Porträt„Alle anderen sind etwas sonderbar“: Mit Corona wurde es ruhiger um Greta, das dürfte sich bald ändern

Porträt / „Alle anderen sind etwas sonderbar“: Mit Corona wurde es ruhiger um Greta, das dürfte sich bald ändern
Um das Klima zu retten, will sie den gegenwärtigen Kapitalismus abschaffen: Greta Thunberg Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

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Vom lebensmüden Schulmädchen mit Asperger, Essstörungen und Depressionen ist Greta Thunberg zur bekanntesten Klimaschützerin weltweit geworden. Vor gut einem Jahr erlebte sie mit ihrer UN-Rede ihren vorläufigen Zenit. Mit Corona wurde es ruhiger um die Schülerin.

Ihre Offenheit macht sie so unwiderstehlich. Selbst Angela Merkel reihte sich am 23. September 2019 in New York zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in die Schlange der Mächtigen ein, die für ein Selfie mit der Klimaaktivistin Greta Thunberg anstanden. Heute treffen sich die beiden zu einem Meinungsaustausch in Berlin wieder. Ob es okay sei, das Foto in den sozialen Medien zu posten, fragte die Bundeskanzlerin 2019, erinnert sich jetzt die inzwischen 17-jährige Gründerin der „Fridays for Future“-Bewegung.

Nicht alle waren 2019 so höflich, überhaupt um Erlaubnis zu bitten. „Präsidenten, Premierminister, Könige und Prinzessinnen kamen auf mich zu und sahen plötzlich die Chance auf ein gemeinsames Foto, das sie auf Instagram mit dem Hashtag ’Save our planet’ setzen konnten. Es wirkte so, als ob ihnen das kurz half, ihre Scham darüber zu vergessen, dass ihre Generation sämtliche zukünftigen Generationen im Stich gelassen hat“, erinnerte sich Thunberg diese Woche im Radio Schweden.

Dann kam ihr großer Auftritt vor „fast allen Staatslenkern dieser Welt“. An ihre Tränen, an ihre Wut, an ihr berühmt gewordenes „How dare you!“ erinnert sich auch heute noch die ganze Welt. „Ich war noch nie öffentlich oder zu Hause wütend. Aber da ließ ich meinen Gefühlen bewusst den Vortritt. Ich wollte diese einmalige Chance maximal ausnutzen, sodass ich in 60, 70 Jahren nicht bereue, zu wenig gesagt zu haben bei dieser wahrscheinlich einmaligen Chance“, erinnerte sich Thunberg an ihre bereits jetzt historische Rede. „Politiker sind überall auf der Welt gleich“, sagte sie trotzig. Und: „Ich will, dass die Mächtigen auf die Forschung hören und nicht auf mich.“

Ob die Demos wieder Erfolg haben, bleibt ungewiss

Leicht fiel Thunberg der Hype um ihre Person nicht. Neben viel Zustimmung hat sie auch Morddrohungen erhalten. „Alles, was ich sage und mache, wird verzerrt, wird von oben nach unten gewendet und wird zu Hohn, Verschwörungstheorien und Hassbriefen in sozialen Medien, die ihrerseits zu Morddrohungen gegen mich und meine Familie führen“, erzählte sie.

Als Corona ausbrach, wurde es auch stiller um Thunberg. Sie musste die teils riesigen Klima-Demonstrationen weltweit genauso einstellen wie ihre Reise nach China. „Ich sollte in Davos den Schweizer Regierungschef treffen. Dann sagte er kurzfristig ab – wegen Corona“, erinnerte sie sich an den Wendepunkt. Im März hatte sie selbst „alle Symptome, die auf Corona hindeuten“, und ging in Quarantäne. Auch ihre Bewegung leidet unter Corona. Internetstreiks locken kaum Schüler an. Im September wird Thunberg nach ihrem Sabbatjahr für das Klima voraussichtlich wieder in ihr Stockholmer Gymnasium zurückkehren. Ab 25. September sind dann wieder richtige Schulstreiks an Freitagen geplant. Ob sie wieder so viel Zulauf haben werden, bleibt ungewiss.

