MyanmarDrei Tote bei Protesten gegen Militärjunta

Myanmar / Drei Tote bei Protesten gegen Militärjunta
Mit Schildern versuchen die Demonstranten sich vor den Schüssen der Schergen des Militärregimes zu schützen Foto: Uncredited/AP/dpa

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Trotz der anhaltenden Gewalt gegen Demonstranten und vielen Todesopfer reißen die Proteste gegen die Militärjunta in Myanmar nicht ab.

Nach einem landesweiten Aufruf der Gewerkschaften zum Generalstreik wurden am gestrigen Montag in der nördlichen Stadt Myitkyina mindestens zwei Menschen von Polizisten erschossen, ein weiterer Demonstrant wurde im Ort Pyapon südwestlich der größten Stadt Yangon getötet. Mehreren unabhängigen Medien wurde die Lizenz entzogen. Die Vereinten Nationen zeigten sich besorgt über 200 von Sicherheitskräften eingekesselte Demonstranten.

In Myitkyina ging die Polizei mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Diese warfen Steine nach den Sicherheitskräften, die wiederum das Feuer mit scharfer Munition eröffneten. Zwei Demonstranten wurden erschossen, wie ein Arzt berichtete. Drei weitere Menschen seien durch Schüsse verletzt worden.

In einem live über den Onlinedienst Facebook übertragenen Video des Vorfalls war zu sehen, wie Demonstranten zahlreiche Verletzte aus ihren Reihen in Sicherheit brachten. Die Aufnahmen zeigten zudem, wie Sanitäter versuchten, blutüberströmte Menschen zu reanimieren. Ein ergreifendes Bild in den örtlichen Medien zeigte eine katholische Nonne in einer weißen Robe auf den Knien, wie sie die Polizei um Zurückhaltung anfleht.

Gewerkschaften hatten für Montag zu einem Generalstreik aufgerufen, um die Wirtschaft zum Stillstand zu bringen. „Die wirtschaftlichen und geschäftlichen Aktivitäten wie gewohnt fortzusetzen, wird nur dem Militär nützen“, schrieben 18 Gewerkschaften in einer gemeinsamen Erklärung. „Jetzt ist die Zeit, um unsere Demokratie zu verteidigen.“

Am Wochenende war in den staatlichen Medien öffentlich Bediensteten mit sofortiger Entlassung gedroht worden, sollten sie nicht an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Zahlreiche öffentlich Bedienstete boykottieren derzeit aus Protest gegen die Junta die Arbeit. Die Auswirkungen der Proteste der vergangenen Wochen sind bereits überall zu spüren – ob in Krankenhäusern, Ministerien oder Banken.

Laut UN-Angaben wurden am Abend in Yangon 200 friedliche Demonstranten von Sicherheitskräften umzingelt. Unter den Protestierenden seien auch Frauen, denen „möglicherweise Festnahme oder Misshandlung droht“, erklärte das Büro von Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet. „Wir fordern die Polizei auf, ihnen sofort zu erlauben, sicher und ohne Repressalien zu gehen.“

Scharfe Munition

Den ganzen Tag über berichteten Anwohner bereits von massiver Polizei- und Armeepräsenz in den Straßen. Die Sicherheitskräfte setzten scharfe Munition und Blendgranaten ein, um die Protestierenden auseinanderzutreiben.

Sicherheitskräfte durchsuchten auch die Räume von Myanmar Now. „Ich kann bestätigen, dass unser Büro heute am Nachmittag von einer Gruppe von Soldaten und Polizisten gestürmt wurde“, sagte Chefredakteur Swe Win. „Sie nahmen Computer, Teile unseres Datenservers und einen Drucker mit.“ Später wurde der Seite die Lizenz entzogen, ebenso wie den unabhängigen Medien Mizzima, DVB, Khit Thit und 7 Day, wie der staatliche Sender MRTV berichtete.

Aus der größten Stadt des Landes gab es außerdem Berichte über die Besetzung von Krankenhäusern durch Sicherheitskräfte. „Ein Augenzeugenbericht beschreibt, wie bewaffnete Sicherheitskräfte das ‚West Yangon General’-Krankenhaus betraten und versuchten, es gewaltsam zu besetzen“, erklärte die Organisation Physicians for Human Rights. Sie habe Informationen über die Besetzung fünf weiterer Krankenhäuser in Yangon sowie ähnliche Situationen in anderen Teilen Myanmars.

Das Militär hatte sich am 1. Februar an die Macht geputscht und die demokratisch gewählte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi unter Hausarrest gestellt. Seither dauern die Proteste gegen die Junta an, die mit immer härteren Methoden gegen die Demonstranten vorgeht. Bislang wurden mehr als 50 Menschen getötet und fast 1.800 festgenommen. (AFP)