TripartiteBettels Geschenk an sich selbst: Regierung und Sozialpartner einigen sich auf 500-Millionen-Euro-Abkommen

Tripartite / Bettels Geschenk an sich selbst: Regierung und Sozialpartner einigen sich auf 500-Millionen-Euro-Abkommen
Premierminister Xavier Bettel hat nicht nur die Sozialpartner zufriedengestellt, sondern es wohl auch geschafft, dass wieder Ruhe in die Koalition einkehrt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das dritte Tripartite-Abkommen der vergangenen zwölf Monate steht. Innerhalb von acht Stunden haben sich Regierung und Sozialpartner auf ein Rundumpaket einigen können. Steuertabelle, „Logement“, Energie – mit den Maßnahmen ist der Regierung ein Coup gelungen, der auch wieder Ruhe in die Reihen der Regierung bringen könnte.

Sichtlich gelöst sind Regierungsmitglieder und Sozialpartner am Freitagabend im Presseraum auf Schloss Senningen erschienen. „Wir haben nach etwas mehr als acht Stunden ein Abkommen erzielt“, verkündet Geburtstagskind und Premierminister Xavier Bettel (DP), der an diesem Tag 50 Jahre jung geworden ist. „Ich will nicht sagen, dass es das schönste Geschenk am heutigen Tag ist, aber dass wir heute eine Einigung erzielt haben, zeigt, dass wir auch in kritischen Situationen Lösungen finden.“ In dem Abkommen, das laut Regierung ein Finanzvolumen von 500 Millionen Euro pro Jahr aufweist, sind Maßnahmen in den Bereichen Steuern, Wohnungsbau, Energie wie auch die Garantie enthalten, dass der Index im Jahr 2024 ohne Einschränkungen weiterlaufen wird.

„Die letzte Tripartite-Runde habe bereits mit sich gebracht, dass Luxemburg die niedrigste Inflationsrate Europas vorzuweisen hat“, sagt Bettel. In anderen Ländern sie diese mit teils über 20 Prozent weitaus dramatischer als in Luxemburg. Mit dem nun geschnürten Paket werde man es laut Statec schaffen, die Inflation im kommenden Jahr von derzeit prognostizierten 4,8 Prozent (mittleres Szenario) auf 2,8 Prozent zu drücken. Das sei sowohl im Interesse der Unternehmen als auch der Privathaushalte, so der DP-Politiker. Deshalb habe man sich auch gegen ein regressives Auslaufen der Energiepreisdeckel entschieden. „Die Preise hätten sich mit dem Auslaufen der Preisobergrenze auf einen Schlag verdoppelt“, sagt Bettel. Das Risiko habe man nicht eingehen wollen, weswegen der Energiepreisdeckel auch fürs Jahr 2024 weiterbestehen werde. Und: „Im Rahmen der Tripartite haben wir uns natürlich auch an verschiedene Prämissen gehalten“, sagt Bettel. Man habe auf verschiedene Forderungen der Sozialpartner nicht eingehen wollen, da man sich kurz vor den Parlamentswahlen befinde und der kommenden Regierung keine finanzielle Last aufbürden wolle. „Die maximale Schuldenobergrenze wird mit dem Maßnahmenpaket nicht überschritten.“

Finanzministerin Yuriko Backes (DP) stellte die Maßnahmen noch einmal alle im Detail vor (siehe Infokasten). „Die Gesrpäche haben in einer exzellenten Atmosphäre stattgefunden und wir haben einen guten Kompromiss gefunden“, sagte Backes im Anschluss auf der Pressekonferenz. Das geschnürte Paket helfe der Wirtschaft und den Privathaushalten. Die Maßnahmen aus den beiden vergangenen Hilfspaketen hätten gegriffen, so Backes. „Mit diesen neuen Maßnahmen gehen wir mehrere Herausforderungen an“, sagt die DP-Finanzministerin.

Maßnahmenpaket der Tripartite im Überblick

– Ab 2024: Anpassung der Steuertabelle in Höhe von 2,5 Indextranchen.
– Rückwirkend auf den 1. Januar 2023 wird ein Steuerkredit in Höhe von zwei Indextranchen für das Jahr 2023 ausgezahlt.
– Klima-Steuerkredit zur Kompensierung der CO2-Steuer für die unteren Einkommensschichten.
– „Bëllegen Akt“: Freibetrag wird von 20.000 auf 30.000 Euro erhöht.
– Steuerlicher Freibetrag bei Hypothekenzinsen wird von 2.000 auf 3.000 Euro erhöht. Das kann bei der Steuerklärung für das Jahr 2023 bereits geltend gemacht werden.
– „Gestion locative sociale“: Steuerlicher Freibetrag wird von 50 auf 75 Prozent der veranschlagten Miete erhöht.
– Fotovoltaik: Steuerfreie Einspeisekapazität wird von 10 auf 30 Kilowatt erhöht.
– Energiepreisdeckel aus dem vorherigen Tripartite-Abkommen wird um ein weiteres Jahr auf 2024 verlängert.
– Unterstützung für Altersheime aus dem vorherigen Tripartite-Abkommen wird ebenfalls fortgeführt.
– Energieprämie für Personen mit geringem Einkommen wird ebenfalls aufs kommende Jahr verlängert.
– Die Indextranche, die im vierten Quartal dieses Jahres ausgelöst werden soll, wird ausgezahlt. Diese wird den Unternehmen über die „Mutualité des employeurs“ bis zum 31. Januar 2024 erstattet. (Im vorherigen Tripartite-Abkommen war festgehalten worden, dass den Unternehmen diese Indextranche nur bis Dezember 2023 erstattet werden soll.)

