Die neue Gesellschaft, an der die SES Hauptanteilseigner ist, ist eine ungewöhnliche. Bei „O3b“ ist der Name Programm. Die Abkürzung steht für „The other three billion“. Das bedeutet: Das Unternehmen will die drei Milliarden Menschen dieser Welt, die noch nicht über einen guten Internet- oder Telekommunikations-Anschluss verfügen, mit einem solchen versorgen.
Dabei will O3b die weltweiten Abdeckungsmöglichkeiten von Satelliten mit der Geschwindigkeit eines Glasfasernetzes verbinden.
„Wir wollen das Internet günstiger machen. Zudem möchten wir so die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern voranbringen. Wir sind jedoch keine gemeinnützige Stiftung. Unser Ziel ist es, Gewinn zu erwirtschaften“, erklärte der Geschäftsführer von O3b, Steve Collar, in einem früheren Gespräch mit dem Tageblatt.
Eine neue Generation von Satelliten
„Eine neue Generation von Satelliten ermöglicht uns, schneller und kostengünstiger zu arbeiten“, so der Geschäftsführer damals. „Wir werden die Rahmenbedingungen in den Schwellenländern verändern.“ Die neue Generation von Satelliten, auf die O3b setzt, soll näher an der Erde positioniert werden als gewöhnlich. Sie sollen in 8.000 Kilometern Höhe die Erde umkreisen – und nicht in 36.000 Kilometern Höhe wie normale geostationäre Satelliten. Dies soll sowohl die Kosten senken als auch die Geschwindigkeit der Übertragung um fast eine Sekunde schneller machen. Die Preise für die Übertragung eines Megabite an Daten könnte O3b somit billiger anbieten. Alle vier Stunden absolvieren diese Satelliten dann eine Weltumrundung.
Zu den ersten Kunden, die auf die Dienstleistungen der neuen Gesellschaft zurückgreifen, zählen die Schiffsgesellschaft „Royal Caribbean Cruise Lines“, „Telecom Cook Islands“ sowie „Maju Nusa“ aus Malaysien.
Dieser Start „markiert den Anfang eines neuen Abenteuers, welches das Leben von vielen Bewohnern dieser Welt verändern wird“, so O3b-Präsident John Dick laut Pressemitteilung. „Es handelt sich um eine Weltpremiere. So etwas macht sonst niemand“, unterstreicht der Pressesprecher der SES aus Betzdorf am Mittwoch gegenüber dem Tageblatt.
„Es handelt sich um eine Weltpremiere“
Der größte und wichtigste Anteilseigner von O3b ist die SES. Sie hält 47 Prozent der Anteile und hat in Zukunft die Option (laut den ursprünglichen Abmachungen und Verträgen), die Mehrheit der Anteile zu übernehmen. Von dieser Option wird die Luxemburger Gesellschaft wohl auch in Zukunft Gebrauch machen, sobald Gewinne erwirtschaftet werden. Zu den weiteren Aktionären von O3b zählen Google, HSBC, Liberty Global sowie die Südafrikanische Entwicklungsbank.
„Dabei war es für die SES eigentlich ein relativ kleines Investment“, sagte der Sprecher. „Wir haben 170 Millionen in Bar investiert und Sacheinlagen mit eingebracht.“ Zu diesen Sacheinlagen zählen beispielsweise die Verhandlungen mit den Satellitenherstellern. Zudem hat die SES ein Kontrollzentrum für O3b in Betzdorf aufgebaut und hierfür bereits 23 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Neue Mitarbeiter in Betzdorf eingestellt
„Wir sind ein echt globales Unternehmen“, erklärte der ehemalige SES-Mitarbeiter Steve Collar in dem früheren Gespräch mit dem Tageblatt. Der Sitz befindet sich in Jersey. Die Operationen werden von Den Haag (Niederlande) aus geleitet. Verkauf- und Marketingabteilungen sollen quer durch die Welt Büros erhalten. Bedienen will man sowohl Kunden in Afrika, im Mittleren Osten, Pazifik und Südamerika als auch in Asien.
Und das junge Unternehmen will nun auch weiter aufs Gas drücken. Wie bereits vor Jahren geplant, soll eine neue Gruppe von vier Satelliten im September dieses Jahres in die Umlaufbahn geschickt werden. „Sechs bis acht Wochen später wird O3b dann weltweit operationel sein“, so der SES-Sprecher. „Vier weitere Satelliten werden 2014 gestartet. Dann wird das System viel effizienter.“
Insgesamt 1,2 Milliarden Euro wurden bisher in das Projekt investiert.
Dank der neuen Technik (laut Firmenangaben: billig und effizient) rechnet das Unternehmen mit einem schnellen kommerziellen Erfolg. Bereits vor zwei Jahren hatte O3b, laut eigenen Angaben, schon ein Drittel der in Zukunft verfügbaren Satellitenkapazität an Kunden verkauft. Die Einnahmen sollen dann genutzt werden, um einerseits die Schulden abzuzahlen – und andererseits, um weitere Satelliten zu finanzieren.
Die Idee der Gründung von O3b ist in Ruanda, Afrika, entstanden. Der Geschäftsführer des nationalen Telekommunikationsunternehmens hatte festgestellt, dass die Nachfrage nach Bandweite viel höher sei als das Angebot, erzählte Collar damals. Hintergrund sei das sehr schnelle Wachstum im Mobilfunkmarkt. Und die schnellste Lösung sei ein Anheben der Kapazitäten durch Satelliten, so die Schlussfolgerung.
De Maart

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