BasketballOhne sieben: Die FLBB-Damen gehen realistisch ins zweite Qualifikationszeitfenster

Basketball / Ohne sieben: Die FLBB-Damen gehen realistisch ins zweite Qualifikationszeitfenster
Mit Magaly Meynadier und Nadia Mossong (2. und 3. v.r.) fehlen im zweiten Qualifikationszeitfenster die beiden Leistungsträgerinnen vom vergangenen November Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Erst ein Jahr, nachdem sich die FLBB-Damen auf dem höchsten europäischen Level zurückgemeldet hatten, geht die Qualifikation für die EM 2023 mit einem Doppeltermin am Donnerstag und Sonntag in ihr zweites Zeitfenster. Nach der knappen 54:58-Niederlage im vergangenen November gegen die Schweiz bleibt Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia vor dem nun anstehenden Heimspiel gegen die Slowakei realistisch, zu groß ist derzeit der Umbruch im Nationalteam.

Die Ausfall-Liste

Die Liste der Spielerinnen, auf die Mariusz Dziurdzia für das anstehende zweite EM-Qualifikationszeitfenster verzichten muss, ist lang. Dass die College-Spielerinnen nicht zur Verfügung stehen, damit musste sich der Nationaltrainer bereits vor zwölf Monaten abfinden, als sich die FLBB-Damen nach fünfjähriger Pause auf dem höchsten europäischen Level zurückmeldeten. Für Anne Simon, Svenia Nürenberg, Julija Vujakovic, Sofie Fuglsang und Joy Oly hat die neue Saison am College erst Anfang November begonnen. Neben diesen fünf kommen für Dziurdzia jedoch noch zwei weitere Ausfälle hinzu, die das Team schwer treffen, denn es sind ausgerechnet die beiden erfahrensten Spielerinnen im FLBB-Kader, die fehlen. Magaly Meynadier zog sich im letzten Frühling einen Kreuzbandriss zu, hat inzwischen zwei Operationen hinter sich. Ein Comeback der Profi-Spielerin der Saarlouis Royals ist erst im Frühling realistisch. „Magaly ist Herz und Seele dieses Teams, sie bringt die wichtige Atmosphäre rein. Ihr Fehlen merkt man sofort“, erklärt der Coach. Nadia Mossong ihrerseits verzichtet aufgrund der anstrengenden letzten Wochen, in denen sie mit dem T71 Düdelingen im EuroCup im Einsatz war, bewusst auf dieses November-Zeitfenster, um ihrem Körper die nötige Pause zu ermöglichen. Immerhin ist die ehemalige Profi-Spielerin inzwischen bereits 36. „Mit ihrem Job, der Meisterschaft und dem EuroCup war das für sie verständlicherweise viel. Ich hoffe, dass sie dann im Februar wieder beim Nationalteam auflaufen wird“, erklärt der Nationalcoach, der darauf hinweist, dass damit die beiden Topscorerinnen der ersten beiden Quali-Spiele ausfallen. Beide Routiniers standen gegen die Schweiz und Italien zudem mehr als 30 Minuten auf dem Parkett.

Der Kader

Es ist eine große Lücke, die der Nationaltrainer füllen muss und so entschied sich Dziurdzia auch dazu, Lisa Jablonowski für den anstehenden Doppeltermin zu nominieren, die seit einem halben Jahr kein offizielles Spiel mehr bestritten hat. Die ehemalige Profi-Spielerin, die in der letzten Saison noch für Costa Masnaga in der höchsten italienischen Liga auflief, konzentriert sich derzeit ausschließlich auf ihr Studium, hat aktuell auch keinen Klub und damit kaum trainiert. Für vier Spielerinnen des 14-köpfigen Kaders – Kyra Coulon, Laurie und Liz Irthum sowie Laetitia Schumacher – ist dieses europäische Niveau derweil absolutes Neuland. Mit einem Schnitt von gerade einmal 22 Jahren gehen die FLBB-Damen in das zweite Zeitfenster.

Die Leader

Es sind die Düdelingerinnen, die in den letzten Wochen im EuroCup antraten, die nun bei den FLBB-Damen noch mehr gefordert sein werden. Allen voran Catherine Mreches und Mandy Geniets. Auch auf das größte luxemburgische Talent, die erst 17-jährige Ehis Etute, dürfte noch einmal mehr Spielzeit zukommen als schon vor einem Jahr, als sie im Schnitt bereits elf Minuten auf dem Feld stand. „Man darf nicht vergessen, dass sie erst vor einem Monat 17 wurde. Sie macht noch Fehler, die man in diesem jungen Alter eben macht, aber sie lernt auch direkt auf der ganz großen Bühne“, erklärt Dziurdzia. Die beiden Ältesten im Kader sind jetzt Esmeralda Skrijelj und Charlie Bidinger mit 27 Jahren, auch die beiden LBBL-Spielerinnen werden mehr Verantwortung übernehmen müssen.

