Total League HerrenDer Basket Esch will endlich auch auf dem Parkett den Titel gewinnen

Total League Herren / Der Basket Esch will endlich auch auf dem Parkett den Titel gewinnen
Clancy Rugg (in Weiß) schaffte es 2016 und 2017 bereits mit den Musel Pikes bis ins Meisterschaftsfinale Foto: Gerry Schmit

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Während der T71 Düdelingen in den letzten zwölf Jahren zehn Titel feiern konnte, davon fünfmal die Meisterschaft, ist eine Finalserie für die meisten Escher Spieler absolutes Neuland. Einzig die beiden Profis Clancy Rugg und Miles Jackson-Cartwright spielten bereits um den Meistertitel, jedoch ohne positiven Ausgang.

Wenn sich die beiden Profi-Spieler des Basket Esch etwas wünschen könnten, dann sicherlich, dass sie spätestens am kommenden Sonntag die Meistertrophäe in den Händen halten könnten. Es wäre ihr erster Titel, den sie in Luxemburg auf dem Parkett feiern dürften. Dabei standen beide in der Vergangenheit schon mit ihren ehemaligen Klubs im Finale. Für Clancy Rugg, der seit der Saison 2014/15 in der höchsten luxemburgischen Liga aufläuft, gab es bereits zwei Meisterschaftsfinals. 2016 konnte er jedoch gerade hier nicht mehr aktiv ins Spielgeschehen eingreifen. „Das war doch das Jahr, als ich mich im Halbfinale am Knie verletzt hatte und wir dann kurzfristig noch einen deutschen Spieler engagiert haben“, erinnert sich der 29-Jährige nach einigen Momenten des Überlegens zurück. Nachdem man in einem hart umkämpften Halbfinale für die Sensation sorgte und den Seriensieger der vorangegangenen Jahre, Düdelingen, ausschaltete, verloren die Moselaner das Finale anschließend deutlich mit 0:2 gegen Steinsel. Ein Jahr später gab es eine Wiederholung dieses Endspiels, dieses Mal mit Rugg auf dem Parkett: „Ich weiß noch, dass es sehr intensiv war. Im ersten Spiel gab es für uns eine historische Schlappe auf knapp 50 Punkte (61:113, d.Red.). Wir meldeten uns im anschließenden Heimspiel aber für alle überraschend zurück.“ Im Entscheidungsspiel mussten sich Rugg und die Moselaner dann wieder der Amicale geschalgen geben. 

Auch Miles Jackson-Cartwright hat nicht die besten Erinnerungen an das Finale 2019, das nach vier Spielen an die Etzella Ettelbrück ging. Damals stand der 29-Jährige in seiner ersten Saison in Luxemburg noch für den diesjährigen Gegner, den T71 Düdelingen, auf dem Parktett. Kurioserweise schaltete der T71 damals in einer der wohl bisher besten Halbfinalserien im entscheidenden fünften Spiel der „Best of five“-Serie seinen heutigen Klub, den Basket Esch, aus. „Ich glaube, es war die wohl verrückteste Serie, die jemals einer von uns gespielt hat“, betont der Guard. Dass es jetzt im ersten richtigen Finale für den Basket Esch ausgerechnet zum Südderby kommt, freut Jackson-Cartwright umso mehr: „Es ist irgendwie schon die perfekte Storyline“, betont der aus Kalifornien stammende US-Spieler. Doch will er seinen ehemaligen Teamkollegen Schumacher und Muller zum Karriereende keine Geschenke machen: „Ich schätze sie sehr, sie waren wie meine ersten Brüder hier in Luxemburg. Doch ich bin selbst mit zwei Geschwistern aufgewachsen, gerade dann will man einen umso mehr besiegen“, fügt er mit einem Lachen hinzu. Dass es der Basket Esch nach einer schwierigen Saison mit vielen Höhen und Tiefen nun doch noch bis ins Finale geschafft hat, ist für den 29-Jährigen wie ein Kreis, der sich schließt: „Es ist sehr speziell, besonders da es sich mit der Rückkehr von Ben (Kovac) und Julien (Lessel) nun erst recht so richtig komplett anfühlt.“

Anders als in den vorherigen Saisons, unter anderem eben 2019, scheinen die Escher dieses Mal zum wichtigsten Moment der Saison ihre Form gefunden zu haben. „Wir mussten wirklich kämpfen, hatten einige sehr bittere Niederlagen zu verkraften“, spricht Clancy Rugg die Verletzungs- und Covid-19-Sorgen der Mannschaft an. Doch gerade die Serie gegen den 2019er Meister Ettelbrück hat dem Team nun einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben: „Es war eine harte Serie, in der wir uns zurückkämpfen mussten.“ Für Jackson-Cartwright kam gerade die Last-Minute-Niederlage im ersten Halbfinalspiel in Ettelbrück zum richtigen Moment: „Wir haben fast zehn Minuten kein Wort gesprochen, doch im Endeffekt haben wir gesehen, dass wir trotz unserer schlechtesten Saisonleistung bis zum Schluss die Chance hatten, die Partie zu gewinnen.“ Für den 29-Jährigen ist gerade die Etzella das physisch stärkste Team, das einem zudem stets die ersten Optionen wegnimmt. „Dann auch noch als einziges Team in Ettelbrück zu gewinnen, spricht für sich.“

