Test erfolglos, Spannungen angeheizt

Test erfolglos, Spannungen angeheizt
(Reuters/Kim Hong-Ji)

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Nordkorea hat trotz des Drucks aus den USA und China erneut eine Rakete getestet. Nach amerikanischen und südkoreanischen Angaben zerbrach sie am Samstag offenbar wenige Minuten nach dem Start. Damit würde es sich um den vierten Fehlschlag in Folge seit März handeln.

US-Präsident Donald Trump sprach in einer ersten Reaktion von einer Respektlosigkeit gegenüber China, dem einzigen großen Verbündeten des abgeschotteten Staates. Die Regierung in Peking nahm zum Test zunächst nicht Stellung, Japan und Südkorea verurteilten ihn. Kurz zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat sich mit den zunehmenden Spannungen auf der Halbinsel befasst. Diese haben in den vergangenen Wochen auch an den Märkten für Unruhe gesorgt.

Die Rakete wurde nach Angaben aus US-Kreisen aus der Region nördlich der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert. Dabei habe es sich vermutlich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ KN-17 gehandelt. Südkoreas Militär zufolge erreichte das Geschoss eine Höhe von etwa 70 Kilometern und zerbrach dann. In US-Regierungskreisen hieß es, der Test der ballistischen Rakete sei eine Provokation, die vor der Wahl in Südkorea am 9. Mai erwartet worden sei.

US-Flugzeugträger, französischer Hubschrauberträger

Aus US-Kreisen verlautete weiter, die Regierung in Washington könnte nun weitere Kriegschiffe und Kampfjets in die Region verlegen. Trump hatte wenige Stunden vor dem Test in einem Reuters-Interview gewarnt, es könne am Ende zu einem großen Konflikt mit Nordkorea kommen. Er hat einen Militärschlag nicht ausgeschlossen. Zuletzt hatte das Atom-U-Boot „Michigan“ in Südkorea angelegt, nach US-Angaben hat der Marineverband um den Flugzeugträger „Carl Vinson“ Kurs auf Korea genommen. Am Samstag kam der französische Hubschrauber-Träger „Mistral“ zu Übungen in Japan an. An Bord befinden sich auch Hubschrauber aus Großbritannien.

Trump könnte zudem China erneut zu einem schärferen Vorgehen gegen Nordkorea drängen. Er erklärte auf Twitter, Nordkorea habe die Wünsche Chinas „und dessen hoch angesehenen Präsidenten“ Xi Jinping nicht respektiert. „Schlecht!“ Die Regierung in Peking hatte zuletzt vor einer Eskalation gewarnt und alle Beteiligten zu Zurückhaltung aufgefordert. Auch sie hat sich gegen Nordkoreas Atomprogramm ausgesprochen.

Der südkoreanische Experte Kim Dong Yub von der Universität Kyungnam sagte am Samstag zu dem Test, möglicherweise hätten die nordkoreanischen Entwickler trotz der kurzen Flugzeit die gewünschten Daten erhalten und dann die Rakete selbst gesprengt, um China nicht weiter zu provozieren.

Der UN-Sicherheitsrat hat seit 2006 eine Serie von Resolutionen gegen Nordkorea erlassen und verurteilt regelmäßig dessen Atom- und Raketentests. Die Regierung in Pjöngjang treibt ungeachtet dessen die Entwicklung auf beiden Gebieten voran. US-Außenminister Rex Tillerson hatte erst am Freitag im Rat schärfere Sanktionen gegen Nordkorea verlangt und vor „katastrophale Konsequenzen“ gewarnt, sollten die Programme nicht eingedämmt werden. Er warnte zudem vor einem Atom-Angriff Nordkoreas auf Seoul und Tokio. Der US-Regierung zufolge ist es zudem nur eine Frage der Zeit, bis Nordkorea auch das Festland der USA angreifen kann.