bezirk, 31 Punkte aus 15 Spielen) und Schifflingen (2. Bezirk, 35 Punkte aus 15 Spielen). Kommt es zur Fusion und die Tabelle würde entscheiden, müsste dementsprechend der Verein aus dem Süden in die Ehrenpromotion aufsteigen.
Mit all diesen Punkten beschäftigt sich übrigens am Montag der FLF-Verwaltungsrat. Mit Entscheidungen ist am späten Abend oder am Dienstagmorgen zu rechnen.  chd