Zum richtigen Zeitpunkt in Form

Dass so auch Rückkehrer Ben Kovac noch eine Partie mehr Zeit hatte, sich wieder ins Team zu integrieren, umso besser für die Escher. So freut sich Rugg über die wertvolle Defensivarbeit des jungen Profis, der in seinem ersten Auslandsjahr in den Niederlanden auf dem Parkett stand. Für Jackson-Cartwright steht sogar fest, dass ein Finaleinzug ohne Kovac, der wie kaum ein anderer für diesen Verein lebt, nur schwer möglich gewesen wäre: „Es ist gerade diese Energie, die er schon in die Kabinen mitbringt, die uns gefehlt hat. Er bringt das ganze Team nur noch näher zusammen.“ Für den Guard ist Kovac als neue Person nach Esch zurückgekommen: „Er ist sehr gereift. Er trifft auf dem Feld hochklassigere Entscheidungen, spielt eine starke Defense, kann scoren und viele unterschätzen seine Pässe.“

Mit Kovac und den wiederkehrenden Fans im Rücken will man in Esch nun ganz nach oben blicken. Doch Jackson-Cartwright weiß, dass die Finalserie noch längst nicht gelaufen ist: „Das Beste an uns ist, dass wir noch gar nicht erlauben, so weit zu schauen.“ Und auch für Rugg ist nach einer Halbfinalserie mit drei Spielen binnen sechs Tagen und weiteren möglichen drei Finalbegegnungen binnen sechs Tagen alles offen: „Beide Mannschaften sind nicht mehr die jüngsten. Mit 23 springst du morgens noch voller Energie aus dem Bett, bei uns ist das nicht mehr so. Doch das Adrenalin wird uns alle noch ein letztes Mal in einer solch langen Saison pushen.“ Und für beide Profis steht fest, dass es besonders ihre Mitspieler Joé und Pit Biever sowie Alex Rodenbourg verdient hätten, endlich auch den Titel auf dem Parkett feiern zu dürfen.

2019 stand Miles Jackson-Cartwright noch für den diesjährigen Finalgegner T71 Düdelingen auf dem Parkett, musste sich jedoch gegen Ettelbrück geschlagen geben
2019 stand Miles Jackson-Cartwright noch für den diesjährigen Finalgegner T71 Düdelingen auf dem Parkett, musste sich jedoch gegen Ettelbrück geschlagen geben Foto: Gerry Schmit

Programm

Play-off-Finale („best of three“):
Spiel 1:
Dienstag, 15. Juni:

20.00: Düdelingen – Esch
Spiel 2:
Freitag, 18.Juni:

20.00: Esch – Düdelingen
Evtl. Entscheidungsspiel:
Sonntag, 20. Juni:

20.00: Düdelingen – Esch


Zahlen zum Finale

Mit fünf gewonnenen Meisterschaften und ebenfalls fünf Pokalsiegen ist Tom Schumacher im Finale ohne Zweifel der erfahrenste Titelsammler
Mit fünf gewonnenen Meisterschaften und ebenfalls fünf Pokalsiegen ist Tom Schumacher im Finale ohne Zweifel der erfahrenste Titelsammler Foto: Jeff Lahr

1: Auch wenn Esch der amtierende Meister ist, ist die Finalserie 2020/21 eine Premiere für den Verein. Noch nie bestritt das Herrenteam aus der Minettemetropole nämlich ein Endspiel der Meisterschaft. Der letztjährige Titel, der erste für die Escher Herren, erfolgte durch den Saisonabbruch im März, ohne dass die Play-offs begonnen hatten. Das Finale wird also eine Premiere für Spieler wie Joé und Pit Biever oder auch Alex Rodenbourg sein. 2014 bestritt Esch bereits einmal ein Pokalfinale, aus dem heutigen Kader standen aber nur Pit Biever und Eric Kesseler damals im Escher Aufgebot. Joé Biever machte in dieser Spielzeit einen Abstecher nach Walferdingen, Rodenbourg zur Sparta. Eine Premiere ist das Finale auch für den Düdelinger Kevin Moura, der vor der laufenden Saison noch nicht einmal das Halbfinale der Meisterschaft erreicht hatte.

2: Der T71 Düdelingen hat die Möglichkeit, zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte im gleichen Jahr den Meistertitel bei den Damen und Herren zu gewinnen. Catherine Mreches und Co. haben jedenfalls schon einmal vorgelegt. Für den Klub wäre es auf alle Fälle das perfekte Geschenk zum 50-jährigen Vereinsjubiläum, das man in diesem Jahr feiert.

6: T71-Coach Ken Diederich konnte zwischen 2015 und 2018 bereits sechs Titel – dreimal den Pokal und dreimal die Meisterschaft – mit seinem ehemaligen Klub, dem T71 Düdelingen, sichern. Zum Abschied beim T71 würde der Nationaltrainer liebend gern Titel Nummer sieben mitnehmen. Sein Gegenüber Sylvain Lautié kommt im luxemburgischen Basketball auf einen Titel: die Meisterschaft 2019/20.

10: Der Titelsammler schlechtin, der im diesjährigen Finale steht, ist jedoch Tom Schumacher. Der 34-Jährige durfte bereits zehnmal jubeln – fünfmal gab es die Meisterschaft und fünfmal den Pokalsieg. Der erste Cup-Erfolg geht dabei schon auf das Jahr 2009 zurück. Nicht viele weitere Spieler haben seither den luxemburgischen Basketball so geprägt wie Schumi, der sich zum Abschluss seiner Karriere mit Titel Nummer elf verabschieden möchte und so mit seinem guten Freund Jairo Delgado noch gleichziehen könnte, der mit Ettelbrück im Halbfinale ausschied und seine Karriere ebenfalls mit elf Titeln beendet hat.

14/15: In der Saison 2020/21 standen sich beide Teams bisher zweimal gegenüber, mit dem besseren Ausgang für den T71. Das Hinspiel in Düdelingen entschied der T71 mit 89:74 für sich, das Rückspiel mit 92:78. Niederlagen auf 14 und 15 Punkte, den Eschern lag der diesjährige Finalgegner bisher jedenfalls nicht.