Zwei Tote bei Anschlag auf Atomforscher

Zwei Tote bei Anschlag auf Atomforscher
(Reuters)

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Im Iran ist erneut ein tödlicher Bombenanschlag auf einen Atomwissenschaftler verübt worden. Zwei Männer starben bei dem Attentat. Der Iran beschuldigt die USA und Israel. Diese weisen die Vorwürfe von sich.

Ein Motorradfahrer habe eine Bombe an dem Fahrzeug von Professor Mostafa Ahmadi Roshan befestigt, berichtete die Nachrichtenagentur Fars. Auch der Fahrer Roshans starb nach der Explosion am Mittwoch, ein weiterer verletzter Insasse des Wagens konnte erfolgreich notoperiert werden. Die Führung in Teheran warf umgehend Israel und den USA vor, in das Attentat verwickelt gewesen zu sein.

Unterdessen stieß US-Finanzminister Timothy Geithner in Peking mit Plänen auf Widerstand, im Atomstreit mit Teheran den Druck zu erhöhen. Er warb für Sanktionen gegen die iranische Zentralbank, die alle Ölgeschäfte abwickelt. Geithner traf am Mittwoch mit Regierungschef Wen Jiabao und Vizepräsident Xi Jinping zusammen, der als künftiger Staats- und Parteichef gilt. Das chinesische Außenministerium rief nach der Aufnahme der Urananreicherung durch den Iran zu neuen Verhandlungen mit Teheran auf.
Ein hoher Vertreter des Außenministeriums in Peking warnte vor dem Einsatz militärischer Gewalt gegen den Iran. Ein Krieg würde die Weltwirtschaft belasten, da 40 Prozent der Öllieferungen durch die Straße von Hormus gingen, sagte der für die Region zuständige Generaldirektor Chen Xiaodong der Zeitung „China Daily“. (dpa)

Die iranische Atomorganisation teilte mit, Roshan sei „einer der Diener der Nuklearindustrie“ gewesen, ohne dessen genaue Position zu benennen. „Auf dem vom mutigen Volk des Irans eingeschlagenen Weg gibt es kein Zurück und solche teuflischen Akte der USA und Israels gegen unsere Wissenschaftler werden nicht den geringsten Einfluss haben“, heißt es in dem Statement der Atomorganisation, das von der Nachrichtenagentur Isna verbreitet wurde. Beide Länder wiesen die Anschuldigungen von sich.

Unter Druck

Der Iran steht wegen seines umstrittenen Atomprogramms international unter Druck. Der Westen verdächtigt Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung von Nuklearwaffen zu arbeiten. Die Lage verschärfte sich zuletzt massiv, die USA und die EU planen neue Strafmaßnahmen.

Ein Sprecher der Sharif-Universität sagte, Roshan sei Chemiker gewesen und habe an wissenschaftlichen Projekten gearbeitet. Fars berichtete dagegen, Roshan sei Vizechef der Handelsabteilung der Urananreicherungsanlage in Natans im Zentraliran gewesen. Dies wurde von amtlicher Seite zunächst nicht bestätigt.

„Imperialistische Mächte“

Regierung und Parlament in Teheran verurteilten das Attentat und warfen „imperialistischen Mächten“, namentlich Israel und den USA vor, daran beteiligt gewesen zu sein. „Die Feinde des Irans sollen wissen, dass sie mit solchen terroristischen Akten den wissenschaftlichen Fortschritt des Irans nicht stoppen können“, sagte der iranische Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi in einem Statement, das die Agentur Isna verbreitete. „Die Agenten der imperialistischen Mächte waren in diesen Mord verstrickt“, fügte Rahimi hinzu.

Der jüngste Anschlag erinnert an ähnliche Attentate im Jahr 2010. Im Visier standen damals drei Wissenschaftler aus der Atomforschung. Zwei von ihnen kamen ums Leben, einer wurde verletzt.

Israelischer Geheimdienst

Nach dem Bombenanschlag auf den 50-jährigen Universitätsprofessor und Atomphysiker Massud Ali-Mohammadi im Januar 2010 machte Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad Israel für den Mord verantwortlich. Mehrere angebliche Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad wurden festgenommen.

Im November 2010 wurde der iranische Nuklearwissenschaftler Maschid Schahriari bei einem Attentat getötet. Ein zweiter Wissenschaftler, Fereydoun Abbasi, wurde durch einen weiteren Sprengsatz verletzt. Beide Professoren waren an der Universität in Teheran tätig. Abbasi war ein Mitarbeiter Schahriaris.