Eine Zukunft für unsere Vergangenheit

Eine Zukunft für unsere Vergangenheit
(Alain Rischard)

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Zur Zeit der Römer war Dalheim eine Stadt mit regem kulturellen und sozialen Leben. Ein Forschungszentrum, das gestern eingeweiht wurde, soll in Zukunft Forschern und Bürgern noch mehr über die bewegte Vergangenheit berichten.

Eine Therme, ein Theater und ein Tempel – zur Zeit der Römer war das Dorf im Osten Luxemburg alles andere als verschlafen. Da waren sich alle Redner einig, die gestern der feierlichen Eröffnung des neuen „Centre régional de recherche archéologique“ (CNRA) beiwohnten. Stattgefunden hat der Festakt in der „Mehrzweckhalle“ aus römischer Zeit, dem antiken Amphitheater.

Wie Forscher Peter Henig, der ein Buch darüber geschrieben hat, dem Publikum erklärte, fanden im Amphitheater nicht nur Vorstellungen, sondern auch religiöse und politische Veranstaltungen statt. Auf den Rängen des Theaters wurde streng nach Gesellschaftsstatus getrennt, auf den einzigartigen und etwa zweitausend alten Steinsitzen mit Armlehnen durften nur die Stadtobersten Platz nehmen.

Das Theater ist nur eine der drei Stätten, die zum gallorömischen Komplex in Dalheim gehören. Bis vor wenigen Jahren vermuteten die Forscher, dass „Viccus Ricciacus“, wie Dalheim zur Römerzeit hieß, nur auf dem Plateau oberhalb der Ortschaft existierte. Bei Ausgrabungen in den achtziger Jahren wurde das Amphitheater entdeckt, 2004 fand man die Therme mitten im Dorfzentrum.

Auch für die breite Öffentlichkeit gedacht

Genau dort, unter dem Haus Simon-Calteux, am Standort der früheren Therme, ist das CNRA untergebracht. Dort sollen Forscher und Archäologiestudenten künftig in Residence die gallorömische Geschichte in Dalheim studieren und weiterentwickeln. Für ihre Arbeit können sie aus dem Wissenschatz einer umfassenden Datenbank, die auch im CNRA untergebracht ist, schöpfen.

„Das Zentrum soll aber auch der breiten Öffentlichkeit offenstehn“, betonte der Staatssekretär im Kulturministerium Guy Arendt (DP). Bei Vorträgen und Info-Veranstaltungen soll den Bürgern der „archäologische Schatz“ näher gebracht werden. „Die Menschen sollen lernen, dass es sich lohnt, in Dalheim anzuhalten und mehr über seine Geschichte zu lernen, als nur schnell daran vorbeizufahren“, so Guy Arendt im Hinblick auch auf den touristischen Mehrwert des Ortes dank der archäologischen Funden.

Eine Taverne im CNRA soll sich als Begegnungstätte zwischen den Bewohnern und den Forschern etablieren und gleichzeitig das Dorfleben bereichern, hieß es. Das Haus, in dem das CNRA untergebracht ist, wurde vorher aufwendig renoviert. „Wir haben uns bemüht, darin Zukunft und Vergangenheit zusammenzuführen“, so Patrick Sanavia, Direktor von „Sites et monuments“.

1,9 Mio. Euro Renovierungskosten

Von außen ist die Idee besonders gut sichtbar, eine Seite des Hauses wurde fast in den Ursprungszustand eines Hauses aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebracht. Auf der gegenüberliegenden Fassadenseite sorgen Platten aus Polykarbonat für die Energiegewinnung, die sich in einem sogenannten „Kybernetischen Konzept“ einreiht.
Die Kosten für den Kauf der ehemaligen „Maison Simon-Calteux“ beliefen sich auf 492.000 Euro. Sie wurden von der Gemeinde übernommen. Der Staat trug die gesamten Renovierungskosten in Höhe von rund 1,9 Mio. Euro.