„Ich will, dass die Mächtigen auf die Forschung hören und nicht auf mich

Doch Greta sieht Corona auch als Chance für das Klima. „Die Konsequenzen der Pandemie sind katastrophal. Eine Krise ist eine Krise – und da müssen sich alle im Sinne der Allgemeinheit einschränken. In einer Krise passt man sich an und verändert sein Verhalten. Und genau das tut die Welt derzeit wegen Corona“, sagte sie.

„Ein internationales Krisentreffen reiht sich an das andere, enorme Rettungspakete mit Fantasiesummen werden aus dem Nichts hervorgezaubert. Staats- und Regierungschefs und auch die Wirtschaft wollen tun, was auch immer nötig ist“, sagte sie. Alle schlössen sich zusammen, um kostbare Menschenleben zu retten. Genauso wie bei Corona müsse es nun auch beim Klima laufen. „Laut WHO sterben jedes Jahr mindestens sieben Millionen Menschen an Luftverschmutzung – das sind offensichtlich Menschen, deren Leben weniger wichtig ist, weil sie an den falschen Ursachen sterben, in den falschen Weltteilen“, kritisierte Thunberg.

Erster Schulstreik vor genau zwei Jahren

Genau vor zwei Jahren, am 20. August 2018, einem Freitag, begann die damals 15-jährige Greta vor dem schwedischen Parlament für das Klima die Schule zu bestreiken. Erst mal alleine. „Meine Mitschüler wollten nicht mitkommen“, sagte sie später. Selbstsicher stellte sich die nur 1,50 m große Teenagerin mit ihren inzwischen zum Markenzeichen gewordenen, zwei wie nachlässig geflochtenen Zöpfen vor den Riksdag. „Schulstreik für das Klima“ stand auf ihrem Schild, das fast größer wirkte als sie selbst. Bald kamen andere Jugendliche hinzu. Der Protest wurde zur weltweiten Bewegung. Dabei hätte alles anders kommen können.

Vor ihren Aktionen war Greta „ernsthaft sehr, sehr krank“, wie sie offen erzählte. Es geschah ungefähr um die fünfte Klasse herum. „Ich bekam eine Depression, saß nur noch zu Hause rum, ging nicht mehr in die Schule. Ich hörte auf zu essen, hörte auf zu reden. Ich sah keinen Grund mehr, um weiterleben. Ich wurde sehr krank, war ziemlich unterernährt, verlor rund 10 Kilo in zwei Monaten“, sagt die Jugendliche heute.

Mehrere Faktoren hätten zu ihrer Erkrankung geführt – darunter der Klimawandel. Greta geht auch offen damit um, dass sie das Asperger-Syndrom hat. „Das macht, dass ich alles schwarz oder weiß sehe“, erklärte sie. „Je mehr ich über den Klimawandel las, desto verzweifelter wurde ich. Und dann konnte ich an nichts anderes mehr denken. Man steckt dann fest. Nichts sei schwarz-weiß, sagen Erwachsene, aber der Klimawandel ist genau das.“ Entweder man tue jetzt etwas Radikales oder die Menschheit sterbe aus, so Greta. Ihr Klima-Engagement habe ihr schließlich aus den Essstörungen und der Depression herausgeholfen.

Viel Streit und gebrauchte Geschenke

Gretas Mutter Malena Ernman, eine in Schweden berühmte Opernsängerin und Eurovision-Vertreterin für ihr Land im Jahr 2009, fliegt nicht mehr zu ihren Auftritten wegen Gretas Klima-Engagement. „Ich habe meine Eltern vor ein paar Jahren dazu gebracht, nicht mehr zu fliegen“, sagte Greta. Auch habe sie ihre Eltern überredet, keine neuen Sachen mehr zu kaufen. „Zu Weihnachten packen meine Eltern mir Sachen ein, die ich schon besitze, aber vergessen habe. So sind die Geschenke dann trotzdem eine schöne Überraschung.“ Wie eine Polizistin würde sie auch ab und zu die Quittungen der Familie kontrollieren, um zu überprüfen, ob die Eltern irgendetwas unnötiges Neues gekauft haben, sagte Thunberg einmal.

