Der Champagner und die Krise

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Nach Jahren schier unbegrenzten Wachstums führt der Weg des wohl mythischsten Getränks in der Welt bergab. Der Champagner verliert seine Kunden. Er leidet unter den Spätfolgen der Finanzkrise von 2007/2008.

Im Jahre 2007 herrschte Jubelstimmung in der Gegend um Reims und Epernay im Osten Frankreichs. Mit einem Absatz von 340 Millionen Flaschen erreichte der Verkauf des französischen Schaumweins aus der Champagne einen Spitzenwert. Seitdem geht es bergab. In der Champagne geht die Furcht um, dass man in diesem Jahr weniger als 300 Millionen Flaschen verkaufen könnte. Die Situation ist verfahren.

Der Champagner

Das Gebiet, in dem Trauben für den Champagner angebaut werden dürfen, umfasst 33.500 Hektar Fläche. Das Gebiet wird in verschiedene Weinbauregionen eingeteilt. Sie sind: Montagne de Reims, Vallée de la Marne, Cote de Blancs, und Cote des Bar.

Für Champagner werden nahezu ausschließlich drei Rebsorten verwendet: Die roten Pinot Noir und Pinot Meunier sowie die weiße Chardonnay. Pinot Noir macht 38,4 Prozent der Rebfläche der Champagne aus, Pinot Meunier 33,3 Prozent und Chardonnay 28,3 Prozent. In einem Teil der Champagne, der Côte des Blancs, werden sortenreine Chardonnay-Cuvées hergestellt, die Blanc de Blancs. Pinot Noir gibt dem Wein die Fülle, Chardonnay die Finesse, Pinot Meunier die Fruchtigkeit.

Für Anbau und Herstellung von Champagner gelten strenge Qualitätsmaßstäbe. Die Pflanzdichte ist mit 7.000 bis 8.000 Rebstöcken je Hektar dichter als in den meisten anderen Weinbaugebieten. Der Höchstertrag ist auf 15.500 Kilogramm je Hektar begrenzt. In schwierigen Jahren kann er deutlich darunter festgesetzt werden. Zur Gewinnung von Rosé Champagnern wird dem weißen Grundwein 10 bis 20 Prozent roter zugefügt.

Für die Gewinnung von 102 Liter Most müssen 160 Kilogramm Traubengut verwendet werden. Aber nur die „Cuvée“ genannten ersten 82 Liter sind qualitativ hochwertig. Beste Champagner werden nur aus der Cuvée hergestellt, während zweite und dritte Pressungen mit mehr Bitterstoffen bei den Standardqualitäten mit verwendet werden. Aus 160 Kilogramm Trauben erhält man etwa 100 Liter Champagner. Das entspricht 133 Flaschen à 0,75 Liter.
(wy. mit Wikipedia)

Trotz seines weltweiten Rufes wird jede zweite Flasche Champagner immer noch in Frankreich getrunken. Die Champagne hat sich auf ihren traditionellen Märkten ausgeruht. Neue Exportmärkte gleichen die Verluste in Europa nicht aus. Im Oktober, eruierte die Nachrichtenagentur Reuters, lag der Absatzverlust bei sechs Prozent. Im vergangenen Jahr hatte er bereits bei 4,4 Prozent gelegen. Umzukehren ist der Trend auch in diesem Jahr nicht. Die Vereinigung der Champagner Produzenten rechnet mit einem Verlust von um vier Prozent in diesem Jahr.

Inlandsmarkt

Weil der Champagner Markt im wesentlichen ein Inlandsmarkt ist, kämpft er mit der Situation in Frankreich. Der Champagnerkonsum leidet unter erheblich erhöhten Steuern, die die Kaufkraft schmälern. Die Stimmung in Frankreich ist schlecht. In keinem europäischen Land wird das Wort „Krise“ so häufig in den Mund genommen. Die Arbeitslosigkeit sinkt nicht, wie von der Regierung in Paris versprochen. Sie stieg im November um 17.000 an.

Die Gewinnmargen französischer Unternehmen liegen auf dem Niveau von vor 30 Jahren. Hinzu kommen die relativ hohen Champagner Preise. Für Markenchampagner – etwa Moet et Chandon des Marktführers LVMH – muss man mindestens 39 Euro pro Flasche hinlegen. Wer eine Spezialität wie einen Millesime kaufen will, gibt um 79 Euro aus. Die großen Häuser und Marken versuchen, durch die Anhebung der Preise den Absatzverlust auszugleichen und den Gesamtumsatz des vergangenen Jahres von etwa vier Milliarden Euro zu halten. Dem steht die Tendenz der Discounter gegenüber, unbekannte Marken deutlich unter 20 Euro pro Flasche anbieten.

Preisdruck

Preisdruck gibt es auch in Exportländern. Auf dem wichtigsten Exportmarkt – Großbritannien – machen italienische und spanische Schaumweine dem Champagner das Leben schwer. Hier steht der Preis von 20 Pfund pro Flasche gegen sieben Pfund für eine Flasche Proseco. Andere Exportmärkte wie die USA stagnieren. China, der neue Markt, hat sich von 2011 auf 2012 von einer Million Flaschen auf zwei Millionen verdoppelt, stagniert. Er ist begrenzt auf Peking und Shanghai. China wird in der Champagne als ein Markt der Zukunft betrachtet.

In der Champagne selbst hat angesichts des zweiten Abschwungjahres in Folge ein Umdenken eingesetzt. Neue Märkte wie etwa Länder in Afrika sollen entwickelt, China und Australien intensiviert werden. Mit anderen Worten: Der Champagner soll auf den Weg zu einem globalen Produkt gebracht werden.

(Helmut Wyrwich / Tageblatt.lu)