AntikörpertestsMehr als 2,3 Millionen Menschen steckten sich in Spanien mit dem Virus Sars-CoV-2 an

Antikörpertests / Mehr als 2,3 Millionen Menschen steckten sich in Spanien mit dem Virus Sars-CoV-2 an
Gedenkminute für die verstorbenen Kollegen: 20 Prozent der offiziell gemeldeten Erkrankten sind Angehörige des Gesundheitswesens Foto: AFP/Gabriel Bouys

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine Studie in Spanien geht von 2,3 Millionen Corona-Infizierten in dem Land aus. Das wären zehnmal mehr als angenommen. Auch das Ausmaß der Todesfälle soll die offizielle Zählung weit übersteigen. Einem Antikörpertest bei 60.000 Spaniern zufolge wären hochgerechnet bei jedem 20. Spanier Antikörper im Blut.  

Schon seit Wochen warnen Experten, dass Spaniens offizielle Corona-Statistik wenig über die tatsächliche Menge der Infizierten aussagt. Nun bestätigte eine landesweite repräsentative Studie des spanischen Gesundheitsministeriums den Verdacht: Es gibt in Spanien rund zehnmal mehr Infizierte als durch die amtlichen Zahlen erfasst. Der Studie zufolge steckten sich im Königreich bisher rund 2,3 Millionen Menschen, etwa fünf Prozent der Bevölkerung, mit dem Virus Sars-CoV-2 an.

Für die Untersuchung, die in den nächsten Wochen noch ausgeweitet werden soll, wurden in den letzten Wochen mehr als 60.000 Menschen aus allen Landesteilen auf Corona-Antikörper getestet. Mit der flächendeckenden Forschungsarbeit soll das wahre Ausmaß der Epidemie in dem südeuropäischen Land ausgelotet werden.

Spaniens offizielle Statistik hatte bisher vor allem nur jene schweren Krankheitsfälle erfasst, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Patienten, die nur leichte Symptome haben, was bei der Mehrzahl der Erkrankten der Fall ist, wurden nicht getestet und somit auch nicht mitgezählt.

Hintergrund ist, dass Spaniens Gesundheitssystem wochenlang darunter litt, nur eine vergleichsweise geringe Testkapazität zu haben. Was dazu führte, dass nicht einmal erkrankte Ärzte und Pfleger in Hospitälern und Altenheimen konsequent getestet werden konnten. Deswegen wurden Krankenhäuser und Heime in Spanien zu gefährlichen Infektionsherden. 20 Prozent der offiziell gemeldeten Erkrankten sind Angehörige des Gesundheitswesens.

Auch wenn die medizinische Immunitätsstudie zu dem Schluss kam, dass im Schnitt fünf Prozent der 47 Millionen Bewohner Spaniens mit dem Coronavirus in Kontakt kamen und nun Antikörper im Blut haben. So gibt es doch erhebliche regionale Unterschiede, die mit der Bevölkerungsdichte und aber auch mit der geografischen Lage zu tun haben.

Antikörper regional ungleich verteilt

Im Ballungsraum Madrid, Spaniens schlimmstem Corona-Brennpunkt, infizierten sich der Untersuchung zufolge mehr als elf Prozent der Bevölkerung. In der nordspanischen Metropole Barcelona, Spaniens zweitem großen Corona-Hotspot, sind es sieben Prozent. Die spanischen Urlaubsinseln im Mittelmeer und im Atlantik kamen derweil vergleichsweise glimpflich davon. Laut Immunitätsstudie infizierten sich auf Mallorca und den übrigen umliegenden Baleareninseln nur 2,4 Prozent der Einwohner. Auf der drei Flugstunden vom spanischen Festland liegenden Kanareninsel Teneriffa sind es nur 2,1 und auf der Nachbarinsel Gran Canaria sogar nur 1,4 Prozent.

Spaniens amtliche Corona-Statistik erfasste bis zum Donnerstag insgesamt 229.540 Krankheitsfälle – 506 Infektionen mehr als am Vortag. Nun ist es also amtlich, dass diese Angaben nur etwas über Spaniens Testkapazität aussagen, aber nicht das wirkliche Ausmaß der Corona-Epidemie widerspiegeln.

Die gleiche Einschränkung gilt für Spaniens offizielle Angabe zu den Toten, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben. Die Behördenstatistik wies am Donnerstag 27.321 Todesopfer aus; 217 mehr als am Vortag. Diese Zahlen erfassen im Wesentlichen nur die Toten, die in Krankenhäusern starben und deren Infizierung dort per Test nachgewiesen wurde.

Nicht mitgezählt wurden die vielen tausend Toten, die mit Corona-Symptomen in Spaniens Altenheimen oder zu Hause starben. Meist ohne lebensrettende Maßnahmen, weil viele Hospitäler auf dem Höhepunkt der Corona-Krise überlastet waren. Was vielerorts dazu führte, dass ältere Patienten über 80 nicht von den Krankenhäusern aufgenommen wurden.

Ein Drama, dessen Tragweite bisher noch nicht offiziell untersucht wurde. Aber nach Angaben, die von spanischen Medien verbreitet wurden, starben allein in Spaniens Altenheimen in den letzten Wochen rund 18.000 Bewohner mit Corona-Symptomen. Sodass die Gesamtzahl der wegen Corona Verstorbenen in Spanien auf 45.000 steigen könnte. Damit wäre Spanien das europäische Land mit den meisten Epidemie-Opfern.

Jean Muller
27. Mai 2020 - 23.43

Spanien hat nicht genug getestet? Ernsthaft?! Lässt man die statistisch nicht relevanten Campingvereine wie Gibraltar, Faeroer Inseln, Cayman Inseln, Falkland Inseln, San Marino, Diamond Princess, Französisch Guinea und Bermudas ausser Acht, dann liegt Spanien weltweit auf Platz 14 der Länder mit den meisten Tests (rund 76.100 pro Million Einwohner) an der Bevölkerung. Schuld am Zustand in Spanien sind eher korrupte Politiker und ein 'privatisiertes' Krankensystem! https://www.youtube.com/watch?v=oWw4MOC3Hk8 @Liebe Redaktion: Mal so unter uns: rechnet Ihr eigentlich nie nach was Euch durch irgendeinen Ticker aufgetischt wird?