DenkmalschutzVereint im Kampf um das Bauerbe: 18 Organisationen demonstrieren in Luxemburg-Stadt

Denkmalschutz / Vereint im Kampf um das Bauerbe: 18 Organisationen demonstrieren in Luxemburg-Stadt
Gemeinsame Sache vor dem hauptstädtischen Rathaus Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Es war die erste Protestveranstaltung dieser Art in Luxemburg: Unter dem Motto „Eisen Denkmalschutz funktionéiert net!“ hatten sich am Samstag Vertreter von 18 Organisationen in der Hauptstadt getroffen, um einen besseren Schutz des Bauerbes zu fordern.  

Es tut sich etwas in Sachen Denkmalschutz in Luxemburg. So wurde vor kurzem die „Lëtzebuerger Denkmalschutz Federatioun“ (LDF) gegründet. Zuvor hatte die Petition 1638 zum „Schutz des historischen Bauerbes“ mit 5.280 Unterschriften die Schwelle der 4.500 deutlich überschritten, sodass es nun am 21. Oktober zu einer öffentlichen Debatte im Parlament kommen wird. Gleichzeitig ist das neue Denkmalschutzgesetz auf dem Instanzenweg. „Ein Denkmalschutzgesetz ist das eine. Momentan gibt es ja auch eins. Das Problem ist, dass es angewendet werden muss“, sagt zum Beispiel Karin Waringo, die zu den Co-Autoren der Petition gehört, am Rande der Protestveranstaltung. Sie und ihre Mitstreiter wollen, dass die Politik endlich aufwacht und der Bauwut der Bauunternehmer endlich Einhalt gebietet.     

Dass sich immer mehr Bürger für den Schutz der historischen Bausubstanz des Landes interessieren und auch einsetzen, ist unter anderem in den sozialen Medien zu beobachten. Dort haben sich Gruppen gebildet, die wie „Luxembourg under destruction“ fast 2.000 Mitglieder haben. Sie alle wollen, dass die „Verschandelung des Landes, der Städte und der Dörfer“ aufhört. Und laut Karin Waringo ist es die Petition, die diese Gruppen nun zusammenführt. 

So soll die Protestveranstaltung, an der trotz nasskalter Witterung rund 70 Menschen teilnahmen, erst der Anfang sein. Vor zwei Wochen wurde die Aktion beschlossen und seitdem geplant. Federführend war dabei die Asbl. „Industriekultur-CNCI“, die den Kampf um den Erhalt der historischen „Keeseminnen“ auf der Terre-Rouge-Brache in Esch unlängst verloren hatte. Jedenfalls geht der Abriss momentan in seine finale Phase, in wenigen Tagen könnte von der ehemaligen Erzbunker-Anlage nichts mehr übrig sein. „Es geht darum, aus den vielen mitunter regionalen Initiativen eine nationale Sache zu machen. Nur so kann man sich auch Gehör verschaffen“, fasst Marlène Kreins von „Industriekultur-CNCI“ zusammen. Die gemeinsame Protestveranstaltung sei ein erster Schritt dorthin.     

Die hatte natürlich auch zum Ziel, die Bevölkerung für die Sache zu sensibilisieren. Deshalb wurden vor der Niki-de-St-Phalle-Statue neben dem Postgebäude jede Menge Plakate für den Schutz der historischen Bausubstanz des Landes aufgestellt. Der Ort des Protests in unmittelbarer Nähe zu den Neubauten des „Centre Hamilius“ war nicht zufällig gewählt. Später brachen die Teilnehmer zu einem Marsch durch die Grand-rue in Richtung „Palais“ und Parlamentsgebäude auf, um auf dem Rückweg auf dem Markt am „Knuedler“ haltzumachen. Dabei wurden den Passenten Postkarten verteilt, auf denen unter dem Titel „Welcome to Luxembourg“ statt der üblichen Sehenswürdigkeiten Bilder von Abrissarbeiten präsentiert wurde. Das Motto, „Ëmbauen, net ofrappen“, kam dabei ganz offensichtlich bei den meisten Passanten gut an.

