Sieben Mal Beringen und eine Idee

Sieben Mal Beringen und eine Idee
Foto: 5xBeringen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Beringen liegt in Luxemburg in der Gemeinde Mersch. Aber auch in Belgien, der Schweiz, den Niederlanden und in Deutschland. Sieben Ortschaften aus fünf Ländern leben den Traum, für den Europa eigentlich steht: grenzüberschreitende Freundschaften und ein reger kultureller Austausch zwischen Menschen, die sonst wohl nie aufeinandergetroffen wären.

Neben dem etwa 1.000-köpfigen Beringen bei Mersch sind in 5xBe(h)ringe(n) International auch Beringen aus der belgischen Provinz Limburg mit 40.000 Einwohnern, Behringen in der Lüneburger Heide (D) mit 2.000 Einwohnern, Behringen/Hainich bei Eisenach (D) mit 2.000 Einwohnern, Behringen/Arnstadt am Thüringer Wald (D) mit 200 Einwohnern, Beringe aus der Provinz Limburg (NL) mit 2.000 Einwohnern und Beringen aus der Schweiz mit 2.500 Einwohnern vertreten. Tageblatt hat mit der Präsidentin des luxemburgischen Vereins 5xBeringen, Tessy Schwachtgen, und Romain Krier, dem Präsidenten von 5xBe(h)ringe(n) International, über ihren Verein und die Zusammenarbeit der Gemeinden gesprochen.

Tageblatt: Wie ist 5xBeringen eigentlich entstanden?

Romain Krier: Belgien und die Niederlande haben 1957 den Grundstein gelegt. Beringen und Beringe liegen kaum 50 Kilometer voneinander entfernt, von daher kannten sie sich. Henri Kessels (NL) und Marcel Bormans (B) haben nach weiteren Ortschaften mit dem Namen Beringen gesucht. Sie haben dann zunächst den Ort Beringen in der Schweiz gefunden und angeschrieben. Was dann folgte, waren eine Reihe von gegenseitigen Besuchen, bis die beiden Gründer 1969 die ersten Spiele in Holland organisierten. Damals war auch das deutsche Behringen aus der Lüneburger Heide schon mit dabei. Nach dem Fall der Mauer 1989 sind dann zwei weitere Beringen dazugestoßen: Behringen/Hainisch und Behringen/Arnstadt.

Für die Spiele ’69 haben sie versucht, uns Beringer anzuwerben. Doch weil es damals noch keinen reinen Beringer Verein gab, hat die Gemeinde Mersch, die angeschrieben wurde, die lokalen Sportvereine wie den Fußball- und Basketball-Club gebeten, eine gemischte Mannschaft hinzuschicken. Bei den Spielen ’72 in Deutschland war die Situation identisch.

Tessy Schwachtgen: Erst als 1974 die Spiele zum ersten Mal bei uns stattfinden sollten, ist eine kleine Revolution losgetreten worden. Denn wenn wir die Spiele schon stemmen sollten, wollten wir auch durch eine eigene „Beringer“ Mannschaft vertreten werden. So ist dann unser Verein Amicale 5xBeringen entstanden.

Tageblatt: Wie hat es sich seitdem entwickelt?

Tessy Schwachtgen: Angefangen haben wir mit einem guten Dutzend, die sich immer wieder im Café Schaack hier im Dorf getroffen haben. Jetzt haben wir rund 200 Mitglieder in unserem Verein. Die meisten Familien hier im Dorf gehören zu unserem Verein. Aber der aktive Kern liegt zwischen 30 und 50 Personen.

Sofern es sich Jugendliche zeitlich erlauben können, sind sie auch sehr aktiv. Bei 5xBeringen darf man aber erst ab 15 mitmachen. Wir organisieren mittlerweile aber eine Art Jugendcamp, wo die Jugendlichen ab 13 mal reinschnuppern und erfahren können, um was es bei uns geht. Wir sind eben auf Nachwuchs angewiesen. Wie bei jedem Verein stagnieren die Zahlen aber ein wenig. Viele neu Zugezogene sind noch gar nicht interessiert daran, mitzumachen. Außerdem nimmt das Interesse am Vereinsleben insgesamt ab. Ich hoffe allerdings, dass wir zu den letzten 40 Jahren Vereinsgeschichte mindestens nochmal 40 dranhängen können.

