MüllreduzierungImmer weniger Restmüll in Luxemburg – Umweltministerium stellt Ideen zur weiteren Absenkung vor

Müllreduzierung / Immer weniger Restmüll in Luxemburg – Umweltministerium stellt Ideen zur weiteren Absenkung vor
Stéphanie Goergen, Joëlle Welfring und Patty Koppes stellten am Freitag Projekte und Gesetze zur Abfallvermeidung und Mülltrennung vor Foto: Editpress/Alain Rischard

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Das Umweltministerium stellte am Freitag unter dem Motto „Manner Offall zu Lëtzebuerg – aktuell Zuelen a Perspektiven“ Daten zum Haushaltsmüll vor und warf einen Blick auf einige neue Gesetze zur Abfallvermeidung.

Stéphanie Goergen, Studienbeauftragte der Umweltverwaltung, präsentierte auf der Pressekonferenz am Freitag eine Analyse über den Restmüll in Luxemburg. Dazu wurden auf nationaler Ebene die Inhalte der Restmülltonnen (schwarze Tonnen) geprüft. Solche Analysen werden laut Goergen seit 1992 alle drei Jahre durchgeführt. Um die Repräsentativität zu garantieren, wurde der Inhalt der Mülltonnen aus 15 sowohl ländlichen als auch städtischen Gemeinden in Luxemburg analysiert. Die vorgefundenen Abfälle seien in elf große Stoffgruppen unterteilt worden, welche wiederum in 43 kleinere Sortierfraktionen unterteilt wurden, erklärte Goergen.

Es bedeutet allerdings nicht, dass wir weniger Abfall produzieren, sondern dass wir besser Müll trennen.

Stéphanie Goergen, Studienbeauftragte der Umweltverwaltung

Bei der Analyse kam heraus, dass 2021 ein Bewohner in Luxemburg durchschnittlich 163 Kilogramm Restmüll produzierte. 2018 waren es 194 Kilo, 2013 noch 223 Kilo. Von 2013 auf 2021 war dies ein Rückgang von 29 Prozent. Gleichzeitig wuchs die Bevölkerungszahl in der gleichen Periode um 19 Prozent an. „Das geht in die richtige Richtung“, sagte Stéphanie Goergen. „Es bedeutet allerdings nicht, dass wir weniger Abfall produzieren, sondern dass wir besser Müll trennen.“

Was wurde im Restmüll gefunden? Die Top-drei-Stoffe waren laut Tabelle Bioabfall (28 Prozent des Gewichts), Papier und Karton (18 Prozent) sowie Plastik (16 Prozent). Auf diese drei Hauptfraktionen fallen 62 Prozent des Inhalts vom Restabfall. „Diese drei Kategorien haben allerdings auch das größte Verwertungspotenzial“, so Goergen. Dennoch seien für diese drei Kategorien getrennte Entsorgungstonnen vorgesehen, die in diesen Fällen nicht benutzt worden seien. Auf den weiteren Plätzen findet man Hygieneartikel, Komposit-Materialien, die aus unterschiedlichen Stoffen zusammengesetzt sind, Kleider und anderes. Zu letzterer Kategorie zählen unter anderem Problemstoffe und Metalle.

Zu viel Wertstoffe im Restmüll

„Bei der Prüfung des Mülls sind uns einige noch verpackte Lebensmittel aufgefallen, die noch nicht abgelaufen waren“, sagte Goergen. Das lasse darauf schließen, dass diese Lebensmittel gekauft wurden und anschließend, ohne sie zu konsumieren, im Restmüll entsorgt wurden, so die Studienbeauftragte. Diese verpackten Lebensmittel würden zwei Prozent des Bioabfalls in der Restmülltonne ausmachen. Unter den Papierstoffen sei aufgefallen, dass sich darunter ein großer Anteil kaum verschmutzter und noch intakter Papiertüten befand, so Goergen. Diese seien vermutlich nur einmal benutzt worden und fanden anschließend den Weg in den Restmüll.

Im Jahr 2022 verfügten 66 Gemeinden über ein verursachergerechtes Taxensystem, bei dem der Preis entweder über das Gewicht des Restmülls, oder über die Frequenz der Entleerung berechnet wurde

Stéphanie Goergen, Studienbeauftragte der Umweltverwaltung

Laut Goergen reiche es nicht aus, den Haushalten eine Biotonne oder Plastikmüllsäcke zur Verfügung zu stellen. Um die Leute zu motivieren, ihren Müll zu trennen, hätten viele Gemeinden ihre Taxen auf den Restmüll angepasst. „Im Jahr 2022 verfügten 66 Gemeinden über ein verursachergerechtes Taxensystem, bei dem der Preis entweder über das Gewicht des Restmülls, oder über die Frequenz der Entleerung berechnet wurde“, sagte Goergen. Zudem spiele auch die Sensibilisierung eine große Rolle. Dadurch könne nicht nur besser getrennt, sondern auch Müll vermieden werden.

