Nur sehr langsamer Wandel

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Am Ende gab es für das Abschlussdokument der Synode eine Zweidrittel-Mehrheit in allen Punkten. Doch der Zwang zum Kompromiss zwischen Bischöfen aus allen Teilen der Welt führte dazu, dass manches recht vage blieb.

Kurz vor Ende der Bischofssynode in Rom hatte Papst Franziskus die Teilnehmer gemahnt, die Zeichen der Zeit nicht zu verkennen. „Die Zeiten ändern sich, und ein Christ ändert sich mit ihnen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer seiner Frühmessen. Nach dreiwöchigen Beratungen legten ihm die 270 Bischöfe am Samstagabend ein umfangreiches Abschlussdokument zum Thema Ehe und Familie vor. Wie weit es die Kirche verändern wird, bleibt abzuwarten.

In insgesamt 94 Punkten fasst das Papier die Positionen der Bischöfe zur Situation der Familie in einer sich verändernden Welt, zur Familienpolitik, zu Jugend und Alter, zur Rolle der Frauen, zur Gründung einer Familie, zu den Alleinstehenden und auch zum Scheitern einer Ehe zusammen. Alle Punkte wurden mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit angenommen.

Wiederverheiratete Geschiedene

Am knappsten wurde es bei den Abschnitten, in denen es um den Umgang der Kirche mit den zivil wiederverheirateten Geschiedenen geht, ein Thema, das schon vor der Synode die Öffentlichkeit besonders bewegt hatte. Bisher sind diese Paare von der Kommunion ausgeschlossen.

Im Abschlussdokument ist nun davon die Rede, sie stärker in die christliche Gemeinschaft zu integrieren. Die Priester müssen jeden Fall einzeln beurteilen, also zum Beispiel unterscheiden zwischen einem Partner, der schuldlos verlassen wurde und einem, der selbstsüchtig das Weite gesucht hat. Letztlich orientiert sich das Synodenpapier an dem Apostolischen Schreiben „Familiaris Consortio“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1981.

178 versus 80

Die hohe Zahl von 80 Gegenstimmen bei 178 Ja-Stimmen zum Paragraf 85 des Synodenpapiers deutet aber an, dass selbst die recht vage gehaltenen Formulierungen zu den wiederverheirateten Geschiedenen vielen konservativen Bischöfen schon zu weit gingen. Die Zeitungen im katholischen Italien interpretierten das Synodenergebnis am Sonntag als ein „Ja zur Kommunion für Geschiedene“.

Der Zwang zum Kompromiss führte dazu, dass ein anderes kontrovers diskutiertes Thema, der Umgang mit Homosexuellen, nur am Rande gestreift wurde. Hier spielt die kulturelle Diversität eine wichtige Rolle. Bischöfe aus anderen Kulturkreisen hätten klargemacht, dass eine stärkere Verankerung dieses Themas für sie politisch untragbar gewesen wäre.

Einschließlich der Vorbereitungssynode von 2014 ging nun ein zweijähriger Synodenzyklus zu Ende. Papst Franziskus hat es in der Hand zu entscheiden, was er aus den Synodenempfehlungen macht und wie viel Veränderung er in der katholischen Kirche zulässt. In seinem Schlusswort zur Synode betonte der Papst, dass es bei der Verteidigung der Lehre mehr auf den Geist als auf den Buchstaben ankomme.