Straßenbahn über den Rhein

Straßenbahn über den Rhein
(Patrick Seeger)

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72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges verkehrt wieder eine Straßenbahn über den Rhein und verbindet die Städte Straßburg (Frankreich) und Kehl (Deutschland).

Das Wochenende des 1. Mai ist ein Fest in Straßburg und in Kehl. Es fährt wieder eine Straßenbahn. Das Projekt hat 96,6 Millionen Euro verschlungen. Straßburg hat davon 70,4 Millionen getragen, Kehl 26,2 Millionen. Die Europäische Union hat den tragenden Pfeiler der Brücke mit 3,2 Millionen finanziert.

Eine Straßenbahn hatte Kehl und Straßburg bereits seit 1896 verbunden, als Straßburg nach dem Krieg von 1871 in das Deutsche Kaiserreich eingemeindet worden war. 1945 wurde die Linie unterbrochen. Seitdem war nach und nach der Verkehr mit Bussen und mit Zügen wieder aufgenommen worden. Die bestehende Brücke war allerdings durch den zunehmenden Autoverkehr dauernd verstopft und Busse fuhren abends nicht mehr. Die Züge zwischen Straßburg, Kehl und Offenburg hatten ihre besten Zeiten längst hinter sich.

Notwendigkeit offener Grenzen

Straßburg hatte im Vorfeld der Einweihung der ersten neuen Straßenbahn nach dem Zweiten Weltkrieg massiv Werbung in Deutschland gemacht. „Ich hoffe, dass jetzt auch Deutsche zu uns nach Straßburg kommen“, sagte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries bei der Einweihung. Bisher ist es umgekehrt. In Straßburg liegt die Arbeitslosigkeit bei über zehn Prozent, in Kehl bei 3,6 Prozent. Täglich pendeln 20.000 Straßburger nach Deutschland zur Arbeit.

Während im französischen Präsidentschaftswahlkampf die Populisten um Marine Le Pen die Wiederherstellung nationaler Grenzen propagieren, sprach Roland Ries von der Notwendigkeit offener Grenzen. „Die Deutschen funktionieren nicht wie wir. Sie haben nicht die dieselbe Lebensweise und arbeiten anders. Wir müssen diese Unterschiede überwinden“, sagte Ries. Notfalls hilft auch eine Straßenbahn dabei.