„Die Zeit des Wildwechsels ist abhängig vom Klima. Dennoch ist gerade der Herbst, wenn es am Abend früher dunkel wird, der Zeitraum im Jahr, in dem es häufiger zu Wildunfällen auf der Straße kommt“, erklärte eine Sprecherin der Stiftung „natur&ëmwelt“ gestern gegenüber dem Tageblatt. Die Erklärung dafür liege auf der Hand: Je früher die Abenddämmerung beginnt, desto früher würden Wildschweine und Rehe aktiv auf Nahrungssuche gehen. Die Dämmerung bietet ihnen dabei einen zusätzlichen Schutz vor Fressfeinden, so die Naturschutzexpertin. Bei der abendlichen Futtersuche kann es passieren, dass die Tiere ihren gewohnten Lebensraum, der immer kleiner wird, verlassen und eine viel befahrene Straße mitten im Feierabendverkehr überqueren müssen.
Mehrere Unfälle
Zwischen dem 28. Oktober und dem 2. November, sind etwa 12 Wildunfälle in Luxemburg registriert worden, vor allem rund um den „Bambësch“ und den Grünwald. Genaue Zahlen dazu will die Polizei später bekannt geben.
Erst abbremsen
Oft werden Autofahrer durch ein Tier auf seinem Streifzug überrascht. „Wir empfehlen, während des Wildwechsels besonders aufmerksam zu sein, wenn man gerade in einem Waldgebiet unterwegs ist, auf Anzeichen am Waldrand zu achten und die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen“, rät Paul-Charles Origer, Direktionsmitglied beim Dachverband der Versicherer in Luxemburg ACA („Association des compagnies d’assurances et de réassurances“).
Kommt es dennoch zu einem Wildunfall und hat man eine Kaskoversicherung, übernimmt sie die Erstattung der Schadenskosten. Ohne spezielle Versicherung wird es jedoch schwieriger. Kann der Autofahrer einen „kausalen Zusammenhang“ zwischen dem Wildunfall und einer gerade stattfindenden Jagd nachweisen, dann beteiligt sich die Haftpflicht des Jägers an der Schadensübernahme, ergänzte Origer.
Wie hoch die Schäden für die Versicherer durch Unfälle mit Wildtieren sind, konnte Origer nicht beziffern: „Wir erfassen dies nicht in gesonderten Statistiken.“ Auch der „Automobile Club du Luxembourg“ (ACL) hat dazu keine genauen Zahlen. Dennoch greift der ACL seinen Mitgliedern bei einem Unfall mit 500 Euro für die Reparaturkosten unter die Arme, soweit die Mitglieder keine andere Versicherung für solche Schäden hätten, hieß es.
Bei der Frage, wie man sich als Autofahrer bei einer Begegnung mit einem Wildtier richtig verhält, lautet der erste und wichtigste Ratschlag: Abbremsen. Der Zweite: „Mensch vor Tier“, erklärte ein Sprecher. Nur wenn man sich selbst und andere nicht in Gefahr bringt, dann könnte man ein Ausweichmanöver wagen. „Aber die Folgen sind sehr schwer abzusehen, wenn man das Steuer herumreißt“, weiß der ACL-Experte. „Das Ganze passiert im Bruchteil einer Sekunde, man hat als Autofahrer kaum Zeit zum Nachdenken. Außerdem bremst man bei Gefahr reflexartig“, berichtete auch Polizeisprecher Serge Arendt.
Polizei
Wenn es doch zu einem Wildunfall kommt, sollte man ihn schnellstmöglich der Polizei melden, die sich sofort vor Ort begibt, und den zuständigen Förster bzw. die Feuerwehr verständigen. Nach der Unfallaufnahme braucht der Autofahrer eine sogenannte „Wildunfalldeklaration“, die auf dem Revier ausgestellt wird, um den Schaden bei der Versicherung geltend zu machen. Was mit dem angefahrenen Wild passiert, hängt davon ab, ob es noch verletzt vor Ort liegt oder in Panik geflohen ist. In manchen Fällen wird das schwerverletzte Tier von der Polizei erschossen, um ihm einen qualvollen Tod zu ersparen, erklärte Arendt. Die Zeit des Wildwechsels erstrecke sich nicht nur auf dem Herbst. Laut ACL würden sich Wildunfälle ebenso in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend im Sommer häufen. Die Treibjagdsaison, die gerade in vollem Gange ist, sei ein weiterer Grund für Wildunfälle, hieß es auch von der Polizei.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können