Luxemburg setzt auf Frauenquote

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Bis 2020 sollen Aufsichtsratsposten in börsenorientierten Unternehmen zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein. Luxemburger Unternehmen nehmen diesen EU-Gesetzesentwurf gelassen.

Nach wochenlangem internen Streit hat die EU-Kommission eine Frauenquote für Europas börsennotierte Unternehmen vorgeschlagen. Das Gremium nahm am Mittwoch einen Gesetzesentwurf von EU-Justizkommissarin Viviane Reding an. Dieser soll den rund 5.000 börsennotierten Firmen in der EU vorschreiben, bis 2020 Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Bei gleicher Qualifikation sollen weibliche Bewerberinnen Vorrang haben. Wenn sich Firmen nicht daran halten, soll es Strafen geben. Reding schrieb am Mittwochmorgen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Geschafft.“ Sie twitterte ihren Erfolg in 23 verschiedenen Sprachen, darunter auch Luxemburgisch.

Der Vorschlag bedarf der Zustimmung von Europaparlament und EU-Ministerrat, in dem die Mitgliedsstaaten vertreten sind. Einige Staaten sind gegen eine gesetzliche Quote. Ob der Vorschlag daher Gesetzeskraft erhält, ist offen.

Kompetenz vor Geschlecht

24 Unternehmen mit Sitz in Luxemburg sind börsenorientiert. Hier bekleiden bereits Frauen einen Posten im Aufsichstrat.

Zum Beispiel setzt sich der Verwaltungsrat des Stahlkonzerns Arcelormittal aus zwei Frauen und neun Männern zusammen.“Wir sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft noch mehr Frauen im Verwaltungsrat haben können – in erster Linie ist dies immer abhängig von der Qualifikation, nicht vom Geschlecht. Unser Programm heisst „Women in Leadership“ und fördert Frauen in Führungspositionen bei ArcelorMittal. Dies umfasst das gesamte Unternehmen, nicht spezifisch den Aufsichtsrat“, so Arne Langner Arcelormittal-Pressesprecher gegenüber Tageblatt.lu.

Auch bei der Versicherungsgesellschaft Le Foyer wird man in Zukunft Bewerberinnen für Führungsposten fördern. Zurzeit zählt der Foyer-Verwaltungsrat eine Frau und neun Männer.

Bei dem börsennotierten Satellitenbetreiber SES bekleiden zwei Frauen und 14 Männer eine Führungsposition. „Wir legen großen Wert auf die Kompetenz jedes einzelnen Mitarbeiters. Das Geschlecht hat bei uns keinen Vorrang. In unserem Unternehmen arbeiten Menschen aus 36 verschiedenen Nationen. Auch hier entscheiden wir nicht aufgrund der Nationalität wer bei uns arbeiten darf oder nicht“, sagt Yves Feltes, SES-Pressesprecher.

Causa Mersch

Laut Kommission sind derzeit europaweit nur 13,7 Prozent der Mitglieder in den Führungsgremien Frauen. Das Europaparlament kämpft derzeit auch auf anderer Ebene für mehr Frauen in Spitzenjobs, etwa in der Europäischen Zentralbank. Die Abgeordneten haben sich gegen den Kandidaten Yves Mersch ausgesprochen und fordern an seiner Stelle eine Frau. Das Parlament hat in dieser Personalie aber kein Mitspracherecht.