Am Beispiel der Sidec-Gemeinden zeigte Goergen, welchen Einfluss die verschiedenen Abfallmaßnahmen haben können: In diesen Gemeinden fiel 2022 gegenüber 2018 37,7 Prozent weniger Restmüll an. 28.500 Haushalte erhielten in dieser Zeit eine Biotonne und 29.000 eine Glastonne. Zudem wurde 2019 die Valorlux-Tüte für Plastikabfälle eingeführt. Im selben Jahr wurde eine neue Taxation auf den Restmüll eingeführt. „In jenen Gemeinden, wo der Restmüll auf das Gewicht besteuert wird, fiel 52 Prozent weniger Restmüll an als in Gemeinden, wo lediglich eine Gebühr auf die Größe der Tonne erhoben wurde“, sagte Goergen. „Dennoch sollte man sich nicht auf diesem Resultat ausruhen, denn es befinden sich immer noch rund 50 Prozent verwertbare Stoffe im Restmüll.“

Verbot von Einweggeschirr

Umweltministerin Joëlle Welfring bestätigte, dass wir uns auf der richtigen Schiene befinden. Dennoch blieben noch viele Herausforderungen zu meistern. Über die vergangenen Jahre habe man ein Maßnahmenpaket zu Abfall und Ressourcen aufgesetzt, das im Juni 2022 verabschiedet wurde. Diese Texte basierten auf EU-Direktiven. Die Maßnahmen gingen laut Welfring auf Umfragen zurück, in denen sich die Bürger in den Jahren 2018 und 2019 für eine ambitioniertere Abfallpolitik aussprachen. Nun gehe es darum, diese Maßnahmen konkret umzusetzen. Dazu habe auch der Klima-Bürgerrat einige Vorschläge eingebracht, so die Ministerin. Einer dieser Vorschläge sieht vor, Einwegprodukte strikt zu reduzieren oder sogar ganz zu verbieten. Ein anderer weist auf die Errichtung zusätzlicher Recyclingzentren hin, die näher am Bürger sein sollten. Auch Pfandsysteme sollten verstärkt ausgebaut werden.

In der Gastronomie schreibt das Gesetz seit dem 1. Januar 2023 vor, dass kein Einweggeschirr mehr benutzt werden darf. Dies gelte in einer ersten Phase nur für Speisen, die vor Ort konsumiert werden, sagte Welfring. Für den Kauf einer Spülmaschine gebe es Zuschüsse für Betriebe. Ebenfalls seit dem 1. Januar dürfen bei öffentlichen Veranstaltungen bestimmte Plastikprodukte wie Geschirr, Teller und Becher nicht mehr als Einwegprodukte ausgegeben werden. 2025 werde diese Regelung auf weitere Einwegprodukte, nicht nur jene aus Plastik, ausgedehnt.

Supermärkte ab 400 Quadratmeter müssen seit dem 1. Januar Verpackungen von Waren, die Kunden dort eingekauft haben, zurücknehmen. Ab 2024 sind Supermärkte ab 1.500 Quadratmeter angehalten, Infrastrukturen für Abfallsammlungen bereitzustellen. Ab dem 1. Juli 2023 dürfen bestimmte Obst- und Gemüsesorten bei einem Gewicht unter 1,5 Kilogramm nicht mehr in Plastikverpackungen verkauft werden.

Prinzipien der Kreislaufwirtschaft

Patty Koppes, Projektleiterin für Kreislaufwirtschaft in der Gemeinde Wiltz, gab einige praktische Beispiele, wie das Prinzip der „économie circulaire“ bei Veranstaltungen in ihrer Gemeinde umgesetzt wird. 2015 wurde Wiltz zum kommunalen Hotspot der Kreislaufwirtschaft in Luxemburg ernannt. Koppes erläuterte die drei Prinzipien der Kreislaufwirtschaft: null Abfall und null Umweltverschmutzung, die Wertstoffe im Kreis behalten, die Regeneration der Umwelt.

Auf den Veranstaltungen in Wiltz würden beispielsweise Trenncontainer für den Müll aufgestellt, erläuterte Koppes. Statt Einwegteller sei in Wiltz der „Mubowl“ zum Einsatz gekommen. Dabei handelt es sich um eine multifunktionale Schüssel aus Plastik, die nach dem Gebrauch gespült und wiederverwertet werden kann. Auf dem „Wantermaart“ seien personalisierte Tassen der Gemeinde Wiltz eingesetzt worden. Diese seien durchaus beliebt und würden nach dem Gebrauch auf dem Fest gerne auch mit nach Hause genommen werden. „Das ist o.k. für uns, da dies auch im Sinne der Wiederverwertung und Abfallvermeidung ist“, erklärte die Projektleiterin.

plop
17. Januar 2023 - 16.24

Dann koennen mir eis op eng Erheijung vun den Poubelles-taxen vu Seiten den Grengen machen. Resultat dovun:den Dreck flitt an de Boesch.

Hubert
15. Januar 2023 - 15.33

[gelöscht] ---------------- Bitte formulieren Sie Ihre Kritik sachlich. - Grüße aus der Redaktion

Jemp
14. Januar 2023 - 18.37

Da spart man ein paar Trinkhalme und verursacht tausende Tonnen CO2 durch den Bau einer sauteuren Fahrradbrücke, die keiner benutzt. Gring wierkt!