Tageblatt: Sie treffen sich dann immer wieder für die „Beringer Spiele“?

Romain Krier: Genau. Alle drei Jahre organisiert immer ein anderes Beringen Spiele bei sich zu Hause. Die Rotation ist auf knapp 30 Jahre festgelegt. Jedes Jahr besuchen sich aber auch die Vorsitzenden der einzelnen Vereine, um ein Fazit zu ziehen von den letzten Spielen und die nächsten zu organisieren. Dieses Jahr war dieses Treffen hier in Luxemburg. Die nächsten Spiele werden 2019 in den Niederlanden und 2021 in Behringen/Hainich in Deutschland stattfinden. 2025 sind wir dann wieder an der Reihe.

Tessy Schwachtgen: Am Anfang waren wir ja nur zu fünf Beringen, zwischen denen die Spiele rotiert haben. Mit den zwei neuen Behringen nach dem Mauerfall sind wir nun „nur“ alle 21 Jahre mit dem Ausrichten der Spiele dran. Deswegen freuen wir uns schon auf das nächste Mal.

Tageblatt: Was kann man sich unter den Spielen vorstellen?

Tessy Schwachtgen: Die Beringer Spiele sind so etwas wie die Spiele ohne Grenzen. Wir versuchen, im freundschaftlichen Wettbewerb gegeneinander anzutreten, um das „beste“ Beringen zu krönen. Auf einem großen Feld werden sieben Bahnen abgesteckt, auf denen verschiedene Herausforderungen auf die einzelnen Spieler warten. Geschicklichkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer sind gefragt, um es am besten hindurch zu schaffen.

Dabei hat das Event nun aber schon fast volksfestartige Züge angenommen. Pro Dorf reisen geschätzt 100 Personen an, davon 21 Spieler als Mannschaft. Was bedeutet, dass jedes Mal 600 Leute untergebracht werden müssen. Das teils privat, teils in Hotels oder Campings rund um die Ortschaft. Nur die Mannschaften sind während allen Spielen in Massenquartieren, wie beispielsweise Schulen oder Vereinshäuser, gemeinsam untergebracht. So können die Jungs und Mädels auch nach den Spielen gemeinsam feiern. In Luxemburg waren es bei den letzten Spielen sogar 1.000 Menschen, die angereist sind. Damals hatten wir extra ein Campinggelände eingerichtet. Die Niederländer kamen daraufhin zu 300 – und fast alle mit ihren Wohnwagen! Neben den eigentlichen Spielen gehören dann auch meist ein Umzug, ein Grillfest und ausgelassene Feiern zu der Veranstaltung.

Tageblatt: Wie stemmt man als Gemeinde mit rund 1.000 Einwohnern ein solches Event?

Romain Krier: Mit sehr viel engagiertem Anpacken der Leute und viel Herzblut. Es scheint, als wäre es früher einfacher gewesen, gerade was das Organisieren von Privatquartieren für die Anreisenden anbelangt. Aber es hat noch jedes Mal geklappt.

Tessy Schwachtgen: Wir können uns zudem auf die Unterstützung von anderen lokalen Vereinen verlassen. Da hilft einer dem anderen. Außerdem sind die Gemeinden bisher immer eingesprungen, wenn man auf ihre Hilfe angewiesen gewesen ist. Wir organisieren zudem während der Jahre viele Veranstaltungen, die Geld in die Vereinskassen spülen, das dann für das Fest vorgesehen ist. Und wir suchen uns natürlich Sponsoren, wenn die Spiele anstehen.

Tageblatt: Was gewinnt die Mannschaft aus dem „besten“ Beringen? 

