USAMachtmissbrauch: Donald Trump bewahrt seinen Freund Roger Stone vor Gefängnis

USA / Machtmissbrauch: Donald Trump bewahrt seinen Freund Roger Stone vor Gefängnis
Roger Stone, auf einem Bild vom November 2019, braucht seine Gefängnisstrafe nicht anzutreten, weil er Untersuchungen gegen Trump behindert hatte Foto: Cliff Owen/AP/dpa

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Als „schmutziger Trickser“ gilt Roger Stone. Jetzt hat ein höchst zweifelhaftes Manöver seines langjährigen Freundes Donald Trump den schillernden Politikberater vor dem Gefängnis bewahrt: Wenige Tage vor dem geplanten Haftantritt erließ der US-Präsident dem 67-Jährigen eine mehr als dreijährige Gefängnisstrafe wegen der Russland-Affäre.

Die Empörung ist groß, selbst ein Republikaner spricht von „historischer Korruption“. Weniger als vier Monate vor der Präsidentschaftswahl zeigt der Fall einmal mehr, dass Trump bei der Ausübung seiner Macht wenig Skrupel kennt.

Stone selbst zeigte sich „unglaublich geehrt“ über den Gnadenerlass des Präsidenten. Der begnadete Selbstdarsteller trat am Freitagabend mit einer Corona-Schutzmaske mit der Aufschrift „Befreit Roger Stone“ vor die Presse und berichtete über den „sehr freundlichen Anruf“, in dem Trump ihn über den Straferlass informiert habe. Eigentlich hätte der Strippenzieher mit der Vorliebe für extravagante Anzüge und Sonnenbrillen am morgigen Dienstag seine Gefängnisstrafe antreten müssen. Jetzt bleibt er „ein freier Mann“, wie das Weiße Haus erklärte.

Der manchmal als „Fürst der Finsternis“ bezeichnete Stone war im Februar zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Eine Geschworenen-Jury hatte ihn zuvor der Falschaussage vor dem US-Kongress und der Zeugenbeeinflussung schuldig gesprochen. Der 67-Jährige soll die parlamentarischen Untersuchungen zur mutmaßlichen russischen Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 behindert haben, um Trump zu schützen.

Der Justizkrimi um Stone sorgt schon seit Monaten für Schlagzeilen. Im Februar intervenierte das Justizministerium zugunsten des Politikstrategen, nachdem Staatsanwälte bis zu neun Jahre Haft gefordert hatten. Trump hatte dies als viel zu hoch kritisiert und seinen Weggefährten als Opfer eines „Justizirrtums“ bezeichnet. Das Justizministerium plädierte schließlich für eine mildere Strafe. Schon das hatte für Empörung gesorgt – der Straferlass für Stone löste nun einen neuen Sturm der Entrüstung aus. Die oppositionellen Demokraten warfen dem Präsidenten „Machtmissbrauch“ vor. Und der republikanische Senator Mitt Romney, ein parteiinterner Gegner Trumps, sprach von „beispielloser historischer Korruption“.

Kritiker sehen die Vorgänge als schmutziges Spiel, in dem Stone selbst seit Jahrzehnten ein Meister ist. Der konservative Politikberater gilt als skrupelloser Intrigant – und ergötzt sich geradezu an seinem Ruf eines politischen Finsterlings. In einer ihm gewidmeten Netflix-Dokumentation schleudert er seinen Feinden entgegen: „Ich weide mich an eurem Hass. Denn wenn ich nicht so effektiv wäre, würdet ihr mich nicht hassen.“

„Gib nichts zu, leugne alles“

Auf seinem Rücken prangt ein eintätowiertes Porträt des konservativen Präsidenten Richard Nixon, der 1974 wegen der Watergate-Abhöraffäre zurücktreten musste und seitdem in den USA als Inbegriff des Politik-Bösewichts gilt. Stone hatte zu Beginn seiner Karriere für Nixon gearbeitet und gleich zu schmutzigen Tricks gegriffen. Beim Vorwahlkampf 1972 gab er sich als Sozialist aus und spendete Geld an einen parteiinternen Rivalen Nixons, um diesen zu diskreditieren. Später arbeitete er für die Wahlkampagnen von Ronald Reagan und gründete mit Partnern eine Lobbyfirma. Einer dieser Partner war Trumps späterer Wahlkampfleiter Paul Manafort, der im Zuge der Russland-Affäre ebenfalls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Stones Verbindung zu Trump reicht bis in die Mitte der 80er-Jahre zurück. Er machte damals Lobbyarbeit für das Casino-Business des Immobilienmoguls. Stone nimmt für sich in Anspruch, Trumps politischen Aufstieg wesentlich beeinflusst zu haben. Seine strategischen Leitlinien haben den Republikaner zweifellos inspiriert: „Attackiere. Attackiere. Attackiere. Gehe nie in die Defensive.“ Oder: „Gib nichts zu, leugne alles.“

Für Trumps Wahlkampf 2016 arbeitete Stone nur zwischenzeitlich, beide zerstritten sich. Aber dass Stone in der Russland-Affäre loyal zu Trump hielt, hat den Präsidenten gnädig gestimmt. Jetzt hat er den „schmutzigen Trickser“ höchst persönlich vor dem Gefängnis bewahrt. (AFP)