FußballEtzella-Kicker in Stiefeln statt Fußballschuhen: Ettelbrücker Spieler packen mit an

Fußball / Etzella-Kicker in Stiefeln statt Fußballschuhen: Ettelbrücker Spieler packen mit an
Dieses Bild, aufgenommen mit einer Drohne, zeigt den Zustand des Ralinger Platzes am Donnerstagmorgen Foto: Victoria Rosport

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Erst heißt es, während der monatelangen Pause wegen des Corona-bedingten Abbruchs irgendwie am Ball zu bleiben, dann wird mitten in der Vorbereitung der Fußballplatz überflutet: Für eine ganze Reihe an Vereinen aus den unteren Divisionen Luxemburgs waren die Zustände am Donnerstagmorgen katastrophal. Doch auch einige BGL-Ligisten waren von den sintflutartigen Niederschlägen betroffen: In Rosport oder Ettelbrück ist momentan nicht mit einer sofortigen Rückkehr zur Normalität zu rechnen. Statt den Fußballschuhen haben die Etzella-Kicker deshalb die Stiefel ausgepackt – und den Katastrophen-Opfern ihre Hilfe angeboten. 

Am Mittwochabend war die nationale Fußballfamilie noch zum großen Spektakel auf Cloche d’Or vereint – trotz der Regenmassen, die auf den Hybridrasen herunterkamen. Ein paar Stunden später dürfte die Festtagsstimmung bei einigen Vereinsvertretern aber in Entsetzen übergegangen sein. In den sozialen Medien wurden die Schäden der heftigen Niederschläge quer durch das Land bereits ab den frühen Morgenstunden deutlich. 

„Noch nie“ habe Jean-Paul Kolbusch den Rosporter Camping in einem derartigen Zustand gesehen wie auf den Bildern, die er am Donnerstagmorgen zugeschickt bekam. „Die Sauer kam schon mal hin und wieder über das Ufer, aber nicht in diesem Maße.“ Über das komplette Ausmaß der Schäden kann sich der BGL-Ligue-Verein frühestens am Freitag ein Bild machen, denn das Wasser stand zur Mittagszeit noch über einen Meter hoch auf dem Rasen. Das komplette Areal wurde überschwemmt, es ist dementsprechend auch mit Materialschaden zu rechnen. „Man kommt überhaupt nicht bis in die Nähe des Stadions“, erklärte der Vereinspräsident der Victoria. „Zudem können wir auch nicht in Ralingen trainieren, denn die ganze Ecke ist betroffen. Heute (am Donnerstag) fällt das Training aus.“

In Ettelbrück waren beide Trainingsplätze komplett überflutet, als am Donnerstagmittag wieder Starkregen einsetzte
In Ettelbrück waren beide Trainingsplätze komplett überflutet, als am Donnerstagmittag wieder Starkregen einsetzte Foto: Pol Masselter

Noch hofft man in Rosport, am Montag wieder trainieren zu können. Geplant war auch ein Testspiel gegen die Etzella. Doch ähnlich dramatische Szenen spielten sich ebenfalls in Ettelbrück ab. Am Donnerstagmittag blieb der Alzette-Wasserpegel dann bei 3,84 Metern stabil. Dass man in den „Däichwisen“ an Überschwemmungen gewöhnt ist, bewies auch die frühzeitige Reaktion der Polizei, die bereits am Mittwochnachmittag die Parkplätze räumen ließ. Die Wassermassen rissen später alles mit. Fahrzeuge, die stehen gelassen wurden, waren unter der braunen Masse verschwunden. 

Auf dem Foto, das am Donnerstag nach 14.30 Uhr entstand, ist deutlich zu erkennen, dass das Wasser bis auf Höhe der Handläufe stand. Der Hauptplatz der Etzella liegt etwas höher und weiter vom Ufer entfernt – weshalb das Stadion dementsprechend auch kaum betroffen war. Trotzdem war an Training nicht zu denken, weshalb der Klub großes Herz und Klasse zeigte: „Unsere Jungs der ersten Mannschaft haben sich bereit erklärt, statt des Trainings eine Hand mit anzupacken und den Ettelbrücker Einwohnern auszuhelfen, die vom Hochwasser betroffen sind“, hieß es auf der Facebookseite des Vereins aus der Patton-Stadt. 

Ausgedacht hat sich diese Idee Trainer Neil Pattison, wie Innenverteidiger Lex Nicolay erklärte: „Der Aufruf über Facebook war ein großer Erfolg und wurde gleich von vielen Menschen geteilt. Wenn sich jetzt niemand direkt meldet, werden wir uns einfach selbst in den Straßen erkundigen. Leute, die betroffen sind, haben gerade ja auch andere Sorgen, als in den sozialen Medien unterwegs zu sein, und haben das vielleicht auch nicht mitbekommen.“ Eine tolle Aktion an diesem Tag, an dem Fußball nicht im Vordergrund steht.