EU-Parlament gehackt – ein Kinderspiel

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Ein Hacker hat sich Zugriff zu vertraulichen Nachrichten und persönlichen Daten von Abgeordneten des EU-Parlaments verschafft. Schuld seien unsichere Betriebssysteme.

In den letzten Tagen gab es in der Europäischen Union vermehrt Getuschel, ein Hacker habe sich Zugriff auf E-Mail-Konten und Telefonanschlüsse von Abgeordneten des EU-Parlaments verschafft. Gemäß der französischen Medienseite „Mediapart“ haben sich diese Gerüchte nun als wahr herausgestellt. Unter anderem soll der Eindringling an vertrauliche E-Mails und persönliche Dokumente von Parlamentsmitgliedern gekommen sein. Sogar Zugriff auf die Daten der IT-Experten habe er sich beschaffen können.

„Ein Kinderspiel“ sei es gewesen, gab der Hacker gegenüber „Mediapart“ zu. „Es waren nur einige grundlegende Computerkenntnisse nötig, die sich jeder aneignen kann“, wird der Angreifer zitiert. Mit dem illegalen Zugriff habe er demonstrieren wollen, wie unsicher das System sei, und wie leicht es jemand angreifen könne.

Veraltete Microsoft-Software

Laut einem Bericht von „Spiegel Online“ arbeitet das EU-Parlament schon seit Jahren mit veralteter Microsoft-Software. Zahlreiche Rechner sollen immer noch mit dem bereits zwölfjährigen Windows XP arbeiten. Wird der Support im April nächsten Jahres eingestellt, gibt es gar keine Sicherheitsupdates mehr. Einzelne Abgeordnete hätten seit längerem die IT-Sicherheit des Parlaments in Frage gestellt. „Wir benutzen Microsoft-Software, ohne zu wissen, ob alle Datenschutzbestimmungen eingehalten werden oder ob da nicht doch Hintertüren eingebaut sind“, sagte Jan Philipp Albrecht, Datenschutzexperte der Grünen gegenüber „Spiegel Online“. Bei der Parlamentsverwaltung und den politisch Verantwortlichen herrsche „keinerlei Sensibilität“ in Bezug auf dieses Thema.

Dies wird auch am Verbot der E-Mail-Verschlüsselung deutlich. Die IT-Abteilung des Parlaments verbiete es, solche Software zu installieren. Ein Leser von SPON kommentierte diese Regel mit den Worten „das lachhafteste, was ich von diesem Kuriositätenkabinett aus Brüssel bisher gelesen habe“. Die bislang einzige Reaktion der Parlamentsverwaltung ist, dass sensible Informationen bis auf weiteres wieder per Post verschickt werden.