Der Wald wird immer kränker

Der Wald wird immer kränker
(Isabella Finzi)

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Seit 1984 wird die Gesundheit des Waldes überprüft. Die Resultate für letztes Jahr sind ernüchternd. Sie zeigen, dass der Luxemburger Wald immer kränker wird. Die Regierung will mit einem Aktionsplan dieser Entwicklung entgegenwirken.

Dem Wald in Luxemburg geht es schlecht. Die Bestandsaufnahme 2016 zeigt, dass nur 28,6 Prozent der Wälder wirklich gesund sind. 33,1 Prozent des Waldbestands seien leicht beschädigt, erklärte Elisabeth Freymann von der Natur- und Forstbehörde am Mittwoch. Sorgen bereitet den Experten aber vor allem die Zunahme an kranken Bäumen von 32,9 Prozent im Jahr 2015 auf 38,3 Prozent im letzten Jahr.

Es sind vor allem die zunehmende Umweltverschmutzung und der Klimawandel, die die Wälder krank machen, betonte Umweltministerin Carole Dieschbourg. Besonders lange Dürreperioden oder die Übersättigung an Wasser setzen den Bäumen zu. Die Lage könne sich aber von Jahr zu Jahr ändern, so Frank Wolter, der Direktor der Natur- und Forstverwaltung. Es gebe Fälle, in denen sich kranke Wälder komplett erholt hätten. Aber man habe leider auch schon beobachtet, dass angeblich gesunde Waldflächen plötzlich abgestorben seien.

Um das Waldsterben einzudämmen, hat die Regierung eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. So soll unter anderem die Luftverschmutzung verringert werden, damit die Ökosysteme widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse werden. Schließlich soll die Bewirtschaftung der Wälder nachhaltiger werden.

Private Waldbesitzer in der Pflicht

In diesem Zusammenhang betonte die Umweltministerin, dass auch die privaten Waldbesitzer in die Pflicht genommen werden müssen. Ihnen gehören 54 Prozent der Waldflächen in Luxemburg. Die öffentliche Hand ist im Besitz der restlichen 46 Prozent.

34,5 Prozent des luxemburgischen Staatsgebietes (etwa 89.200 Hektar) sind bewaldet. „Die Wälder sind wichtig für die biologische Vielfalt und haben noch weitere bedeutende Funktionen wie z.B. die Filterung von Trinkwasser, die Sauerstoffproduktion, die Speicherung von CO2 und der Kampf gegen die Erosion“, erinnerte Carole Dieschbourg. Zudem sei der Wald hierzulande Arbeitgeber für mehr als 650 Menschen.

Neues Forstgesetz in Arbeit

Wie wird aber nun auf die Gefahr eines massiven Baumsterbens reagiert?
Ein neues Forstgesetz ist in Ausarbeitung. Es habe als Ziel, die bewaldete Fläche zu erhalten, so Dieschbourg. Außerdem werden darin Regeln aufgestellt, was das Baumfällen, die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger sowie die Waldpflege betrifft.

Am 22. Mai wird dann auch ein neues Subventionssystem im Bereich der Waldwirtschaft eingeführt. Eine Bewirtschaftung, die die Ökosysteme schützt, die natürliche Funktion der Wälder fördert, die Wald-Infrastruktur verbessert sowie Aktionen, die zu einem besseren Verständnis des Waldes und seiner Rolle führen, werden finanziell vom Staat unterstützt.

So wird unter anderem die Holzabfuhr mithilfe von Pferdezügen oder per Seilzug gefördert. Auch der Erhalt der Artenvielfalt und von sogenannten Biotop-Bäumen (mit einem Hohlraum) und die Schaffung von Altholz-Inseln (mindestens 10 Prozent der Waldfläche) werden bezuschusst. Die Mindestfläche, um eine Subvention zu erhalten, wird bei den Privatwaldbesitzern von 50 auf 40 Ar reduziert.

Die Regierung wolle die Bewirtschaftung der Wälder nicht verbieten oder verhindern, unterstrich Carole Dieschbourg. Es gehe lediglich darum, einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Wald zu erreichen. Der Einsatz von Maschinen sei weiterhin erlaubt und sogar erwünscht, wenn er der Nachhaltigkeit diene. Der Staat gibt aber nicht nur die Marschrichtung an. Er geht auch in seinen Wäldern mit gutem Beispiel voran, wurde am Mittwoch betont.

Abschusspläne

Ein weiteres Augenmerk gilt dem Wild. Dadurch, dass viele Tiere im Wald keine natürlichen Feinde (Bär, Wolf) mehr haben, vermehren sich einige Arten zunehmend – und mit ihnen der Wildverbiss. Als Verbiss bezeichnet man das Abbeißen von Knospen, Blättern oder Zweigen durch Wild- und Nutztiere. Deshalb habe die Regierung im Rahmen des neuen Jagdgesetzes Abschusspläne aufgestellt, die dieser Entwicklung der Wälder Rechnung tragen, so die Ministerin.

Schließlich wird der Hebel auch im Transport- und Bauwesen angesetzt. Ziel sei es, die Kohlendioxid-Belastung der Wälder zu reduzieren. So werden unter anderem umweltfreundliche Bauprojekte, Energiesparmaßnahmen und der Kauf von E-Fahrzeugen durch steuerliche Vergünstigungen unterstützt.