Boshafte Kritiker unkten, dass Greta eher das putzige Kinderstar-Aushängeschild medienaffiner Eltern aus der abgehobenen schwedischen Kulturelite sei, auf die sich nun vor allem nach dekorativer Farbe suchende Journalisten und Klimafunktionäre stürzen würden. Nach dem Motto: „Mal was anderes“. Ein Buch über die ungewöhnlich vielen psychischen Probleme in der Familie Thunberg, welches die Eltern im September 2018 veröffentlicht haben, zeichnet jedoch ein anderes Bild der Eltern.

In ihrem Buch beschreiben die Eltern vor allem, wie intensiv der Alltag mit zwei Kindern sein kann, die psychische Diagnosen haben. Auch Gretas jüngere Schwester Beata hatte große Probleme und mehrere psychiatrische Diagnosen. Die Eltern haben so sehr für ihren Zusammenhalt und das Wohlbefinden ihrer beiden Töchter gekämpft, dass Berechnung kein Motiv für Gretas Weltruhm sein kann, befinden die Schweden. Gretas Eltern hatten laut dem Buch eine furchtbare Beziehung zueinander, die von grenzenlosem Streit geprägt war. Wir waren „Mülltonnen“ füreinander, so Gretas Mutter. „Wir bewarfen uns mit Scheiße. Streit war unser Ventil. Ich bin ein Gefühlsmensch, sehr dramatisch, und Svante kann wirklich von null auf hundert gehen“, erzählte Gretas Mutter.

Gretas Vater Svante Thunberg ist ein schwedischer Schauspieler mit mäßigem Erfolg, der auch als Manager und Regisseur für seine erfolgreiche Frau arbeitet, inzwischen aber vor allem Gretas ständiger Begleiter bei Veranstaltungen und Freitagsdemos in der ganzen Welt ist. Der Alltag in der Familie Thunberg ist in der Tat speziell. Weil die jüngere Tochter Beata auch an Misophonie (starker Geräuschintoleranz) leidet, kann die Familie nie zusammen essen. Es wird ihr da zu laut, so die Mutter. „Wir essen zu unterschiedlichen Zeiten. Svante und Greta stehen früh auf, essen, lesen die Nachrichten und gehen Umweltfragen durch. Beata und ich sind etwas schläfriger und stehen erst später auf.“

PR-Maschine der Eltern? Schweden glauben das kaum

Dass Greta nur eine PR-Maschine der Eltern ist, glaubt in Schweden kaum jemand. Viel häufiger wird moniert, dass Gretas radikale Forderungen nicht wirklich verbreitet werden, trotz ihrer globalen Medienpräsenz und des Lobes aus den Reihen der Reichen und Mächtigen.

Wer ihr zuhört, versteht, dass sie den gegenwärtigen Kapitalismus abschaffen will. Im Grunde ist sie der Alptraum für die auf Wachstum basierende globale Marktwirtschaft. Nicht nur „im System“ müsse nun repariert werden, sondern „das System selbst“ müsse „ausgewechselt“ werden, sagt sie denn auch auf all den Konferenzen und Galen, bei denen die Träger dieses Systems ihr applaudieren, so Greta Thunberg. Es seien wohl eher die Machthaber, die Greta zu einem Aushängeschild ohne Tiefe machen würden, nicht Greta selbst, kann man in schwedischen Diskussionsforen lesen. Anscheinend versuche man, Greta mit Händeschütteln, Prominenz und der Aussicht auf einen guten Job nach dem Abitur in das gegenwärtige klimaschädliche System hineinzusaugen und so zu entschärfen.