Was Jérôme Reuter vom „Mouvement patrimonial“ durchaus freut. Reuter, der bereits 2008 die Facebook-Gruppe „Erhalen & Fleegen vun aler Bausubstanz/Architektur zu Lëtzebuerg“ gründete, sieht den „Kampf noch lange nicht verloren“: „Mit der Demonstration zum Ende der ‚Journées européennes du patrimoine 2020’ wollten wir ein Zeichen setzen. Denn der Denkmalschutz funktioniert hierzulande nicht“, bestätigt er das Motto der erstmaligen Protestaktion. Denkmalschutz stehe nicht allein, sondern sei unter anderem mit dem Tourismus, der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz eng verknüpft, so Reuter. Will heißen: Der Erhalt respektive die Renovierung alter Bausubstanz nutzt dem Erscheinungsbild, also dem Tourismus.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz würde durch den Bau von modernen Passivhäusern ebenfalls nicht gefördert, obwohl das vordergründig betrachtet der Fall ist. „Die Rechnung mit den Passivhäusern geht nicht auf“, merkt dazu Karin Waringo an, „Mit der Energie, die für den Abriss der bestehenden Infrastruktur und dem anschließenden Neubau aufgebracht werden muss, müsste ein Passivhaus schon 60 Jahre stehen bleiben, damit sich das lohnt.“ Ganz abgesehen davon, dass solche Häuser selten ein attraktives Erscheinungsbild haben, um es einmal vorsichtig auszudrücken …   

Luss
5. Oktober 2020 - 19.55

jedem der hier mit diskutiert soll sich zuerst die Frage stellen was ist mit dem Haus von meinem Grossvater oder Urgrossvater geschehen. wenn dieses Haus noch steht und renoviert wurde kann man mit dem heutigen Besitzer eines historischen Gebäudes auf Augenhöhe diskutieren.

Jacques
5. Oktober 2020 - 17.37

topeg Remarque vum Werther ! Renseignéiert iech mol fir d'éischt iwwert d'Organiséieren vun enger ëffentlecher Manifestatioun an COVID-Zäiten!!

Leila
5. Oktober 2020 - 16.39

Rothenburg: Haben Sie es schon mit neuen Fenstern und Türen versucht? Ich wohne in so einem BB-Gebäude: diesen Sommer laue 27° in der Wohnung, je nach Wetterlage bis zu 62 % atemberaubende Luftfeuchtigkeit! Wenn das gesund ist ...?

carla
5. Oktober 2020 - 16.04

@Biirger "Et misst verbuede gin ellen ze bauen." de gustibus non disputandum est

rothenburg
5. Oktober 2020 - 15.50

@Biirger "Net nëmme géint t’Ofrappe vun schéinen aale Gebeier muss eppes ënnerholl gin mee och géint t’Bauen vun neien, ellenen an deiere Gebeier am Numm vun der Energieeffizienz. " Ech hunn eng al Bud vun 1928, wonnerschéin, Heizung kascht nëmme 1500€ de Mount, dat wär dach eppes fir Iech?

Biirger
5. Oktober 2020 - 13.13

Net nëmme géint t'Ofrappe vun schéinen aale Gebeier muss eppes ënnerholl gin mee och géint t'Bauen vun neien, ellenen an deiere Gebeier am Numm vun der Energieeffizienz. Et misst verbuede gin ellen ze bauen.

winston
5. Oktober 2020 - 8.56

Ech mengen,dei meeschte Leit hun de Moment aaner Suergen. Mais Recht hun dei Organisatiounen.Amplaatz iwerall schein Gebaier ofzerappen an durch dei ekleg Cuben-Haiser ze ersetzen,dei no e puer Joer faul sin,wir et besser,dei Spekulanten ze forceieren,hir eidel Wunengen ze verlounen.Oder sie mussen horrent Steieren bezuelen.

Werther
3. Oktober 2020 - 19.29

18 Organisatiounen, ronn 70 Leit, also 3,9 Leit pro Organisatioun, 70 vu 613894 si 0,0114 % . Respekt.