Kreditausfall-Versicherungen ausgelöst

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Griechenland gelingt erneut ein kurzfristiger Befreiungsschlag. Mehr als 100 Milliarden Euro an Schulden kann Athen in einem Zug loswerden. Von einer dauerhaften Rettung ist das Euroland allerdings noch weit entfernt.

Mit der größten Staatsumschuldung aller Zeiten verschafft sich Griechenland Luft im Dauerkampf gegen die Pleite. Nach bangen Monaten mit langwierigen Verhandlungen kam am Freitagmorgen die Erfolgsmeldung aus Athen: Das Finanzministerium gab eine hohe Beteiligung an dem Forderungsverzicht privater Gläubiger bekannt. Um gewaltige 105 Milliarden Euro soll sich der Schuldenberg im Endeffekt verringern. Weil Athen aber nicht ganz ohne Zwang auskommt, werden nun die schwer berechenbaren Kreditausfallversicherungen fällig.

Die Euro-Finanzminister gaben noch am Freitag einen Teil des neuen 130-Milliarden-Hilfspakets für das krisengeschüttelte Land im Südosten Europas frei. Bei einer Telefonkonferenz einigten sich die Kassenhüter darauf, dass 30 Milliarden Euro zur Unterstützung des Schuldenschnitts plus 5,5 Milliarden Euro für die Begleichung aufgelaufener Zinsen nun bereit stehen. Grünes Licht für das komplette Paket soll Anfang nächster Woche bei einem Ministertreffen in Brüssel gegeben werden.

Bewertung der ISDA

Mit großer Spannung war den ganzen Tag über die Entscheidung des Branchenverbandes ISDA erwartet worden, der die Maßnahmen Athens als Zahlungsausfall wertete. Damit werden die umstrittenen Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps/CDS) auslöst, mit denen sich bestimmte Halter von griechischen Staatsanleihen abgesichert haben.

Die Organsiation begründete diesen Schritt auf ihrer Website folgendermaßen: Trotz einer hohen freiwilligen Beteiligungsquote wolle Athen alle Halter von Anleihen nach griechischem Recht zum Forderungsverzicht zwingen. Zu diesem Zweck hatte Griechenland vorsorglich bereits ein Gesetz verabschiedet, das die Möglichkeit eröffnet, alte Anleihen rückwirkend mit Zwangsklauseln (Collective Action Clauses/CAC) auszustatten.

Entwarnung

Die Entscheidung der in London ansässigen International Swaps and Derivatives Association (ISDA) ist von großer Bedeutung, weil die Kreditausfallversicherungen die letzte große Finanzkrise noch verstärkt hatten, denn mit diesen CDS-Titeln wird auch gezielt spekuliert. Im Fall Griechenland haben Experten jedoch bereits weitgehend Entwarnung geben: Schätzungen zufolge geht es bei diesem Markt um ein Bruttovolumen von rund 70 Milliarden US-Dollar. Da aber viele Investoren zugleich Käufer und Verkäufer von CDS sind, blieben unterm Strich bloß etwas mehr als 3 Milliarden US-Dollar.

Im Detail sieht die Athener Schuldenschnitt-Bilanz nun so aus: Bei den Papieren im Volumen von 177 Milliarden Euro, die nach griechischem Recht ausgegeben worden waren, wurden 85,8 Prozent zum Umtausch eingereicht. Damit will sich der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos Evangelos Venizelosneue Suche mit diesem Objektverfeinern nach diesem ObjektVerfügbare Bedeutungen: Venizelos (55) – griechischer Politiker aber nicht zufriedengeben: Die restlichen Anleihen sollen nun auf dem Weg von Umtauschklauseln zusammenkommen.

Frist wird verlängert

Bei den übrigen Anleihen im Volumen von 29 Milliarden Euro beträgt die Beteiligungsquote 69 Prozent. Für diese Anleihen, die nach internationalem Recht ausgegeben wurden, wird die Annahmefrist für das Umtauschangebot bis zum 23. März verlängert.

Die mit den Banken getroffene Grundsatzvereinbarung sieht einen Forderungsverzicht von 53,5 Prozent vor. Der Schuldenberg soll faktisch um gut 105 Milliarden Euro abgetragen werden. Ausgangspunkt ist ein Anleihevolumen von insgesamt 206 Milliarden Euro in der Hand privater Gläubiger, die im Tausch neue Anleihen mit langen Laufzeiten und relativ niedrigen Zinsen erhalten.

IWF macht mit

An dem neuen Hilfspaket für Athen wird sich auch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem „bedeutenden Beitrag“ beteiligen.

Der Schuldenschnitt war eine Bedingung der internationalen Helfer für neue Unterstützung. Die Argumentation, mit der private Gläubiger ins Boot geholt wurden: Ohne weitere Hilfen wäre Griechenland bankrott und Anleihegläubiger würde der Verlust ihres gesamten Investments drohen. Griechenland ist nach Ansicht der Kreditwirtschaft aber noch nicht dauerhaft über den Berg.

Das Land hängt bereits seit 2010 am internationalen Finanztropf und hatte damals Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.