Deshalb habe man beispielsweise auch einige Maßnahmen im Bereich des Wohnungsbaus ergriffen. Mit der Erhöhung des steuerlichen Freibetrags auf Schuldzinsen reagiere man direkt auf die Zinserhöhung der vergangenen Monate. „Wir helfen damit besonders den Menschen mit variablen Zinssätzen“, sagt Backes. Auch die Erhöhung des „bëllegen Akt“ von 20.000 auf 30.000 Euro helfe der gebeutelten Baubranche. Mit der Erhöhung des steuerlichen Freibetrags von 50 auf 75 Prozent im Rahmen einer „Gestion locative sociale“ wolle man zudem das Angebot auf dem Wohnungsmarkt weiter fördern. Vize-Premierminister François Bausch („déi gréng“) merkte in dem Kontext an: „Wohnungsbauminister Henri Kox wird bei der Aufzählung dieser Maßnahmen vor Freude glucksen.“ Doch nicht nur im Wohnungsbau, auch im Rahmen der ökologischen Wende würden weitere wichtige Akzente gesetzt.

Vize-Premierministerin Paulette Lenert (LSAP) bedankte sich für die konstruktiven Verhandlungen. „Die Menschen erwarten, dass wir hier Lösungen finden“, sagte Lenert. „Ich bin froh, dass das so gut funktioniert hat.“ Tatsächlich ist der Regierung mit dem Tripartite-Abkommen ein Coup gelungen. Nicht nur zeigen sich Gewerkschaften und Arbeitgeberseite zufrieden, auch könnte mit der Anpassung der Steuertabelle und den Maßnahmen im „Logement“ wieder Ruhe in die zuletzt etwas streitlustige Blau-rot-grüne Koalition einkehren.

Gewerkschaften und Patronat zufrieden

Nora Back vom OGBL, Patrick Dury vom LCGB und Romain Wolff von der CGFP zeigten sich auf der abschließenden Pressekonfernez zufrieden mit dem geschnürten Paket. Man müsse das Abkommen noch von den gewerkschaftsinternen Gremien absegnen lassen – das scheint aber nur noch Formsache zu sein. „Ein großer Erfolg ist, dass das Indexsystem ab 2024 wieder normal spielt“, sagt Back. „Der politische Wille für eine komplette Anpassung der Steuertabelle war so kurz vor den Wahlen nicht gegeben – das bleibt auch weiterhin noch eine unserer Forderungen.“ Die jetzt erzielte Teilanpassung aber stelle einen ersten Erfolg dar.

Michel Reckinger von der UEL lobte die Klarheit, die das Abkommen den Unternehmen in Luxemburg verschaffe. „Wir zeigen damit den Unternehmen hierzulande, aber auch international, dass man in Luxemburg seine Kosten langfristig berechnen kann“, sagt Reckinger. „Das Patronat begrüßt deswegen dieses Tripartite-Abkommen.“ Die Luxemburger Unternehmen würden derzeit eine größere Krise als noch in der Finanzkrise 2009 durchlaufen. Es sei deshalb wichtig gewesen, auf deren Sorgen einzugehen. Gut sei somit auch die Garantie, dass acht oder neun Monate zwischen den Indextranchen liegen würden.

Träger Start in den Freitag

Die Verhandlungen waren am Freitag im Senninger Schloss eher träge gestartet. Zunächst hatten Gewerkschaften wie auch Patronatsvertreter nochmals ihre Forderungen dargelegt. Am frühen Nachmittag legte die Regierung den Sozialpartnern dann ein erstes Maßnahmenpaket vor – woraufhin sich Gewerkschaften und Arbeitgeberseite für Beratungen zurückzogen. Das Maßnahmenpaket der Regierung umfasste u.a. das Aufrechterhalten der Energiesubventionen für weitere drei Monate. Damit würden bis April 2024 staatliche Hilfen im Energiebereich ausgezahlt werden. Zudem hatte die Regierung vorgeschlagen, die Steuertabelle an eine Indextranche anzupassen. Die Forderung der Gewerkschaften beinhaltet jedoch die Anpassung der Steuertabelle an alle acht ausgelösten Indextranchen seit der letzten Anpassung im Jahr 2017.

