Industriekultur pur

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2020 sollen die ersten konkreten Projekte auf dem ehemaligen Industriestandort Esch-Schifflingen umgesetzt werden. Zurzeit werden erst einmal Bodenanalysen und Sondierungen durchgeführt, um die Schwermetall-Belastung zu ermitteln.

Nach 145 Jahren Betrieb schloss ArcelorMittal im Februar 2016 das Stahlwerk Esch-Schifflingen definitiv. Bis dahin arbeiteten noch 550 Menschen auf dem Standort, der zum größten Teil auf Escher Gebiet liegt. Mit der Bekanntgabe der Schließung verkündeten der Staat, ArcelorMittal und die Entwicklungsgesellschaft Agora in einer gemeinsamen Mitteilung, dass die Industriebrache künftig für den Bau von Wohnungen, Büros, kleine Betriebe und Handel genutzt werden.

Esch 2022

Am vergangenen Samstag besichtigten Delegationen der Stadt Esch und von „Esch 2022“ die geschichtsträchtige Brache, um sich dort ein Bild über die künftige Nutzung zu machen. Mit dem Bus ging es vom Parkplatz am boulevard Aloyse Meyer quer über das Gelände bis nach Schifflingen und wieder zurück.

Im Zuge der Aufwertung der Industriekultur in Esch und im Hinblick auf die Ausrichtung der europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2022 sollen historisch wertvolle Gebäude auf der Industriebrache erhalten bleiben. Welche das sein werden, bleibt aber noch zu prüfen. Bislang steht lediglich der alte Wasserturm unter Denkmalschutz. Die ehemalige „Infirmerie“ wird derzeit von der Uni genutzt.

Zurzeit werden die Anlagen des ehemaligen Stahlwerks abgebaut. Teile davon werden an anderer Stelle wieder aufgebaut, was nicht mehr gebraucht werden kann, wird verschrottet. Der Elektroofen beispielsweise, dessen Technik veraltet war, wurde bereits abgebaut. Alle Gebäude sollen aber vorerst erhalten bleiben, bevor über ihre künftige Verwendung entschieden wird.

Marktstudie

Zurzeit sind der Staat, ArcelorMittal und Agora dabei, eine Machbarkeitsstudie für das 62 Hektar große Gelände durchzuführen. Was befindet sich auf dem Standort und was stellt er dar? So lauten die Fragen, die die drei Partner sich stellen.

An der Machbarkeitsstudie sind mehrere Gremien beteiligt. Das „Comité de concertation politique“ berät über die Eckpfeiler des Projekts. Im „Comité politique“ sind auch Vertreter der betroffenen Gemeinden Esch und Schifflingen beteiligt. Das „Comité technique“ beschäftigt sich mit technischen Fragen.

Die Machbarkeitsstudie umfasst zwei unterschiedliche Phasen. In einer ersten Phase wird sich mit der Sanierung des Grundstücks und den Vorarbeiten beschäftigt. Weil Teile der Industriebrache mit Schwermetallen belastet sind, werden Bodenanalysen und Sondierungen durchgeführt. An den Stellen, wo die Belastung höher ist, könnten sich Betriebe niederlassen. In dem Fall wären die Umweltauflagen weniger hoch als wenn dort Wohnungen oder etwa eine Schule errichtet werden würden. Letztere könnten dann an Orten gebaut werden, die weniger belastet sind, so dass die Sanierungskosten nicht zu teuer würden. Die Sanierungskosten will ArcelorMittal selbst mit dem Geld aus dem Grundstücksverkauf finanzieren. Die erste Phase umfasst außerdem eine Überprüfung der Infrastruktur (Wasser-, Strom- und Gasnetz) auf dem und rund um das Gelände.

Zweite Phase

In einer zweiten Phase, die erst zwei Jahre nach Abschluss der ersten eingeleitet werden soll, wird dann konkret an der Entwicklung des Standorts geplant. Auch in dieser Phase sollen die Akteure aus dem öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Bereich mit eingebunden werden.

Die Entwicklungsgesellschaft Agora rechnet damit, dass in drei bis dreieinhalb Jahren die ersten konkreten Maßnahmen umgesetzt werden können.