Romain Krier: Nun, während sieben Spielen gibt es so eine Art Wanderpokal. Denn ein Turnier dauert 7 Runden. Also 21 Jahre, da nur in jedem dritten Jahr ein Spiel veranstaltet wird. Erst wenn jedes Be(h)ringe(n) einmal dran war, gewinnt der Ort, der insgesamt die meisten Rundenpunkte holt, den Pokal endgültig. Dann wird wieder ein neuer Pokal entworfen, um den „gekämpft“ wird. Behringen in der Lüneburger Heide hat das letzte Turnier gewonnen. Luxemburg konnte schon drei Runden für sich entscheiden: ’74, ’77 und bei den zweiten Luxemburger Spielen 1989. Meistens hat die Mannschaft, die das jeweilige Event organisiert, den Heimvorteil.

Tageblatt: Wie sehr sind die Gemeinden zusammengewachsen durch 5xBe(h)ringe(n)?

Romain Krier: Wir sind mittlerweile enge Freunde. Leider stirbt die erste Generation der Vereine langsam aus. Unsere beiden Gründer sind beispielsweise schon verstorben. Aber der Austausch in der zweiten und dritten Generation ist immer noch sehr rege. Viele haben gute Freunde in den anderen Orten gefunden und besuchen sich auch außerhalb der Treffen und Spiele häufig. Einige „ausländische“ Beringer sind sogar bei Neugeborenen Patenonkel oder -tante geworden. Besonders wenn irgendein Fest, wie bei uns das Kürbisfest, ansteht, reist man gerne auch privat zu den anderen. Aber natürlich steht man sich auch in schweren Zeiten zu Seite, etwa wenn ein geschätztes Mitglied eines anderen Vereins stirbt.

Tessy Schwachtgen: Ich glaube, wir sind damit auch ein tolles Beispiel für ein gelebtes Europa. Der kulturelle Austausch funktioniert exzellent und die Beringer arbeiten gut zusammen. Dadurch haben wir auch in der Gemeinde schon so einiges angestoßen: Mersch hat nämlich mit den Gemeinden der anderen Be(h)ringe(n) eine Partnerschaft abgeschlossen. Momentan arbeitet man beispielsweise auf der Ebene des Tourismus koordiniert zusammen und tauscht Erfahrungen und gut funktionierende Modelle aus. Das Engagement von Beringen haben die Gemeinden auch anerkannt. Wer mag, kann sich seit Kurzem Stempel von den sieben Be(h)ringe(n) abholen. Hat man alle sieben zusammen, wartet ein besonderes Geschenk. Am Ende des Jahres müssten es die Ersten geschafft haben, alle Stempel zusammenzusammeln.

Tageblatt: Im Oktober sind Gemeindewahlen in Luxemburg. Was erwartet sich Ihr Verein von den Wahlen 2017?

Tessy Schwachtgen: Wir haben Glück, dass man in der Merscher Gemeinde in allen Parteien den Vereinen zugetan ist. Von daher werden die Clubs viel gefördert. Wir hoffen, dass das auch nach den Wahlen so bleiben wird.

Frank Kessels Beringe Niederlande
7. Juli 2017 - 17.29

Nach 1969, 1983 und 1998 dürfen wir in 2019 zum vierten Mal das grosse Treffen von 5x Beringen International organisieren. 1969-2019 = 50 Jahre 5x Beringen International!! Ihr seit jetzt schon ganz herzlich eingeladen dabei zu sein am 1. Wochenende im Juli 2019.

Georges Krier
5. Juli 2017 - 22.43

Nächster Halt -> Zeltfest 2017 in Luxemburg ;)

ludo 3 aus Beringen, Belgien (Initiierten wissen wer ich bin)
5. Juli 2017 - 22.16

rtikel! Hoffentlich lezen alle Menschen aus die 7 Beringen es und greifen zelber nach den Stift..! So lernen mehr und mehr Einwoner des Beringer Europas sich kennen!