Man verhandelte bis gegen 17.30 Uhr, bis sich eine Einigung andeutete. Kurz darauf dann die Bestätigung: Regierung, Sozialpartner und Patronat haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Dann auch ein zuletzt eher rares Bild: UEL-Präsident Michel Reckinger steht kurz vor Beginn der Pressekonferenz mit CGFP-Präsident Romain Wolff und LCGB-Präsident Patrick Dury gemeinsam in einem Kreis. Es wird gelacht und gescherzt, die Stimmung ist gelöst – ganz anders noch als vor fünf Monaten. Xavier Bettels dritter Streich ist definitiv gelungen.

Voraussetzungen der Tripartite

Das Statec hat mit seiner Inflationsprognose Anfang Februar eine weitere Indextranche für das vierte Quartal 2023 prognostiziert. Zudem sollte laut Wirtschaftsexperten des nationalen Statistikamtes eine weitere Indextranche im kommenden Jahr ausgelöst werden. Das, weil Ende des Jahres 2023 die Energiesubventionen der Regierung auslaufen und die Energiepreise Anfang 2024 stark ansteigen werden und somit zur Preissteigerung beitragen werden. Mit dem Auszahlen der Indextranche, die von Juli 2022 auf April 2023 verschoben wurde, endet auch der Energie-Steuerkredit der Regierung, mit dem die verschobene Indextranche bis dato kompensiert wurde.
Das Patronat fordert aufgrund des befürchteten „Inflationsschocks“ Anfang 2024 eine Verlängerung der Energiesubventionen – die Gewerkschaften hatten vor der Verhandlungsrunde am Freitag deutlich gemacht, dass sie Zugeständnisse hinsichtlich einer Anpassung der Steuertabelle an die Inflation haben wollen.
Finanzministerin Yuriko Backes hatte angekündigt, dass die Regierung Spielraum in der Größenordnung von 500 Millionen Euro habe.

Ujheen
5. März 2023 - 18.13

Den Erasmus woar e Philosoph, wat ee vun eisem Erasmus hei am Chat net ka behaapten…deem muss et gutt goen ënnert dëser Regierung. Ech wëll keng Gambia 3,4,5…bitte net!!

flyskybus
5. März 2023 - 10.25

@Erasmus Dat mengt dir dach net am Eescht!

Runno
5. März 2023 - 8.44

Für's Patronat und Reiche wird's wohl in Ordnung sein, so dass diese Gesellschaft ihre moderne Sklaverei mit ihren Angestellten fortführen kann,dem Normalbürger wird wieder was vorgegaukelt was nicht ist,die Spaltung in der Gesellschaft wird zunehmen,dank einer überheblichen und hinterlistigen DP-Bonzenconnection, dies soll Luxusburg sein,konzeptloses erbärmliches politisches Handeln,Dubai, Katar usw.lässt grüssen.

Phil
5. März 2023 - 3.36

Waren Anfangs 500 Mio. unverantwortlich, spielt das jetzt, vor der Wahl, keine Rolle mehr. Gambia auf Stimmenfang, wie seinerzeit Ugo Chavez in Venezuela. Der kleine Rentner in seinem selbst gebauten und über Jahre finanziertem Häuschen geht mal wieder leer aus. Ich seh noch Bettel's Visage im Fernsehen wo er eine alte Frau angemacht hat "Da hätt dir eben méi spueren sollen!" Ekelhaft, diese arrogante Alptraumregierung muss weg!

Erasmus
4. März 2023 - 14.52

Gambia 3 ist somit in trockenen Tüchern. Danke für alles und für die nächsten 10 Jahre.

Firmino
4. März 2023 - 11.53

Es wird immer konzeptloser und erbärmlicher, dem Steuerzahler werden nach wie vor weiter die Taschen geleert, hoffentlich hört diese miese Gambiashow spätestens Oktober auf. Unerträglich.

Nomi
4. März 2023 - 10.54

Hoffentlech haelt den Bettel-Theater am Oktober ob ! Mat dem Stei'erzuehler sengen Su'en, wellen se eis weiss machen et wir ee Kadeau !

Grober J-P.
4. März 2023 - 10.00

Der Stein ist immer noch zu heiss. Festpreise bei privaten Investitionen in erneuerbare Energien z.B. nicht drin. "Bëllegen Akt" Kredit für eine kleine Wohnung, nicht drin, da Rückzahlung nicht gewährleistet. Energieprämie um ein Jahr verlängert, danach kann man auf Energie verzichten, oder? Auswandern nach Marokko? Und die lachen noch! Ich komme mir vor wie im Theater und die Akteure sind "awfull".