Zusammenarbeit über den Wolken

Zusammenarbeit über den Wolken
(Jean-Claude Ernst)

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Die Cargolux kann eine Premiere vermelden. Noch nie in der Geschichte der Luftfrachtindustrie kam es zu einer Partnerschaft zwischen einer Fluggesellschaft und einer reinen Frachtgesellschaft.

Die Absichtserklärung über diese strategische Partnerschaft wurde in dieser Woche in München unterschrieben. Am Donnerstag ging Richard Forson, CEO und Präsident der Cargolux, näher auf diese Zusammenarbeit ein.
Die Cargolux kann ab sofort Fracht im Bauch der Passagierflugzeuge von Emirates mitfliegen lassen, die über 150 Destinationen in 83 Ländern anfliegt. Auch die reinen Frachtflugzeuge der staatlichen Fluggesellschaft des Emirats Dubai können nun Cargolux-Fracht aufnehmen.

Im Gegenzug wird es der Emirates SkyCargo ermöglicht, die 747-8F-Boeings von Cargolux mitzunutzen. Dieser Flugzeugtyp fehlt bislang in der Frachtflotte der Araber, die aus 13 Boeing 777-F und zwei 747-400ERF besteht. Die Zusammenarbeit erlaubt es Emirates, besonders schwere oder Güter in Übergröße zu transportieren, die nur in Flugzeuge passen, die über eine Frontladetür verfügen.

Eine Win-win-Situation

„Emirates reserviert Frachtraum in ihren Flugzeugen für uns“, so der Präsident der Cargolux. „Wir brauchen nicht danach zu fragen.“ Das gilt auch in die andere Richtung. Diese reservierten Kontingente können dann auch von den Betreibergesellschaften der Flugzeuge nicht anderweitig verkauft werden.

„Einen gemeinsamen Vertrieb wird es aber nicht geben“, so Forson gegenüber der Presse. „Jede Gesellschaft verkauft ihre Kapazitäten unabhängig.“ Diese „sehr weitreichende Kooperation“ sei kartellrechtlich unbedenklich, meinte der CEO.

Zu der Partnerschaft gehört aber auch eine Zusammenarbeit beim Handling. Ab Juni dieses Jahres werden Frachtflugzeuge der Golf-Airline auch Luxemburg anfliegen. Deren Fracht wird auf dem Findel in den gleichen Anlagen abgefertigt werden wie die der Cargolux. Das Gleiche gilt für die luxemburgischen Flugzeuge, die in Dubai landen.
An dieser Partnerschaft gewinnen beide Seiten, sagt der CEO von Cargolux. „Das Abkommen erhöht die Kompetitivität der beiden Partner“, ergänzte Maxim Strauss, CFO der Cargolux, und erklärte die Zusammenarbeit an einem konkreten Beispiel.

Emirates kommt nach Luxemburg

„Emirates fliegt viele Destinationen auf dem indischen Subkontinent an, wir nicht“, so Strauss. „In Zukunft werden wir die Fracht unserer Kunden nach Dubai fliegen, die dann von dort weiter nach Indien gebracht wird.“ So könnte die Cargolux diesen – für sie – neuen Markt erschließen.

Das Gleiche gilt auch für Ladungen von und nach Ostafrika. „Oft reicht das Frachtaufkommen, das von Asien nach Afrika gebracht werden soll, nicht aus, um einen Flugzeug zu füllen“, sagte der CFO. „Bisher flogen wir dieses erst nach Europa und dann hob es in Richtung Süden ab.“ Durch die Zusammenarbeit mit Emirates könnten diese Ladungen direkt aus Asien nach Afrika geflogen werden.

„Diese Zusammenarbeit eröffnet uns viele unterschiedliche Optionen für die Zukunft“, freut sich der Cargolux-Vorsitzende. „Die Auslastung unserer Flugzeuge kann so optimiert werden.“

Eine weitere positive Auswirkung ist, dass beide Gesellschaften nicht mehr von ihren bisherigen Märkten abhängig sind. „Wenn die Wirtschaft in einer bestimmten Gegend schwächelt und weniger Fracht geflogen werden muss, dann können wir auf andere Märkte ausweichen“, erklärt Maxim Strauss die künftig größere Flexibilität auch in der regionalen Verteilung.