Die Vorbereitung

„Die Situation war alles andere als optimal, erst zu Beginn der Woche hatte ich erstmals das komplette Team zusammen“, beschreibt Mariusz Dziurdzia die komplizierte Vorbereitung. Da der Gréngewald und Düdelingen am letzten Mittwoch noch im EuroCup im Einsatz waren, fehlten in der vergangenen Woche gleich fünf Spielerinnen. Die letzten Wochen sind laut dem Trainer an ihnen ebenfalls nicht spurlos vorbeigegangen. Joy Baum, die in dieser Saison den Schritt Richtung Profi-Basketball wagte und in Chemnitz spielt, war mit ihrem Klub noch am Samstag in der Meisterschaft im Einsatz. „Uns blieben gerade einmal drei Tage an richtiger Vorbereitung. Bei anderen Ländern ist das auch so, doch hier spielen ausschließlich Profi-Spielerinnen, die sind das eher gewohnt“, meint Dziurdzia. „Viel kann man als Trainer in dieser Zeit nicht machen, es sind einfach die Gewohnheiten des Klubs, die bei den Spielerinnen derzeit präsenter sind. Wir müssen halt versuchen, mehr zu reden, die Sachen bewusster im Kopf umzusetzen. Da braucht man denn auch Kontinuität, die Aufgabe der älteren Spielerinnen“, die in der Person von Meynadier und Mossong bekanntlich ausfallen.

Der EuroCup

Auch wenn die vier T71-Spielerinnen sowie Cathrin Wolff die Müdigkeit der letzten englischen Wochen inklusive Reisestrapazen spüren, begrüßt Mariusz Dziurdzia die Tatsache, dass derzeit zwei luxemburgische Vereine auf der europäischen Bühne spielen. „Diese Erfahrung macht Spielerinnen und Teams besser. Im EuroCup können sie sich auf hohem Niveau messen und internationale Erfahrung sammeln. Sie sehen, dass Fehler, die in Luxemburg keine Konsequenzen haben, weil man auch damit gewinnt, hier sofort bestraft werden.“

Die Erwartungen

„Für viele ist dieses Niveau komplett neu, einige von ihnen spielen auch bei ihren Klubs noch nicht die große Rolle. Sie werden ins kalte Wasser geworfen und müssen nun eben gleich schwimmen lernen.“ Mariusz Dziurdziua ist sich bewusst, dass derzeit wieder einmal ein kleiner Umbruch im Nationalteam stattfindet: „In ein paar Jahren, mit den fünf College-Spielerinnen an Bord, sieht das vielleicht wieder ganz anders aus. Jetzt müssen jedoch die Jüngeren ihre Chance ergreifen, so früh kriegt auch nicht jeder die Möglichkeit, gegen solche Spitzenteams wie die Slowakei zu spielen.“ Die Erwartungshaltung ist bei Dziurdzia damit auch realistisch: „In der aktuellen Situation ist das natürlich eine Herausforderung. Die Slowakei hat acht Profis, die im Ausland spielen, von Polen, Tschechien bis Spanien. Das ist eine andere Dimension.“ Der Nationaltrainer wünscht sich, dass sein Team kämpft und zeigt, dass Talent in ihm steckt und die Spielerinnen gewillt sind, auf diesem Niveau weiter dazuzulernen. Mit gerade einmal drei Punkten Unterschied hat die Slowakei, mit ihrer 1,97 Meter großen Center-Spielerin Ivana Jabucova, vor einem Jahr ihre Begegnung gegen den Gruppenfavoriten Italien verloren und geht damit auch gegen Luxemburg in der großen Favoritenrolle in die Partie.


Im Überblick

EM-Qualifikation 2023, Gruppe H:
Am Donnerstag:

19.00: Luxemburg – Slowakei (in der Coque)
19.00: Italien – Schweiz
Am Sonntag:
17.00: Schweiz – Luxemburg
19.00: Italien – Slowakei
Donnerstag, 9. Februar:
Luxemburg – Italien
Slowakei – Schweiz
Sonntag, 12. Februar:
Slowakei – Luxemburg
Schweiz – Italien
Bereits gespielt:
Slowakei – Italien 66:69
Luxemburg – Schweiz 54:58
Schweiz – Slowakei 50:65
Italien – Luxemburg 82:48
Tabelle: 1. Italien 2 Spiele/4 Punkte, 2. Slowakei 2/3, 3. Schweiz 2/3, 4. Luxemburg 2/2


Der Kader

Joy Baum (ChemCats Chemnitz/D), Charlie Bidinger (Musel Pikes), Kyra Coulon (Basket Esch), Michelle Dittgen, Ehis Etute, Mandy Geniets, Catherine Mreches (alle T71 Düdelingen), Laurie Irthum (BasCats USC Heidelberg/D), Liz Irthum (AB Contern), Lisa Jablonowski (vereinslos), Estelle Muller (München Basket/D), Laetitia Schumacher, Esmeralda Skrijelj (beide Amicale Steinsel), Cathrin Wolff (Gréngewald Hostert); Coach: Mariusz Dziurdzia