ArcelorMittalCorona-Krise hinterlässt tiefe Spuren bei Stahlkonzern

ArcelorMittal / Corona-Krise hinterlässt tiefe Spuren bei Stahlkonzern
Der krisenerprobte Stahlkonzern sieht sich für die kommende Zeit gut gerüstet  Foto: Bloomberg/Will Boase

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Corona-Krise hinterlässt tiefe Spuren beim Luxemburger Stahlkonzern ArcelorMittal. Der Umsatz brach im zweiten Quartal um fast die Hälfte ein. Zu Jahresbeginn hatte der Luxemburger Stahlkonzern noch mit wachsender Zuversicht auf das Jahr 2020 geschaut.

„Die ersten sechs Monate des Jahres und insbesondere das zweite Quartal waren eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens“, so Konzernchef Lakshmi Mittal gestern laut Mitteilung. Der Umsatz des Stahlherstellers ist im zweiten Quartal 2020 um fast die Hälfte eingebrochen.

Insgesamt konnte der Konzern Produkte im Wert von leicht unter elf Milliarden Dollar verkaufen – im Vorjahreszeitraum waren es noch 19,3 Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis (Ebitda) sank um mehr als die Hälfte auf 707 Millionen Euro.

Überrascht von dem deutlichen Rückgang der Verkäufe wurde der Stahlhersteller nicht. Wenn die Wirtschaft stillsteht, wird wenig Stahl benötigt. Bereits im Rahmen der Vorstellung der Zahlen zum ersten Quartal hatte das Unternehmen angekündigt, dass die Verkäufe von Stahl im zweiten Quartal noch weiter, auf 13,5 bis 14,5 Millionen Tonnen, einbrechen könnten. In den Quartalen zuvor lagen die Verkäufe jeweils bei über 19 Millionen Tonnen. Schlussendlich produziert wurden im letzten Quartal 14,4 Millionen Tonnen.

Positive Zeichen aus China

„Als Gruppe haben wir schnell reagiert, um unsere Mitarbeiter, Vermögenswerte, Rentabilität und unseren Cashflow zu schützen und sicherzustellen, dass das Unternehmen in einer möglichst starken Position ist, um diese sehr herausfordernde Zeit zu überstehen“, so Lakshmi Mittal weiter. Man habe eine Reihe von Maßnahmen zur Senkung der Produktions-, Investitions- und Fixkosten sowie zur Stärkung der Bilanz umgesetzt.

Der Konzern, der weltweit aktiv ist, spürt die unterschiedlichen Phasen, in denen die Pandemie auf den Kontinenten unterwegs ist. Während, aufgrund der eingebrochenen Nachfrage, die Produktion um 32 Prozent in Nordamerika und um 27 Prozent in 28-EU-Ländern im zweiten Quartal eingebrochen ist, gebe es erste Anzeichen einer Erholung in Regionen, in denen der Lockdown bereits beendet ist, schreibt der Konzern. In China habe man im ersten Quartal „einen scharfen V-förmigen Aufschwung erlebt“. Mitgeholfen hätten laufende Infrastrukturausgaben und staatliche Stimulierung. Wegen der „raschen Erholung“ der Produktionsraten und der Lagerbestände seien die chinesischen Inlandsstahlpreise gestiegen.

Der Konzern geht davon aus, dass, was die globale Stahlnachfrage anbelangt, „das Schlimmste hinter uns liegt“. Der Nachfragerückgang müsste sich im Laufe des Jahres weiter verbessern. Dennoch sei es ratsam, vorsichtig zu bleiben, so der Konzern weiter. Immerhin sei die Erholung nicht ohne Risiken. Eine Wiedereinführung von Maßnahmen könne die Erholung verlangsamen. Zudem wisse man „aus Erfahrung, dass die Nachfrage nach einer größeren Krise einige Zeit braucht, um sich zu erholen“.

Verschuldung weiter gesenkt

Bei der Senkung der Verschuldung des Konzerns sei man im zweiter Quartal weiter vorangekommen, so das Unternehmen. Insgesamt habe man die Netto-Schulden auf 7,8 Milliarden Dollar senken können. „Dies ist der niedrigste Stand seit der Fusion“, unterstreicht ArcelorMittal. Ziel sind sieben Milliarden. Ist das erst einmal erreicht, will der Konzern wieder die Rendite der Aktionäre in den Vordergrund rücken. Ende 2019 waren es 9,3 Milliarden Dollar; Ende 2018 waren es 10,2 Milliarden Dollar.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine unerwartet herausfordernde Zeit für alle war. Der Rest des Jahres wird zweifellos weiterhin eine Herausforderung sein, aber ich glaube, dass wir gut vorbereitet sind, die Produktion zu steigern und die Verbesserung der Nachfrage zu nutzen, wenn sie kommt“, so Lakshmi Mittal.

An der Luxemburger Börse reagierten die Kurse nur sehr wenig auf die neusten Zahlen. Bis zur Mittagszeit lagen die Papiere des Stahlherstellers zum Vortag um etwa 0,5 Prozent im Plus, bei 9,678 Euro pro Titel. Bis 15.00 Uhr ist der Kurs dann jedoch auf 9,6 gefallen – ein Minus von einem Prozent. Anfang Januar kostete eine Aktie von ArcelorMittal noch 15,83 Euro.