Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat seine Europareise wegen der Anschläge gegen schiitische Muslime abgebrochen und ist nach Kabul zurückgekehrt. „Der Präsident (…) hat aufgrund der Terroranschläge seinen geplanen Besuch in Großbritannien abgesagt“, hieß es in einer Erklärung des Präsidentenpalastes. Nach der Afghanistan-Konferenz in Bonn und einem Kurzbesuch in Berlin wollte Karsai am Dienstag eigentlich zu einem Treffen mit Premierminister David Cameron nach London weiterreisen.
Bei dem Selbstmordanschlag während des Aschura-Festes waren in einem schiitischen Schrein in der Altstadt von Kabul am Dienstag fast 60 Menschen getötet und etwa 130 verletzt worden. Im nordafghanischen Masar-i-Scharif hatte es bei einem weitere Sprengstoffanschlag in der Nähe einer schiitischen Moschee vier Tote gegeben.
Extremisten aus Pakistan
Zu den Taten hatte sich die aus Pakistan operierende sunnitische Extremistengruppe Lashkar-e-Jhangvi al-Alami bekannt. Die radikal-islamischen Taliban hatten jede Verantwortung zurückgewiesen. Die pakistanische Regierung äußerte sich bislang nicht offiziell.
Wie die US-Botschaft in Kabul am Mittwoch mitteilte, ist unter den Todesopfern des Anschlags in Kabul auch ein US-Staatsbürger. Der Mann habe sich privat in Afghanistan aufgehalten und sei kein Mitarbeiter der Regierung gewesen. Die Botschaft sei mit den Angehörigen in Kontakt. Zahlreiche Opfer wurden bereits wenige Stunden nach den Anschlägen der islamischen Traditionen entsprechend beigesetzt.
Weltweites Entsetzen
Die Anschläge hatten weltweit für Entsetzen gesorgt, da gezielte Angriffe gegen die schiitische Minderheit in Afghanistan anders als im Nachbarland Pakistan oder im Irak bislang äußerst selten waren.
Lashkar-e-Jhangvi al-Alami hatte allerdings bereits in der Vergangenheit in Pakistan immer wieder Attentate auf religiöse Minderheiten wie Schiiten und Mitglieder der Ahmadiyya-Minderheit mit Hunderten Toten verübt. Die Terrororganisation gilt als Splittergruppe der in den 1980er Jahren gegründeten Gruppe Lashkar-e-Jhangvi. Pakistans Ex-Präsident Pervez Musharraf hatten die militante Sunniten-Organisation im Jahre 2002 als terroristische Vereinigung verboten.
De Maart

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