Zukunftsmodell Bezahlschranke

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Immer mehr Internetsurfer, immer weniger Zeitungsleser: Beim Weltkongress der Zeitungen herrscht trotzdem Optimismus. Leser seien durchaus bereit, für guten Journalismus online auch zu bezahlen.

Die Auflage der Zeitungen im Westeuropa ist von 2008 bis 2012 um fast ein Viertel zurückgegangen. Das berichtete der Dachverband der Zeitungsverbände und Medienhäuser (WAN-IFRA) beim Weltkongress der Zeitungen am Montag in Bangkok. In den USA sei die Druckauflage im selben Zeitraum um fast 14 Prozent gesunken, sagte Dachverbandschef Vincent Peyrègne. Die Zahl der Online-Leser steige aber deutlich. Die Herausforderung sei, diese Leser mit guten Inhalten zu zahlenden Abonnenten zu machen. Wenigstens gehe die Auflage weltweit nicht mehr so stark zurück wie noch vor einigen Jahren. Im vergangenen Jahr lag das Minus nach Angaben von Peyrègne bei 2,2 Prozent.

Die Einnahmen aus Anzeigen gingen dem Verband zufolge von 2008 bis 2012 weltweit um 22 Prozent zurück. Vor mehr als 1000 Verlegern und Zeitungsmachern aus aller Welt betonten die Redner des Kongresses, die Zukunft liege in Bezahlmodellen für Internet-Inhalte. Dafür müssten Verlage aber hochwertige, interaktive Produkte entwickeln.

11 Prozent durch digitales Geschäft

Einnahmen aus dem digitalen Geschäft machten weltweit heute im Durchschnitt elf Prozent aus. Große Verlage zielten auf 50 Prozent, sagte Stig Nordqvist, beim Verband für Digitalgeschäfte zuständig. 48 Prozent der amerikanischen Zeitungsverlage verlangen nach Angaben des Verbandes bereits Geld für die Nutzung ihrer digitalen Angebote.

„Wir sitzen nicht tief in der Krise, wenn wir uns auf guten Journalismus konzentrieren“, meinte der Chefredakteur der kanadischen „Globe and Mail“, John Stackhouse. Seine Zeitung bietet einige Nachrichten sowie Wetter und Horoskope umsonst an. Andere Artikel können einzeln gegen geringe Gebühren heruntergeladen werden. Andere stehen nur Online-Abonnenten zur Verfügung. Die Zeitung hat inzwischen mehr Online- als Printabonnenten. Um das Online-Angebot auch schon am Vormittag attraktiv zu machen, habe er die Redaktionen aufgestockt, berichtete Stackhouse. Wer ein erfolgreiches Bezahlmodell wolle, müsse mehr anbieten als zuvor.

Unklare Lage in Europa

Dagegen hätten die Medienhäuser in Europa noch wenig Ahnung, wie sie ihr zentrales Geschäft erfolgreich in die Zukunft bringen könnten, sagte der Geschäftsführer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Tobias Trevisan. Unklar sei vielen noch, wie Produkte gerade für Nutzer mobiler Geräte wie Smartphone oder Tablet attraktiver gestaltet werden können.

Zwar schauten viele Internetnutzer auf die Online-Angebote von Zeitungen, verbrächten dort aber wenig Zeit, sagte Peyrègne – im Schnitt 1,3 Minuten. „Wir müssen die Leser im digitalen Raum stärker fesseln“, meinte er. Nach den Untersuchungen des Verbandes verbringen Internetnutzer weniger als ein Prozent ihrer Zeit auf digitalen Nachrichtenseiten. Angebote für Mobil- und Tablet-Geräte seien vielversprechend, sagte Peyrègne. 20 Prozent der Hits auf News-Seiten kämen von mobilen Endgeräten.