Kroaten sind gegen päpstliche Verfügung

Kroaten sind gegen päpstliche Verfügung
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ungeheures geschieht in Kroatien: Der Papst ordnet Entschädigungszahlungen an die italienischen Benediktiner an, die das Bistum Porec auf der Halbinsel Istrien in den Bankrott treiben.

Ortsbischof Ivan Milovan weigert sich offen, die päpstliche Anordnung zu unterschreiben. Mit Billigung der meisten anderen Landesbischöfe sucht er Unterstützung gegen den Vatikan bei Regierungschefin Jadranka Kosor. Die widersetzt sich offen Papst Benedikt XVI. Und das alles in einem der katholischsten Länder Europas!

Das Fass brachte Bischof Milovan zum Überlaufen, der vor wenigen Tagen den Verkauf der berühmten Euphrasius-Basilika aus dem 6. Jahrhundert zur Schuldenbegleichung ins Spiel brachte. Die spätantike Kirche ist ein Magnet auch für die vielen Hunderttausend Urlauber aus Deutschland und Österreich in dieser Tourismushochburg an der nördlichen Adria. Auch steht sie auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Kroatische Politiker sahen einen „Angriff auf die Souveränität“ ihres Landes, vor allem, weil die weltlichen Gerichte schon im Sinne Kroatiens und gegen den Papst entschieden hatten.

Papst will Kloster samt Ländereien zurück

Die italienischen Benediktiner waren von den jugoslawischen Kommunisten 1948 aus ihrem angestammten Kloster Dajla bei der Stadt Novigrad vertrieben worden. Allerdings hatten die Fratres bei der endgültigen Grenzziehung zwischen Jugoslawien und Italien durch die Osimo-Verträge 1975 bereits einmal 1,7 Milliarden Lire erhalten. Der Papst hat jetzt verfügt, dass dieses Kloster, das bis 1989 als Altersheim und Armenhaus genutzt wurde und heute verfällt, samt wertvollen Ländereien wieder den Benediktinern abgetreten werden muss.

Zu allem Unglück hat das Bistum Porec, das vom kroatischen Staat in den 90er Jahren die nach dem Zweiten Weltkrieg enteigneten Wiesen, Äcker, Wälder und Baugrundstücke zurückerhalten hatte, diese Ländereien inzwischen verkauft. Damit wurden Kirchenneubauten finanziert, sagt der Verwaltungsdirektor des Bistums. Auf Teilen dieser Latifundien soll jetzt ein Golfplatz errichtet werden. Dadurch wurden auch die lokalen Tourismusbehörden und Politiker auf den Plan gerufen – für den Bischof von Porec und gegen den Papst. Als Gegenwert müsste das Bistum 30 Millionen für den Grundbesitz aufbringen, hat sein Verwaltungschef errechnet.