„Nicht von heute auf morgen“

„Nicht von heute auf morgen“
(Alain Rischard)

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Landwirte aus Luxemburg, Belgien und Deutschland haben am Montag dem Programmpunkt "Visite culturelle" des EU-Agrarminstertreffens einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Für 9.30 Uhr war im Norden Luxemburgs, in Kalborn, der Besuch dreier Bauernbetriebe angesetzt. Rund 100 Milchproduzenten aus Deutschland, Belgien und Luxemburg setzten den Ministertross fest und erzwangen das persönliche Gespräch.

Proteste auch am Dienstag

Die Polizei teilt mit, dass auch für Dienstag eine Demonstration der Bauern nahe dem europäischen Konferenzzentrum auf Kirchberg angekündigt wurde. Mit Verkehrsbehinderungen sei demnach zu rechnen.

Zwischen 7.00 und bis etwa 9.30 Uhr sei ebenfalls mit Behinderungen auf der Autobahn A6 (Brüssel-Luxemburg) zu rechnen. Auf Höhe des Grenzübergangs Sterpenich plane der Veranstalter einen Informationsposten einzurichten.

Gegebenenfalls werde für die Dauer der Kundgebung der Verkehr durch die Polizei umgeleitet. Die Verkehrsteilnehmer werden in dem Fall durch Radioverkehrsmeldungen informiert, schließt die Mitteilung der Polizei.

„Wir brauchen ein Instrument, um zu reagieren“, sagt Guy Diderrich vom „Luxemburg Dairy Board“. In der Vereinigung sind rund 300 Luxemburger Milchbauern zusammengeschlossen. Allein sein Betrieb in Niederglabach mit rund 90 Milchkühen wird dieses Jahr einen Verlust von ca. 25.000 Euro einfahren.

„Nicht das , was wir fordern“

Das Angebot ist zu hoch, die Nachfrage gleich, ergo der Preis gefallen. Seit der Hochpreisphase von Ende 2013 bis Ende 2014 bekommen die Milchproduzenten, die in Kalborn protestierten, 10-12 Cent pro Liter Milch weniger. Da helfen selbst die 500 Millionen Euro Entschädigungen, die EU-weit vergangene Woche in Brüssel beschlossen wurden, nicht. „Das heißt pro Liter Milch etwa 0,2 Cent Entschädigung für die Bauern“, sagt Diderrich. „Das ist nicht das, was wir fordern“.

Brüsseler Entschädigungen helfen nicht wirklich, langfristige Lösung muss gefunden werden. Die Milchbauern fordern vielmehr eine langfristige Änderung im System, ohne dabei zur Quote zurück zu wollen, wie Diderrich betont. Die bäuerlichen Lösungsvorschläge gehen viel mehr in Richtung einer zeitweisen Drosselung der Produktion.

„Einen Denkanstoß geben“

Wenn die Milchbetriebe in Zeiten des Überangebots freiwillig weniger produzierten, stabilisiere sich der Preis. So lautet die Überlegung. Momentan produziere man auf „Lager“, so Diderrich, das irgendwann auch geräumt, sprich verbraucht werden muss, was die Krise nach der Krise nur verlängere.

„Uns geht es hier und heute darum, einen Denkanstoß zu geben“, sagt der Landwirt, „die Politiker auf andere Ideen, als die, die vorliegen, zu bringen“. Es scheint gelungen. Sharon Dijksma, die niederländische Agrarministerin und Fernand Etgen waren zumindest aufmerksame Zuhörer für die Vorschläge der „Demonstranten“ und zeigten sich für „andere“ als die bisherigen Lösungen offen.

„Das geht sowieso nicht von heute auf morgen“, sagt Diderrich, „aber wir bekommen wenigstens immer mehr Aufmerksamkeit“. Im Zeitrahmen des Programms sind sie nicht geblieben, die politischen Lenker der Landwirtschaft. Auch das schafft Aufmerksamkeit.

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