So etwas, kündigte Greta an, werde sie sich aber nicht bieten lassen. „Ich glaube, auf gewisse Weise sind wir Autisten die Normalen, während alle anderen etwas sonderbar sind.“ Sie bittet die Staatschefs gar nicht mehr um Veränderung. Sie glaubt, dass die auch ohne die Volksvertreter kommt. „Weil unsere Politiker sich wie Kinder aufführen, müssen wir Kinder die Verantwortung übernehmen“, sagte sie kürzlich. Und: „Wenn ich nicht Asperger gehabt hätte und dadurch so sonderbar wäre, wäre ich wohl in dem sozialen Spiel hängen geblieben, in dem sich alle anderen so wohlzufühlen scheinen. Asperger macht, dass ich meine Perspektive von außen bewahren kann und das Wesentliche sich nicht aus dem Blickfeld verliert.“

Gräta Thunfisch
20. August 2020 - 16.47

T'Greta ass ewei de Bausch, t'Dieschbourg , den Turmes an t'Tanson. MAACH DU EWEI ECH SOLL !!!!!!!!!!!!!!!!

HTK
20. August 2020 - 15.52

Dat do grenzt un Fetischismus. Wor jo lo lang Zäit roueg,do konnt een sech dru gewinnen.

max
20. August 2020 - 14.03

elo ware mer mol eng Corona-Zäit roueg geloss gin geet dat elo rêm lass mat dem Gequacks an Alles leeft rêm hannendrun êch hoffen de Viirus bläiwt mol nach eng gud Zäit hei dann därf een nêt manifestéiere goen an an d'Schoul gin se jo sou wie sou nêt méi, well jo doheem geléiert gêt wa Jiddereen sêch vis-à-vis vun der Êmwelt ourdendlech behölt, da brauche mer kee Greta ma êt sên jo meeschten déi, déi am hartste jäizen, déi dee meechte Knascht maachen

winston
20. August 2020 - 9.52

geht dat schon erem lass?D'natur rett sech selwer an den Planet zersteiert den Mensch wann et zevill get.A schon ass alles erem an der Reih.

J.Scholer
20. August 2020 - 9.39

Gewiss ist der Klimawandel ein Problem, aber solange diese Protestierenden nicht einsehen , sie selber ein Teil und Verursacher dieses Problems sind , ist jeglicher Aufschrei nur Augenwischerei. Die gesamte Digitalisierung der Wirtschaft , wie privaten Haushalte ,die Ausbeutung der Ressourcen inbegriffen überhaupt die notwendigen elektronischen Apparate zu produzieren , verursachen mehr CO2 Ausstoß und Schäden an der Natur wie der automobile Individualverkehr .Die Digitalisierung in der Greta-Falle , titelte das Managermagazin und in anderen Medien warnten Forscher , die augenblickliche Digitalisierung mehr CO2 ausstößt als der weltweite Flugverkehr im ganzen Jahr. Ebenfalls haben Studien bewiesen in zehn Jahren der Ausstoß von CO2 durch die Digitalisierung sich mehr als verfünffacht. Ein kleiner Klick am Morgen auf sozialen Netzen, digitalen Medien, der App zur Kontrolle aller Funktionen im Haus, der Email, Netflix...und die Greta Falle schnappt zu .Untersuchungen haben bewiesen eine Email ( 10 gr CO2 Ausstoß)so schädlich ist wie eine Plastiktüte, der normale Brief zwar mit 20gr CO2 Ausstoß im Einzelnen höher als eine Email liegt, jedoch durch den Rebound Effekt, Bündelung des Massentranportes im Endeffekt weniger CO2 belastet ist als die Email.Es stört der Fingerzeig der Ökofreaks und Parteien immer nur den fossilen Brennstoff anvisiert, dieser ein verschwindend kleiner Teil im Vergleich zu den nicht thematisierten CO2 Ausstoß anderer Verursacher sind, ebenfalls die grüne Politik so tut als gäbe es nur einen Verursacher der mit Steuern und Verboten einzuschränken ist, aber selber nicht bereit ist , die anderen CO2 Schleudern, die ihnen das Leben versüßen zu sanktionieren, einzuschränken.