HintergrundDer Konflikt um die Westsahara schwelt seit Jahrzehnten

Hintergrund / Der Konflikt um die Westsahara schwelt seit Jahrzehnten
Spanien behandelte den an Covid-19 erkrankten Polisario-Anführer Brahim Ghali – für Marokko ein Affront Foto: STR/dpa

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Der Konflikt um die Westsahara schwelt seit Jahrzehnten. Marokko beansprucht das rohstoffreiche Gebiet an der Atlantikküste für sich und trifft dabei auf den Widerstand der Befreiungsbewegung Frente Polisario, die einen unabhängigen Staat fordert. Im vergangenen November waren die Kämpfe in der Region wieder aufgeflammt. Zuletzt löste der Konflikt auch Spannungen zwischen Spanien und Marokko aus.

Die Westsahara erstreckt sich über eine Länge von rund tausend Kilometern an der Atlantikküste im Nordwesten Afrikas. Nach dem Abzug der Kolonialmacht Spanien im Jahr 1975 beanspruchte Marokko das Gebiet für sich. Die Polisario-Front kämpfte gegen die Besatzung und rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die Demokratische Arabische Republik Sahara aus.

Das dünn besiedelte Gebiet ist geteilt in einen größeren westlichen Bereich unter Verwaltung Marokkos sowie in einen östlichen und südlichen Teil, den die Polisario-Front kontrolliert. Die Westsahara verfügt über große Phosphat-Vorkommen und reiche Fischbestände vor der Küste.

Seit den 80er Jahren trennt eine 2.700 Kilometer lange Mauer aus Sand das marokkanische Gebiet von Regionen, die von der Polisario-Front kontrolliert werden. Der Wall ist mit Minen und Stacheldrahtzaun gesichert.

Die UNO versuchte mehrfach, eine dauerhafte Beilegung des Konflikts zu erreichen. Seit 1991 überwacht die Blauhelmmission Minurso die Einhaltung eines Waffenstillstands in der Westsahara. Die UN-Mission scheiterte aber mit dem Versuch, ein Referendum über den Status der Konfliktregion zu organisieren. Marokko lehnt jegliche Abstimmung über eine mögliche Unabhängigkeit der Westsahara ab und will dem Gebiet lediglich Autonomie zubilligen. Im vergangenen November flammten die Kämpfe in der Region wieder auf, nachdem Marokko Soldaten in die Pufferzone von Guerguerat im Süden der Westsahara entsandt hatte.

Trump-Deal rund um Israel

Neue Spannungen kamen im Dezember anlässlich der Entscheidung der USA auf, Marokkos Souveränität über die Westsahara anzuerkennen. Die neue Haltung der USA war Teil einer Vereinbarung, in deren Kontext Marokko seine Beziehungen zu Israel normalisierte. Die deutsche Bundesregierung übte deutliche Kritik an der Entscheidung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Anfang Mai rief Marokko dann aus Protest seine Botschafterin in Deutschland zu Konsultationen nach Rabat zurück, was in Berlin Irritationen auslöste.

Auch das Verhältnis zwischen Marokko und Spanien wird derzeit durch den Westsahara-Konflikt belastet. Rabat reagierte verärgert auf die Entscheidung Madrids, den an Covid-19 erkrankten Polisario-Anführer Brahim Ghali Mitte April zur Behandlung nach Spanien einreisen zu lassen.

Beobachter warnen, die diplomatische Krise könne die bilaterale Zusammenarbeit in Migrationsfragen untergraben. Am Montag überwanden rund 6.000 Migranten weitgehend unbehelligt von den marokkanischen Sicherheitskräften die Grenze zur spanischen Exklave Ceuta. Erst am Dienstag verstärkte Rabat die Polizeipräsenz an dem Grenzübergang und trieb die dort versammelten Menschen zurück. (AFP)